Die Geschichte des Wiesbadener Hotel „Bären“ geht zurück bis ins 15. Jahrhundert. Nicht ganz so alt sind die historischen Zeugnisse, Dokumente und Briefe, die jetzt mit alten Fotos von der Betreiberfamilie Bödeker an das Stadtarchiv Wiesbaden übergeben wurden.
„Als Grethe Weiser hier ankam und das Licht ausging, bedankte sie sich erst mal für den tollen Empfang“, erinnert sich Zeitzeugin Emmy Bödeker an den Besuch der Schauspielerin 1954. Bei der Übergabe zahlreicher Dokumente, Briefe und Bilder an das Stadtarchiv hatte die Besitzerin des „Bären“ einiges an Anekdoten und Geschichten zu erzählen.
Von den goldenen Filmjahren Wiesbadens künden vor allem die Gästebücher, die mit Widmungen von Gert Fröbe, O.W. Fischer, Curd Jürgens oder Hans Albers eine „wahre Fundgrube“ darstellen, wie sich Kulturdezernentin Rita Thies sichtlich freute. Durch den Einfluss der in Wiesbaden ansässigen Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft verkehrten zwischen 1949 und 1959 viele Stars in der Filmstadt Wiesbaden, viele davon stiegen im „Bären“ ab, das vor allem für sein gutes Essen gelobt wurde – und für die Gastfreundschaft, für die sich beispielsweise Sonja Ziemann 1961 „mit allen guten Wünschen“ beim „lieben Bären“ bedankte, bevor sie sich der Liebe wegen für fünf Jahre gleich ganz in Wiesbaden niederließ.
Ob eifersüchtige Ehefrauen, Gulasch kochende Maifest-spiele-Regisseure oder amerikanische Soldaten, die in letzter Minute daran gehindert werden konnten, das komplette Mobiliar zu beschlagnahmen: Das Haus, das während eines Luftangriffs 1945 teilweise zerstört wurde, hat einiges erlebt. „Bei uns hat sich viel abgespielt“, fasst Bödeker untertreibend zusammen. Die Nachkriegszeit schließlich sei „eine schwere, aber interessante Zeit“ gewesen, so Emmy Bödeker. So habe sie von der ersten D-Mark Parkettböden gekauft.
Mit der Fülle von Material, das im Stadtarchiv datiert, verzeichnet, erfasst und gelagert wird, können künftig historische und kulturgeschichtliche Zusammenhänge dargestellt und historische Recherchen erleichtert werden. „Gerade die Korrespondenz während der Kriegsjahre“, so Archivar Thomas Weichel, „ist ein wichtiges Dokument der Stadtgeschichte“ – von dem auch das künftige Stadtmuseum profitieren könne, so Thies. Für die Familie Bödeker, die das traditionsreiche Haus 1926 übernommen hat und nun in dritter Generation führt, geht es schlicht darum, „unsere heutigen Gäste für die Historie des 'Bären• zu sensibilisieren“, führte Betreiber Michael Bödeker aus.
Diese beginnt bereits mit der Erwähnung als Badhaus 1471, der damalige Besitzer Gelen Hen betrieb den „Bären“ aber wohl schon früher. Im 17. Jahrhundert war das Haus das best besuchte und angesehenste Badhaus der Stadt. 1814/15 schließlich kam Goethe in den „Bären„, dieser erlebte gerade wieder eine seiner verschiedenen Blütezeiten. 1902 wurde das Haus auf dem jetzigen Grundstück Ecke Bärenstraße/Kleine Webergasse als „Savoy Hotel“ neu erbaut, 1910 dann wieder rückbenannt. Im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges wurde bei einem Luftangriff das Badhaus zerstört und mit Gesicht zum Dreililienplatz wieder hergestellt.
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Quelle: Wiesbadener Kurier, 30.9.2003