Der Wegzug des Historischen Archivs vom St. Petersburger Dekabristenplatz ist nur noch eine Frage der Zeit. Am 28. Oktober erließ die Petersburger Stadtregierung eine Anordnung, laut der das Archiv ein 2,5 Hektar großes Gelände im Krasnogwardejski-Stadtbezeirk rechts der Newa als Bauplatz übereignet bekommt. Unweit davon soll die Verwaltung des Archivs ein bereits fertiges Gebäude beziehen.
Der Konflikt um das mitten im Petersburger Zentrum gelegene Staatsarchiv dauert schon länger an. Im Dezember letzten Jahres war das ehemalige Senats- und Synode-Gebäude in den Besitz der Präsidentenverwaltung übergegangen, und die Mitarbeiter des Archivs hatten lauthals gegen ihre Vertreibung protestiert. Relative Ruhe war eingetreten, als Valentina Matwijenko, damals noch Putins Generalgouverneurin in der Nordwest-Region, versprach, eine Umsiedlung käme erst in Frage, wenn für entsprechende Ausweichmöglichkeiten gesorgt wäre.
In Ermangelung eines Gebäudes mit allen modernen Voraussetzungen für die Verwahrung von Archiv-Materialien bleibt nichts anderes übrig, als ein ganz neues Magazin zu errichten. Laut der Tageszeitung „Delowoi Peterburg“ war zuerst ein Bauplatz in der Nähe des neuen Gebäudes der Russischen Nationalbibliothek am Moskowski Prospekt im Gespräch. Doch nun kommt es anders – die neue Adresse für das Historische Staatsarchiv lautet Utkin Prospekt Nr. 6. Der Neubau wird zunächst auf 15 Millionen Dollar veranschlagt. Ganz in der Nähe, am Sanewski Prospekt Nr. 36, soll die Archiv-Verwaltung unterkommen.
Das Wawilow-Institut für Pflanzenkunde, das ebenfalls seinen angestammten Platz am Isaak-Platz verlassen und in den Besitz der Präsidenten-Verwaltung übergehen sollte, hat indessen einen Prozess in Eigentumsfragen gewonnen und ist (zumindest vorläufig) nicht mehr von der Umsiedlung bedroht. Doch bis das Staatsarchiv umzieht, werden sicher auch noch einige Jahre vergehen. Erst wenn die neuen Räumlichkeiten fertig sind, wird man sich ans Packen machen.
Quelle: RU Russland aktuell, 5.11.2003