Fehlende Unterstützung durch Staat und Kirchen haben kirchliche Bibliothekare aus ganz Deutschland am 26. August bei einer Tagung im oberbayerischen Kloster Benediktbeuern beklagt. Es sei zu befürchten, dass „kulturhistorische Substanz unter die Räder kommt“, sagte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München, Hermann Leskien, als Gast des vom evangelischen Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken (VkwB) und der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) organisierten Kongresses.
Rund 10 Prozent des wissenschaftlichen Buch- und Handschriftenbestandes in Deutschland (rund 17 Millionen Bände) befindet sich in kirchlichen Bibliotheken und Archiven. Pflege und Ergänzung dieser Bestände rutsche aber an den Rand kirchlichen Interesses, wurde geklagt. Angesichts des Rationalisierungsdrucks in den Kirchen sei die Gefahr groß, dass sie ihrer historischen Rolle als Kulturträger nicht mehr genügend nachkämen, sagte VkwB-Vorsitzender Armin Stephan, Leiter der Bibliothek der Theologischen Hochschule Augustana in Neuendettelsau (Mittelfranken). Selbst in den Landeskirchenämtern seien Bibliotheken und Archive von Schließung bedroht, klagte Stephan.
Die kirchlichen Bibliotheken wollen die Nöte ihres Arbeitsbereiches „in ökumenischer Gemeinsamkeit“ stärker in die Öffentlichkeit tragen, wurde betont. Die Einrichtung eines Bestandskatalogs wissenschaftlich-kirchlicher Bibliotheken im Internet unter www.kivk.de/vthk stehe kurz vor der Vollendung. Direktor Leskien erklärte, die kirchlichen Bibliotheken hätten „eine wichtige Ergänzungsfunktion zu den staatlichen Bibliotheken“. Dort fehle es inzwischen an theologisch vorgebildetem Personal, aber auch an Fachkräften mit Latein-Kenntnissen. Die Tagung in Benediktbeuern, die noch bis Freitag (29.08.) dauert, ist die zweite nach einem Treffen im oberbayerischen Frauenchiemsee vor drei Jahren.
Quelle: epd Bayern, 26.8.2003