Sammlung von 600 Inkunabeln zeugt von der Bedeutung der einstigen Reichsstadt.
Etwa 600 frühe Buchdrucke aus den Beständen des Stadtarchivs Memmingen wurden von Dr. Claire Bolton in jahrelanger Arbeit untersucht und nach internationalen Standards (ISTC – Incunabula Short Title Catalogue) erfasst. Die Bände aus dem 15. Jahrhundert sind nun katalogisiert und zum Teil digitalisiert worden; der Katalog wurde bei einer kleinen Feier im Antoniter-Museum präsentiert. Für diese eindrucksvolle und unermüdliche Arbeit bedankte sich Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bei der Expertin für frühe Druckkunst ganz herzlich: „Ohne Sie hätten wir dieses Projekt nicht geschafft.“ Mit Hilfe dieses Katalogs kann nun von Geist, Glanz und Größe der einstigen Reichsstadt Memmingen und ihrer kirchlichen Einrichtungen erzählt werden. „Wir hoffen, dass dadurch die wissenschaftliche Forschung zum Spätmittelalter zu weiterführenden Arbeiten inspiriert wird.“
Abb.: Der Leiter des Memmniger Stadtarchivs Christoph Engelhard (links) überreicht die ersten beiden Ausgaben des Katalogs an Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (Mitte) und Dr. Claire Bolton (rechts), die Autorin des Werks. (Foto: Manuela Frieß – Pressestelle der Stadt Memmingen)
Stadtarchivar Christoph Engelhard erläuterte beispielhaft einzelne besonders spannende Inkunabeln – also frühe Drucke aus der Zeit bis zum Jahr 1500 –, die im Memminger Stadtarchiv zu finden sind. Darunter ein Buch aus dem Jahr 1498, das der in Memmingen tätige Theologe Christoph Schappeler mit zahlreichen Anmerkungen versah. Oder aber die besonders reich verzierten Seiten der Opuscula des Vinzenz von Beauvais (1481), die aus der Hand des bekannten Schweizer Kalligraphen Konrad Blochinger stammen. Diese beiden sowie weitere fünf Werke sind derzeit als kleine Sonderschau im Antonitermuseum für vier Wochen zu sehen, bevor sie, auch aus konservatorischen Gründen, wieder ins Archivmagazin zurückkehren werden.
Abb.: Eine reich verzierte Seite der Opuscula von Vincentius Bellovacensis; gedruckt in Basel bei Johann Amerbach, 13. Dezember 1481; Initialen und Dekorationen aus der Hand des Schweizer Kalligraphen Konrad Blochinger. (Foto: Manuela Frieß – Pressestelle der Stadt Memmingen)
Dr. Claire Bolton selbst berichtete kurzweilig über ihre Arbeit im Memminger Archiv, die sie doch recht leichtgläubig vor vielen Jahren begann. Die Engländerin, die über die Druckerkunst im 15. Jahrhundert promoviert hat, scherzte, sie habe eine sehr steile Lernkurve hinter sich, sei aber nun umso stolzer, jetzt den fertigen Katalog in Händen halten zu dürfen. „Es war wirklich sehr unterhaltsam zwischen all den Stapeln von wundervollen Büchern sitzen zu dürfen!“ Was sie ganz besonders freue, ist die Rückkehr des Werkes „Consiliorum volumen“ in die Räume des Antonierhauses. Dabei handelt es sich um einen Druck aus dem Jahr 1477, das dem Memminger Antoniterpräzeptor Petrus Mitte de Caprariis gehörte, dessen Büchersammlung als ein Grundstock der Memminger Bibliotheksgeschichte gesehen werden kann.
Die Inkunabeln werden in einem Raum des Antoniter-Museums vom 17. Mai bis 18. Juni dienstags bis sonntags sowie feiertags von 11.00 bis 17.00 Uhr präsentiert. Der Eintritt ist frei.
Kontakt:
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Ulmer Str. 19
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Quelle: Stadt Memmingen, Pressemitteilung, 19.5.2023.