Säkularisation im Kloster Schussenried

Das ehemalige Prämonstratenserkloster Schussenried eignet sich in besonderer Weise, um im Rahmen der Großen Landesausstellung Baden-Württemberg „Alte Klöster – neue Herren“ des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart an Vorgeschichte, Verlauf und Auswirkungen der Säkularisation seit 1803 zu erinnern. Die Mönche mussten ihr Kloster verlassen, obgleich es zuvor bereits Tendenzen einer katholischen Aufklärung auch in Schussenried gegeben hatte. 1782 endete, wie die SZ (vom 22.4.) ausführlich darlegt, nach drei Jahren erbitterten theologischen Ringens der „Kappenstreit“ mit einem Sieg der Reformer. Fortan durften die Prämonstratenser neben den traditionellen, unbequemen weißen Biretts weiche, schwarze Kappen tragen. Ansonsten forcierten die Mönche ihre wissenschaftlichen Anstrengungen, um den Ruch des Unzeitgemäßen loszuwerden.

Info:
Alte Klöster – Neue Herren. Säkularisation im deutschen Südwesten
vom 12. April bis 5. Oktober 2003 im Neuen Kloster in Bad Schussenried
(Katalog und zwei Aufsatzbände. Verlag Thorbecke, Ostfildern. 30 Euro)

Kontakt:
Zentrale Informations- und Buchungsstelle zur Landesausstellung
Klosterhof 1
88427 Bad Schussenried

Konferenzankündigung:
Die Säkularisation im Prozess der Säkularisierung Europas
(12.05.2003-15.05.2003, Neues Kloster)
Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur e.V. mit Unterstützung der Stiftung Oberschwaben, Bad Schussenried
Wissenschaftliche Organisation: Prof. Dr. Peter Blickle, Universität Bern

Programm

Sonntag, 11. Mai 2003, 19 Uhr:
Prof. Dr. Alfred Grosser, Paris: Säkularisierung und „laïcité“. Welche Bedeutung für Europa gestern und heute?

Montag, 12. Mai, vormittags 9-13 Uhr plenar
– Prozesse der Entsakralisierung in der europäischen Geschichte
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Kaspar von Greyerz

Prof. Dr. Herfried Münkler, Berlin: Die Säkularisierung der Macht und die Autonomie des Staates
Prof. Dr. Paolo Prodi, Bologna: Konkurrierende Mächte – Verstaatlichung kirchlicher Macht und Verkirchlichung der Politik
Prof. Dr. Rudolf Schlögl, Konstanz: Rationalisierung als Entsinnlichung religiöser Praxis in der Neuzeit
Prof. Dr. Walter Sparn, Erlangen-Nürnberg: Frömmigkeit ohne Kult. Die Rationalisierung der Religionen

Montag, 12. Mai, nachmittags 15-18 Uhr in zwei Sektionen
– Gelungene und gescheiterte Säkularisierung an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit

Sektion 1 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. André Holenstein):
Dozent Dr. Thomas Fuchs, Berlin: Spätmittelalterliche Frömmigkeit und Rationalisierung der Religion – Beobachtungen in der süddeutschen Städtelandschaft
Prof. Dr. Peter Blickle, Bern: Luther, Zwingli, Schappeler und die Sakralisierung von Macht in Süddeutschland
Dr. Sabine Ullmann, Augsburg: Zwei Konfessionen in einem Land – Stabilisierung oder Dekonstruktion der Religion

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Rudolf Schlögl):
Prof. Dr. Arnold Angenendt, Münster: Sakralisierung und Säkularisierung im späten Mittelalter
Prof. Dr. Bernd Roeck, Zürich: Theozentrisch – anthropozentrisch. Die Begründung der Moderne aus der Renaissance durch Jacob Burckhardt
Prof. Dr. Thomas A. Brady, Jr., Berkeley: Reformation als Rechtsbruch – Nationalisierung und Territorialisierung der Religionen

Plenarsitzung – Berichte der Diskussionsleiter

Dienstag, 13. Mai, vormittags 9-13 Uhr in zwei Sektionen
– Implodierendes Altes Europa

Sektion 1 (Diskussionsleitung: Prof. Dr.Wolfgang Wüst):
Prof. Marc R. Forster, New London: Barock als Herrschaftsstil und  Ausdruck der Alltagskultur in Oberschwaben
Prof. Dr. Wolfgang von Hippel, Heidelberg: Verhinderter Aufschwung? Agrarkonjunktur, Arbeitsmarkt und Architektur
Dr. Hartmut Zückert, Köln: Das schlechte Gewissen der Prälaten – Fronstreik frommer Bauern

