1828 erstes Pferderennen in Neubrandenburg

Zwar feiert der Reitsportverein „Vier Tore“ dieser Tage im Rahmen eines großen Reit-, Spring- und Fahrturniers seinen 50. Geburtstag, doch reicht die Historie des Pferdesports in Neubrandenburg wesentlich weiter zurück. Die Straßennamen Reitbahnweg und Pferdemarkt weisen darauf hin.

Peter Maubach, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Regionalmuseum, öffnete bereitwillig die Archive und heraus kam Erstaunliches: Schon Ende August 1828 gab es in Neubrandenburg erste Pferderennen. Dem allgemeinen Trend folgend, die Ergebnisse der Arbeit der Region bekannt zu machen, hatten die Stadt und der „Landwirtschaftliche Verein für Mecklenburg-Strelitz“ 1827 beschlossen, in Neubrandenburg eine Rennbahn anzulegen. Rennen, Pferdemärkte, Tierschauen und Ähnliches sollten veranstaltet werden. Die Region bekannt machen, den „Tourismus“ ankurbeln, lautete die Devise. Das Schweriner Freimüthige Abendblatt berichtet, dass nach einjähriger Bauzeit vom 27. bis 29. August 1828 „Pferderennen, Pferde- und Füllenschauen sowie Verkauf“ stattfanden.

Zum Ablauf der ersten Neubrandenburger Pferdetage vermeldet das Freitmüthige Abendblatt weiter: Die Fläche der Neubrandenburger Rennbahn „ist durchweg eben und mit großer Sorgfalt sind alle Vertiefungen – deren es hier gewiss viele gegeben hat, da der Boden mit Holz bewachsen war, welches erst ausgeradet werden musste – durch aufgefahrenen und eingestampften Sand ausgeglichen. Wenn alles erst gehörig beraset ist, welches bei der fruchthaltenden Lage des Erdreichs binnen kurzem der Fall seyn muß, so wird die Neubrandenburger Rennbahn, rücksichtlich ihrer mit Umsicht kunstvoll geebneten Grundfläche, nicht leicht ihres Gleichen finden, obgleich sie wegen der Lage und natürlichen Mischung des Erdbodens nie die Festigkeit erhält, also auch den Rennpferden weniger zusagt !
Wir hoffen, dass es den Neubrandenburger Rennen nie an Konkurrenz fehlen werde, und dass die patriotische Bereitwilligkeit der Stadt, die Sorgfalt und Kosten, welche sie auf die so zweckmäßig vollendete Rennbahn verwendet, durch einen ferner fortdauernden lebhaften Verkehr belohnt werde!“

Neubrandenburgs Pferderennen hatten zunächst lebhaften Zuspruch. Wer was auf sich hielt, kam zum Rennen. Der Bürgermeister war etablierter Hauptschiedsrichter. Gewettet wurde an der Rennbahn und es ist auch von ersten Versuchen die Rede, Rennen zu manipulieren. Kritiker gab es natürlich auch. Der englische Profireiter Ch. J. Apperlay schrieb unter anderem.: „Ich wohnte mit Graf Hahn zusammen mitten in der Stadt, die das schlechteste Pflaster hat, das mir in dünnen Schuhen jemals vorgekommen ist.“ Und an anderer Stelle: „Unter den Nennungen befand sich Baron Biels ,Bolero‘, der, obwohl ein herzlich schlechtes Pferd, mit Webb im Sattel, doch von den Neubrandenburger Sportsmen als zu überlegen angesehen wurde, so dass sich diese einstimmig weigerten, gegen einen solchen Gegner zu starten. Erst die Zurücknahme von ,Bolero‘ ermöglichte das Rennen.“
Um 1860 sank das Interesse der Zuschauer. Es kamen nur noch wenige. Die Stadt gab schließlich 1868 die Rennbahn zugunsten der Stralsunder Bahnlinie auf, die genau durch das einstige Renngelände führte.

Kontakt:
Regionalmuseum Neubrandenburg
Treptower Straße 38
17033 Neubrandenburg
Tel. 0395/5551921
Fax. 0395/5552936
Museum@Neubrandenburg.de
www.mvweb.de/museen/hm003.html

Kontakt:
Reitverein RSV Vier Tore Neubrandenburg e.V.
Rostocker Str.17
17033 Neubrandenburg

Quelle: Nordkurier vom 23.6.2003. – Die Zeitung wird die Geschichte des Pferdesport in Neubrandenburg in einer kleinen Artikelserie weiter beleuchten.

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