Die frühere italienische Kulturministerin Giovanna Melandro schlägt Alarm: Die staatlichen Zuschüsse für Museen, Bibliotheken und Archive seien so stark gekürzt worden, dass ihr Fortbestand akut gefährdet sei. «Alle bisherigen Anstrengungen werden zunichte gemacht», zitiert die Zeitung «La Repubblica» die Politikerin, die den oppositionellen Linksdemokraten angehört.
Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi 2001 seien die Verwaltungsetats der kulturellen Einrichtungen seien um insgesamt mehr als 30 Prozent beschnitten worden, berichtet das Blatt. In vielen Fällen reichten die verfügbaren Gelder noch nicht einmal mehr aus, um Wasser-, Strom- und Telefonrechnungen zu bezahlen.
Die Misere betrifft nicht nur entlegene Provinzmuseen. So drohte im vergangenen Herbst den berühmten Uffizien in Florenz der Blackout. Das Museum war mit Stromrechungen von 286.000 Euro im Rückstand. In Neapel gebe es nicht einmal genug Geld für die städtische Müllabfuhr, beklagte sich der Leiter des Museumsbehörde, Nicola Spinosa.
Das Kulturministerium sei bankrott, konstatiert der Gewerkschafter Gianfranco Cerasoli. Ressortleiter Giuliano Urbani habe die Kürzungen stillschweigend akzeptiert. Die laufenden Unterhaltskosten für die Kulturstätten müssten längst aus anderen staatlichen Etats bestritten werden. Zugesagte Entschädigungen kamen laut Cerasoli nie an.
Die Folge: Restaurierungsarbeiten müssen immer weiter aufgeschoben werden. Zudem könnten die Museen abends nicht mehr länger öffnen, kritisierte der Gewerkschafter. Die Besucherzahlen seien rückläufig, noch dazu drohe das Museumspersonal mit Streiks.
Quelle: Netzeitung, 13.10.2003