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Heribert Smolinsky):
Prof. Dr. Kaspar von Greyerz, Basel: Barock als Sakralisierung Europas?
Prof. Dr. Heinz Duchhardt, Mainz: Absolutismus als Säkularisierung Europas?
Prof. Dr. Peter Hersche, Bern: Barrieren gegen den „Fortschritt“: Die katholische Barockkultur
Prof. Dr. Heinrich R. Schmidt, Bern: „Verfall der Religion“. Epochenwende um 1700?

Dienstag, 13. Mai, nachmittags 15-18 Uhr in zwei Sektionen
– Napoleon ist an allem schuld?

Sektion 1
Prof. Dr. Andreas Holzem, Tübingen: Die Säkularisation in Oberschwaben
Prof. Dr. Konstantin Maier, Eichstätt: Klosterstaat zwischen Verstaatlichung und Privatisierung (Korreferat)
Dr. Vadim Oswalt, Weingarten: Frömmigkeit im ländlichen Oberschwaben – nach der Säkularisation

Sektion 2
Prof. Dr. André Holenstein, Bern: Helvetik und Säkularisation
Prof. Dr. Winfried Schulze, München: Die Säkularisation als Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation

Plenarsitzung – Berichte der Diskussionsleiter

Mittwoch, 14. Mai, vormittags 9-13 Uhr in zwei Sektionen
– Formatierungsprobleme eines neuen Europa

Sektion 1 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Peter Blickle):
Prof. Dr. Franz Quarthal, Stuttgart: Die Mediatisierung des Adels in Oberschwaben
Prof. Dr. Rolf Kiessling, Augsburg: Die Munizipalisierung der Reichsstädte
Dr. Andreas Schmauder, Ravensburg: Von der Reichsstadt zur Oberamtsstadt

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Günter Lottes):
Prof. Dr. Michael Maurer, Jena: Konfessionelle Identität des Bürgertums um 1800
Prof. Dr. Lothar Gall, Frankfurt: Vom Untertan zum Staatsbürger
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf, München: Politische Theorie und säkularisierter Staat

Plenarsitzung 12.30 – Berichte der Diskussionsleiter

Donnerstag, 15. Mai, vormittags 9-12 Uhr in zwei Sektionen

Sektion 1 (Diskussionsleitung:. Prof. Dr. Harm Klueting):
Prof. Dr. Hans-Georg Wehling, Stuttgart: Integration und Regionalisierung in Oberschwaben
Prof. Dr. Gerhard Besier, Heidelberg: Die Reorganisation der Kirche in Süddeutschland 
Elmar Kuhn, Friedrichshafen: Rückständig und glücklich? Frömmigkeit in Oberschwaben heute

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Hartmut Lehmann):
Prof. Dr. Günter Lottes, Potsdam: Katholizismus und Staat in Frankreich
Prof. Dr. Wolfgang Schieder, Köln: Religion und Kirche – Institutionalisierungen

Plenarsitzung – Berichte der Diskussionsleiter

Donnerstag, 15. Mai, nachmittags 14-16 Uhr plenar
– Resakralisierung der Moderne?
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Marina Cattaruzza

Prof. Dr. Hugh McLeod, Birmingham: The modern world – secularized or not?
Prof. Dr. Emilio Gentile, Rom: „Political religions“ in the 20th century

Schlußdiskussion

Entsprechend den räumlichen Möglichkeiten ist der Kongreß in beschränktem Umfang für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Tagungsbeitrag beträgt :EUR 20. Studierende erhalten einen Zuschuß zu den Aufenthaltskosten in Bad Schussenried. Bei der Anmeldung ist anzugeben, welche Sektionen an welchen Tagen besucht werden wollen.

Anmeldungen sind zu richten an:
Geschäftsstelle der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur,
Kreiskulturamt,  Albrechtstraße 75,  D-88045 Friedrichshafen,
Tel. 0049 (0)751 204 870, e-mail
oder
Historisches Institut der Universität Bern, Sekretariat Hedy
Werthmüller, Länggassstr. 49, CH 3000 Bern 9, Tel. 0041 (0)31 631 8389,
e-mail

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