Unter dem Titel „125 Jahre Wertheimer Sammlungen“ wird im Grafschaftsmuseum am Mittwoch, 12. November, um 18 Uhr durch Oberbürgermeister Stefan Mikulicz eine Jubiläumsausstellung eröffnet, die bis 18. April 2004 zu sehen sein wird.
Am 8. November 1878 waren Wertheimer Bürgerinnen und Bürger öffentlich aufgefordert worden, „Schriften, Drucksachen oder bildliche Darstellungen, die sich auf Wertheimer Verhältnisse beziehen, für die anzulegende städtische Sammlung zu stiften“. Der damalige Gemeinderat stellte einen Schrank zur Verfügung, um die ersten Schriftstücke, Bücher und Bilder aus gräflichen und fürstlichen Zeiten aufzunehmen.
Die neue Jubiläumsausstellung „125 Jahre Wertheimer Sammlungen“ im Grafschaftsmuseum erinnert an diese musealen Anfänge in Wertheim. Gezeigt werden neben den Archivalien, die Beginn und Aufbau der Städtischen Sammlung dokumentieren, die frühesten Museumsobjekte selbst und ihre Präsentation zwischen 1904 und 1922, ergänzt durch alte Fotografien aus dem Besitz des Historischen Vereins.
Zur Geschichte der Sammlungen: Als erster Zugang wird am 29. November 1878 die farbige Zeichnung einer Disputation des Dichters Johannes v. Wetzlar mit dem Wertheimer Grafen Johann II. und dessen Sohn aus der Zeit um 1420/1430 aufgeführt, die Prinz Franz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg schenkte. Bereits im folgenden Jahre verzeichnen Ratsprotokolle und Presse erste Sachobjekte, darunter eine „irdene Schüssel vom Jahre 1763“ und ein „Holzmodell der alten Tauberbrücke, geschaffen und gestiftet von Wilhelm Weimar“. Als der fürstlich löwensteinische Archivar Karl Wagner (1833 bis 1889), der die Sammlungen förderte, im Jahre 1889 sein „Erstes Inventar“ aufstellte, führte er unter 173 Katalognummern diese beiden Gegenstände auf. Seit 1886 konnte die Sammlung im obersten Teil der Kilianskapelle, dem alten Gymnasiumsgebäude, regelmäßig besichtigt werden. 1895 wurden alle Gegenstände in 13 Kisten verstaut und die Kapelle nach jahrelangem Umbau wieder in den alten Zustand versetzt, um nach fachmännischer Beratung am 22. März 1904 als „Städtische Altertumshalle“ der Öffentlichkeit übergeben zu werden.
Im gleichen Jahr, am 25. April 1904, trat der „Historische Verein Alt-Wertheim“ ins Leben, dessen Gründungsmitglied, Kaufmann Otto Langguth, vom Gemeinderat am 9. Oktober 1905 mit der Leitung und Oberaufsicht der Städtischen Altertumssammlung betraut wurde. Als Konservator wurde er 1906 ermächtigt, pro Jahr bis zum Betrag von 50 Mark Gegenstände für die Altertumshalle zu erwerben.
Unter seiner Leitung, die er bis 1925 inne hatte, gelang es dem Historischen Verein, durch Beiträge und Spenden nicht nur die Sammlungen wesentlich zu vermehren, sondern auch das „Haus zu den vier Gekrönten“ als Vereinshaus und weiteres Museumsgebäude zu erwerben. In diesem Gebäude wurden im Sinne damaliger Museumsarbeit unter anderem eine altdeutsche Küche, die kleidungsgeschichtliche Sammlung und bürgerliches Kunstgewerbe gezeigt. In der Kilianskapelle blieben die sakralen Gegenstände, Waffen und Objekte der Wertheimer Zünfte und Handwerker.
1922 wurden hier nach dem wissenschaftlichen Konzept des Direktors des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, Karl Rott, die Bestände neu geordnet.
Heute sind beide Sammlungen, vermehrt um neue Erwerbungen, unter dem Dach des Grafschaftsmuseums zusammengeführt. Das Vereinshaus „Zu den Vier Gekrönten“ wurde 1999 mit dem Alten Rathaus der Stadt zu einem Museumskomplex in der Rathausgasse 6 bis 10 verbunden. Um diese Nahtstelle gruppiert sich die neue Ausstellung.
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Quelle: Fränkische Nachrichten, 24.10.2003