Er darf nicht fehlen, wenn es um das «Wunder von Bern» geht: Johan Schlüper aus Erkelenz bei Köln, der vielleicht ehrgeizigste Sammler von jedwelchen Gegenständen, die mit dem deutschen WM-Triumph von 1954 in Bern zu tun haben. Er ist mit seiner Frau nach Bern angereist, um bei der Schweizer Vorpremiere von Sönke Wortmanns Kinostreifen «Das Wunder von Bern» dabei zu sein. Den Film, bei dessen Entstehung er als Berater fungierte, findet er «ganz toll». Er lasse niemanden, aber wirklich auch niemanden unberührt.
Schlüper nutzt den Abstecher in die Schweiz, um seine Projekte im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2004 voranzutreiben. Auf der Baustelle des neuen Wankdorfs würde er im nächsten Sommer gerne Material aus seinem reichen Fundus an Eintrittskarten, Plakaten, Originalfotos, Programmheften, Trikots, Fussballschuhen und Zeitungsausschnitten zeigen. Im Hotel Belvédère in Spiez, wo die nachmaligen Weltmeister logierten, ist er Kurator einer Ausstellung zur WM 1954. Einen Besuch abstatten wird Schlüper auch dem Stadtarchiv Bern, dem er 2004 diverse Gegenstände zur Verfügung stellt.
Johan Schlüper hofft aber auch, im Raum Bern die eine oder andere heisse Spur zu finden, die ihn näher an sein ganz grosses Ziel führt: das komplette Filmmaterial des Finals Deutschland – Ungarn. Von diesem legendären Regenspiel ist im Verlauf der letzten beinahe 50 Jahre einiges an bewegten Bildern verloren gegangen. Als Schlüper vor über einem Jahrzehnt die Suche aufnahm, waren von «den bedeutendsten 90 Minuten unserer Fussballgeschichte» (Schlüper) nur gerade 18 Minuten vorhanden. Im Oktober 2004 ist der gelernte Kaufmann trotz grossen Anstrengungen immer noch ein ganzes Stück vom «Happyend» entfernt. Etwas über 30 Minuten hat er bisher in Privatarchiven aufstöbern können. Dennoch gibt der unermüdliche Sammler nicht auf. Der Schlüssel zum späten Erfolg liegt möglicherweise im Raum Bern bei drei leeren Filmschachteln, die Schlüper 1994 im Keller des Schweizerischen Fussballverbands in Muri fand. Die Schachteln waren beschriftet mit «Final in Bern/4. Juli 1954/Deutschland – Ungarn». Der dazugehörige Inhalt müsse bei jemandem im Estrich liegen, glaubt Schlüper. Sollte tatsächlich jemand eine verstaubte Filmrolle mit dem historischen Spiel bei sich zuhause haben, winkt ihm eine anständige Belohnung. Schlüper bietet für jede Minute, die ihm noch fehlt, 500 Schweizer Franken.
Quelle: eBund, 22.10.2003