Jeder der fünf Vorortbereiche, die sich im Dortmunder Nordosten entlang der Hellwegschiene ziehen – Körne, Wambel, Brackel, Asseln und Wickede, bis zur Stadtgrenze Unna – hat sein Eigenleben. Obwohl die Straße selbst ihren Zusammenhang durch die gemeinsame Historie vorweist. Der Hellweg ist etwas Besonderes.
Das wussten schon lange vor den Ortsgründungen entlang des Weges unsere sächsischen Ahnen. Später die Römer, die die Verbindung als Heerstraße nutzen. Im Mittelalter führte der Hellweg von Duisburg bis Höxter. Seine Nachfolger – die preußische Chaussee aus dem frühen 19. Jahrhundert (die heutige B 1) und die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts fertiggestellte Autobahn 44 „folgen prinzipiell der alten Wegführung, wenn sie heute auch unter Umgehung der Innenstädte etwas südlicher verlaufen“, so Reinhild Stephan-Maaser vom Hellweg-Museum Unna.
Schon Kaiser Karl nutzte alten Weg
Dortmunds große Stadthistorikerin Luise von Winterfeld beschreibt in ihrer „Geschichte der Freien- und Hansestadt Dortmund“ in der Auflage von 1956, dass der Name Hellweg, „an dem viele uralte Friedhöfe lagen, mythologisch als Weg galt, der zur Totengöttin Hel“ führte.
Sehr viel nüchterner sei nach von Winterfeld eine Deutung von Karl Rübel aus dem 19. Jahrhundert. Er setzte den Namen mit Kaiser Karl dem Großen in Verbindung (um 800), der zum Schutze des Reichsgutes seine Gefolgsleute an der großen Heerstraße, dem Hellweg, ansiedelte.
Dr. Norbert Reimann beschreibt in der 1994 verlegten „Geschichte der Stadt Dortmund“, dass der Hellweg „als älteste und wichtigste Verkehrsverbindung zwischen Rhein und Weser“ gilt.
Und Reimann weiter: „Der ,Hellweg´ bedeutet ,lichter, breiter Weg´ und bezeichnete wichtige Königs- und Heerstraßen, deren Breite der Länge eines Speeres entsprach. Er war keineswegs nur auf den rheinisch-westfälischen Hellweg beschränkt“.
Körne genießt neben allen übrigen Vororten Dortmunds eine Sonderstellung: Er war der erste Bereich, der nach Dortmund eingemeindet wurde.
Hintergrund des Eingemeindungsbeginns war natürlich der industrielle Fortschritt in den Ruhrgebietsstädten. Fast hätte die neue Stadt Gelsenkirchen die alte Stadt Dortmund überrundet, zumindest, was die Einwohnerzahlen anging.
Denn das blutjunge Gelsenkirchen war von 1900 bis 1905 von 37 000 auf 147 000 Seelen angewachsen. Doch die alte Reichs- und Hansestadt Dortmund reagierte schneller.
Dr. Günther Högl beschreibt diesen „Wettlauf“ in dem vom Stadtarchiv herausgegebenen Band „Geschichte der Stadt Dortmund“ so: „1901 begannen die Eingemeindungsverhandlungen mit der Gemeinde Körne im Kreishaus des Landkreises Dortmund, die am 22. März 1904 mit der Genehmigung des Vertrages abgeschlossen wurden.“ Und mit dem Gesetz vom 1. April 1905 wurde dann Körne als erster Gebietsteil aus dem Landkreis Dortmund in den Stadtkreis Dortmund aufgenommen.
Der Körner Hellweg, zwischen zwei Brücken gelegen, die einerseits die Stadtmitte und andererseits den Vorortsbereich Wambel abschließen, markiert als Hauptverkehrsader eben auch Körne.
An diesem Hellwegbereich haben sich viele Geschäfte angesiedelt, die dem Kunden alles bieten, von Lebensmitteln über Modefachgeschäfte, Apotheken bis Zoohandlung, Reinigungen und vieles mehr. Der Körner Bewohner braucht eigentlich nur zum Hellweg zu gehen und wird fündig. Das betrifft auch den Gastronomiebereich. Die Kneipe an der Ecke, deutsche und ausländische Angebote in den vielen Gaststätten, jeder Geschmack wird „vor Ort bedient“. Und dass die Körner auch zu feiern verstehen, zeigt ihr dreitägiges Fest „Körner Treff“, vom Gewerbeverein ins Leben gerufen, das just jetzt noch bis einschließlich Sonntag rund um das Ärztehaus mit viel Unterhaltung läuft.
1,2 Kilometer lang ist übrigens der Körner Hellweg-Beritt von Brücke zu Brücke. Insgesamt bringt es der östliche Hellweg-Bereich bis Unna auf zehn Kilometer Länge.
Immer mit der Stadt verknüpft
Dass Körne und sein Hellweg politisch zur Bezirksvertretung Innenstadt-Ost und nicht zu der von Brackel gehört, ist wiederum mit der geschichtlichen Entwicklung zu erklären. Das alte Körne, urkundlich im 10. Jahrhundert erstmals erwähnt, hat sich immer mehr zu Dortmund als zu den benachbarten Gemeinden hingezogen gefühlt.
1906, also nach Körnes Eingemeidung, aber vor der Eingemeindung weiterer Ortschaften am Hellweg, eröffnete die Straßenbahngesellschaft des Landkreises eine Strecke auf dem Hellweg, die eben von Körne über Asseln und Wickede nach Unna führte. Nachdem die Straßenbahngesellschaft von der Stadt übernommen worden war, führte die damalige Linie 11 vom Dortmunder Hauptbahnhof bis Unna. Das letzte Stück wurde erst 1965 still gelegt.
Quelle: WAZ Dortmund, 12.9.2003