Als Meisenheim 1315 Stadtrechte erhielt, wurde es durch Bruchsteinmauerwerk, Wehrgang, Türme usw. befestigt. Diese Befestigung ist heute noch in ihrem Gesamtverlauf erkennbar. Von den drei Stadttoren ist noch eines, das Untertor, Zeuge alter Wehrhaftigkeit. Dieses Tor ist ein viereckiger Festungsturm, dessen Mauern, wie die der Stadtmauern, 1,50 m dick sind.
Die Mitglieder des Stadtrates wussten, worüber sie diskutierten. Vor der Sitzung hatte der Meisenheimer Bürgermeister Volkhard Waelder den Rat zu einer Ortsbesichtigung eingeladen und einige Erklärungen zur eventuellen Verlagerung der im Untertor im Stadtarchiv liegenden Dokumente nach Koblenz gegeben.
Bei der anschließenden Sitzung des Stadtrates wurde über die Verwendung des Gebäudes gesprochen. Ob nun diese Räumlichkeiten an einen Hotelier verpachtet werden, der sie als Hochzeitssuite an frisch gebackene Ehepaare vermietet, oder ob sich ein Stadtschreiber finden lässt, der dort für einige Zeit arbeitet, ließ die Ratsrunde zunächst offen. Die Diskussion drehte sich um die Abgabe der Dokumente an das Landeshauptarchiv in Koblenz, deren Beauftragte vor einiger Zeit die Unterlagen gesichtet hatten.
Das Urteil dieser Fachleute, die klimatischen Bedingungen im Turm schaden den alten Dokumenten, hinterließ Eindruck bei den Ratsmitgliedern. Zweifel an einer möglichen Auslagerung nach Koblenz waren dennoch vorhanden: Hat Meisenheim nach einer Auslagerung noch Zugriff auf die eigenen Dokumente, welche Kosten entstehen der Stadt durch die Auslagerung, und könnte die Stadt nicht in eigener Regie das Archiv betreiben?
Waelder verneinte die Frage, ob die Stadt die ordnungsgemäße Pflege und Aufbewahrung dieser Dokumente in eigener Regie leisten könne. Es fehlten dort im Turm entsprechende Heizmöglichkeiten, um eine für die wertvollen Dokumente konstante Temperatur zu schaffen. Auch müsste für eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit gesorgt werden, und schließlich hätte die Stadt einen Archivar zu bestellen, der alles in Ordnung hält, erinnerte der Bürgermeister. Das wären aber Leistungen, die aus der Stadtkasse nicht zu bezahlen sind.
Nach eingehender Diskussion einigten sich die Mandatsträger, die Dokumente aus dem Stadtarchiv für einen Zeitraum von fünf Jahren dem Landeshauptarchiv in Koblenz zu überlassen – mit eindeutig geregelten Zugriffsmöglichkeiten der Stadt, wie Waelder betonte.
Für die im Stadtarchiv lagernden Bücher soll nun eine neue Bleibe gesucht werden, beschloss der Rat. Waelder nannte da verschiedene Möglichkeiten, diese z.B. im Feuerwehrhaus unterzubringen, wogegen die Verbandsgemeinde nichts hätte.
Quelle: Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, 25.10.2003