Konstante Temperatur für die Papiere

Im Leseraum des Bornaer Stadtarchivs blättern zwei Leute in den Akten. Thomas Bergner und Dietrolf Berg. Bergner ist derzeit mit der Erfassung von Akten Bornaer Lageskizzen beschäftigt und Berg mit einem 30-seitigen Dokument über einen Wehrverband aus der Weimarer Republik, das Thema seiner Promotion – Alltag im Stadtarchiv.

Seit Wochen „wühlt“ sich der 26-Jährige aus Hessen durch die Archive Mitteldeutschlands. „Gestern war ich in Greiz und vorgestern in Gotha“, so Berg, der vor kurzem sein Geschichts- und Geografiestudium in Kassel beendet hat. Vor einigen Wochen hat er 120 Archive zwischen Magdeburg und Weimar schriftlich um Akteneinsicht gebeten. Die Bearbeitung solcher Anträge und das Heraussuchen der Akten sind nur ein Teil von Barbara Zurbrüggs Arbeit. Seit 1998 ist sie Archivleiterin der Stadt.

„Die meisten Besucher interessieren sich für ihre Familiengeschichten oder die Historie zu ganz bestimmten Gebäuden“, sagt Zurbrügg. Wissenschaftliche, heimat- und familiengeschichtliche Forscher sind ihre Hauptklientel. Doch Akteneinblicke bekommt nicht jeder. Ein berechtigtes Interesse ist streng nach dem sächsischen Archivgesetz geregelt. Beim erstmaligen Besuch ist ein Nutzungsantrag zu stellen. Im Jahresdurchschnitt lesen hier 150 Leute in allen möglichen Dokumenten. „Manche von denen bis zu einem halben Jahr“, erklärt Zurbrügg.

Bergner, ehrenamtlich im Förderverein des Museums engagiert, wälzte etliche Monate lang Akten für sein letztes Buch „625 Jahre Gnandorf“. Für die Bildbände „Borna – ein Jahrhundertbild“ und „Borna – Stadt der Braunkohle“ saß er noch mal so lange in der Abteilung Ortschronik eine Etage höher.

Die Akten sind seit dem Sommer in modernsten Rollregalanlagen untergebracht. Würden die in Pappkartons verstauten Dokumente nebeneinander gelegt, reichten sie um den halben Breiten Teich. Im vier Meter hohen Archivraum hat außer Zurbrügg kein anderer Mensch etwas zu suchen. Die Luftfeuchtigkeit liegt hier immer zwischen 45 bis 55 Prozent und die Temperatur zwischen 17 und 19 Grad Celsius. Gerade für die alten Rats-Urkunden aus der Zeit zwischen 1397 bis 1828 oder die uralten Unterlagen der Stadtverwaltung, die bis ins Jahr 1470 zurückreichen, ist das immens wichtig.

Kontakt:
Stadtarchiv Borna
Wettinstr. 9
04552 Borna
Tel.: 0 34 33 / 20 02 83
www.borna.de

Quelle: Leipziger Volkszeitung, 17.11.2003

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.