Eine visuelle Reise durch die Geschichte Villingens unternahmen die Besucher einer Ausstellung im Dorfgemeinschaftshaus. Der noch junge, aber sehr aktive heimatkundliche Arbeitskreis innerhalb der Kirchengemeinde hatte Zeugen der Vergangenheit, die bislang im Kirchen- und Gemeindearchiv schlummerten, in Schaukästen und an Wandtafeln für einen Tag zugänglich gemacht. Die zahlreichen Besucher staunten, wie der Gießener Anzeiger am 6.5.2003 berichtet, was an alten Urkunden und Büchern, Chroniken und Kirchenbüchern noch vorhanden war, wenngleich nur ein Bruchteil der vorhandenen Schriften gezeigt werden konnte.
Schmuckstück der Ausstellung waren Pergamente aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Interessant war auch ein Beedebuch von 1644, in dem Zinsen und Abgaben vermerkt waren. Die Grafen und Landesherren fanden offenbar immer einen Grund für Steuern oder Frondienste. Gefunden wurde auch ein Schätzungsbuch von 1557, eine Art Grundbuch.
Aus dem Dreißigjährigen Krieg waren Verträge über Fouragelieferungen zu sehen, ebenso wie Bittschriften an die Obrigkeit und Schätzungen für die Truppen des Generals Spinola. Ähnliches gibt es aus dem Siebenjährigen Krieg um 1760. In Bild und Schrift waren Funde in Villingen aus der Eisenzeit und Brandkeramik aus der Jungsteinzeit dokumentiert. Ein Gerichtsbuch des Obergerichts „Vilden“ enthält Niederschriften von Verhandlungen über „Frevelanzeigen“. Aus ihm geht hervor, dass zum Gerichtsbereich die Ortschaften „Nonnenroth“, „Röttges“ und „Nieder-Beßingen“ gehörten. Umgeben war es in der Vitrine von Kaufverträgen ab Anfang des 17. Jahrhunderts, akribisch in gestochener Sütterlin-Schrift aufgezeichnet. Eine Pinwand zeigte die Entwicklung und Renovierung der 1330 erstmals erwähnten Villinger Kirche im Laufe des vergangenen Jahrhunderts. Eine weitere Tafel erinnert in Bildern an das frühere Ortsbild und alte Gebäude, die es teilweise nicht mehr gibt. Sehr ausführlich dargestellt ist die Entwicklung der Villinger Wasserversorgung und schließlich waren noch alte Flurkarten ausgestellt.
Pfarrer Hartmut Lemp und Heimatkundler Heinz Probst sehen in den Unterlagen eine Möglichkeit, auch einen soziologischen Einblick auf die Bevölkerungsstruktur der Vergangenheit zu geben. Die Auswertung ist sehr zeitintensiv und die Erhaltung, die zum Teil nur über eine Restaurierung der alten Bücher und Schriftstücke geht, ist sehr teuer. Aus den Unterlagen, die Probst mit dem heimatkundlichen Kreis sichtet, entstehen kleine Schriften, die schrittweise die Vergangenheit des Hungener Stadtteils offenbaren. Das aktuelle Heft trägt den Titel „Die Villinger und ihr Wasser“.