Wertvolle Baupläne und Fotos des Kölner Doms, des Wiener Stephansdoms und der Prager Burg sind zum Schutz der Originale als Computerdateien gespeichert worden. Die Digitalisierung dient auch dazu, Archiv-Bestände zugänglich zu machen.
„Historische Pläne werden nicht besser, wenn man sie herauszieht. Trotzdem brauchen wir sie immer wieder“, sagte die Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner am Freitag bei der Vorstellung des Projekts. Auch die Universität Leiden ist beteiligt. Die Europäische Union förderte die aufwendige Arbeit am Digitalen Europäischen Kathedralen-Archiv DECA.
Die Computerexperten boten alles auf, um die Originale zu schonen. Ein Scanner in Doppelbett-Größe wurde in der Kölner Dombauhütte aufgebaut. Der Lichtbalken fuhr über die Dokumente, damit nur die Abschnitte dem Licht ausgesetzt waren, die gerade erfasst wurden, und das nur möglichst kurz. Für die wissenschaftliche Arbeit schraubten die Datenerfasser die Auflösung so hoch, dass schon die Datei eines einzigen Plans mehr Speicherplatz braucht als eine CD-ROM bietet.
Entsprechend gut ist die Wiedergabe. Auf dem Computerausdruck eines Domturmplans sind selbst Fingerabdrücke von Leuten zu sehen, die das Original früher einmal in der Hand hatten. Vergrößerungen lassen Bezeichnungen erkennen, die die Zeichner der Pläne in früheren Jahrhunderten mit Lupe und spitzem Stift eingetragen haben müssen.
Es wurden zwar rund 50 000 Pläne, Grafiken und Fotos erfasst, sie sind aber nur ein Bruchteil der jeweiligen Archive. In Köln seien vor allem Zeichnungen und historische Fotos von Domteilen digitalisiert worden, deren Erneuerung ansteht, sagte Schock-Werner, außerdem Belege für die Zerstörungen rund um den Dom im Zweiten Weltkrieg.
Auch in Wien kamen Bilder vom Wiederaufbau unter den Scanner, sowie Fotos, die Einblicke in die Bausubstanz gewähren. Die Universität Leiden steuerte Dias der Weltarchitektur bei, vor allem aus Zentraleuropa. Und das Archiv der Prager Burg war froh, einen Teil seines Bestands digital sichern lassen zu können.
Die Daten wurden in verschiedenen Auflösungen erfasst – in höchster Qualität für Wissenschaftler und Baumeister, weniger dicht zur Speicherung auf CD, und als kleine Dateien für das Internet, wo sie von September an unter „www.deca-forum.net“ stehen.
Wenn ein Bauingenieur künftig einen Blick auf einen Originalplan werfen muss, kann das Dokument im Archiv bleiben – das verlängert seine Lebensdauer. Dasselbe gilt für Fotos, die beispielsweise ein Verlag für einen Bildband einsehen und abdrucken will. Dass die Digitalisierung ihre beiden Zwecke – Originale schonen und zugleich besser zugänglich machen – erfüllt, daran gibt es also keine Zweifel.
Fachleute warnen aber vor dem Irrglauben, dass die Informationen damit für alle Zeiten gerettet wären. Ob heutige Computerdateien jemals so alt werden wie die Originalpläne und Fotos, ist fraglich. Datenträger verfallen, Software und Hardware ändern sich, die Dateien müssen also immer wieder neu gesichert und auf aktuelle Medien kopiert werden. „Wir empfehlen, das Original als erste und wichtigste Sicherung gut zu behandeln“, sagte Ed Gartner von der Firma CD-LAB, die für das Scannen der Dokumente verantwortlich war.
Internet: DECA – verfügbar von September 2003 an: http://www.deca-forum.net
Quelle: FR-online, 22.8.2003