Leicht ist Aenne Brügmann ihre Schenkung nicht gefallen. Handelt es sich doch um alte Familienerbstücke. Doch im Blomberger Stadtarchiv weiß sie diese in guten Händen. Die heute in Minden lebende gebürtige Blombergerin überreichte Stadtarchivar Dieter Zoremba Bücher und Unterlagen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Darunter befindet sich auch das Amtsbuch der Zeug- und Raschmacher aus dem Jahr 1719. „Das ist für einen Archivar wie Weihnachten“, freute sich Zoremba über das Geschenk, das ein Stück Stadtgeschichte erhellt. Das Amtsbuch ergänze den Bestand hervorragend.
Aenne Brügmann hat die Geschichte ihrer Familie bis zum Großvater zurückverfolgt, der als Johann Friedrich Wahle in Blomberg geboren wurde. „Ich bin immer ein konservativer Mensch und an Geschichte interessiert gewesen“, begründet die rüstige 87-Jährige ihren Wissensdrang. Sie wuchs in der Nelkenstadt auf, zog nach ihrer Heirat 1939 fort, lebte dann aber noch einmal während des Krieges in Blomberg.
Ihre Familie machte sich in Blomberg als Zeug- und Raschmacher einen Namen. Ein Raschmacher konnte ein nach der Stadt Arras benanntes leichtes Wollgewebe anfertigen. In der Walkenmühle, die Wahle zusammen mit August Franke 1871 gekauft hatte, wurden leichte Wollgewebe, Loden, Flanelle und Wollgarne verkauft. Aenne Brügmann kann sich noch daran erinnern, dass die Stoffe auf dem Rücken bis nach Höxter getragen wurden. Wahle fertigte auch die roten Wollstoffe der Bückeburger Trachten an. Der Vater, inzwischen nur noch Händler, baute 1893 im Langen Steinweg ein eigenes Haus, wo Stoffe verkauft wurden.
Wie die Farben damals hergestellt wurden, darüber gibt ein Farbenbuch aus dem Jahr 1878 Auskunft, das Aenne Brügmann dem Archiv ebenfalls überreichte. Es verrät die Rezepturen, mit denen Wollfäden in kali- und indigoblau, rot, und braun eingefärbt wurden. Sogar die eingeklebten Wollreste sind noch ausgezeichnet erhalten.“So etwas habe ich noch nicht gesehen“, begeistert sich denn auch Zoremba. Kaufverträge und Urkunden vervollständigen den Blick in die Blomberger Handwerksgeschichte.
Das Geschäft im Langen Steinweg hat es bis in die 60er Jahre gegeben. Das Handwerk des Zeug- und Raschmachers war jedoch schon Ende des 19. Jahrhunderts zum Erliegen gekommen.
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Quelle: Lippische Landeszeitung, 8.8.2003