Der Internationale Karlspreis zu Aachen für das Jahr 2023 wird verliehen an Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, und an das ukrainische Volk. Zu Ehren der Priesträger hat das Stadtarchiv Aachen eine Karte des Schwarzen Meeres aus dem 18. Jahrhundert als Archivale des Monats Mai 2023 ausgewählt.
Abb.: Nova Mappa Maris Nigri et Freti-Constantino-Politani (Stadtarchiv Aachen, Archivbibliothek PFA 3Y)
Die circa 270 Jahre alte Übersichtskarte des Schwarzen Meeres und seiner angrenzenden Territorien zeigt zentral einen großen Teil des Gebiets der heutigen Ukraine mit der Halbinsel Krim. Die Karte ermöglicht den Blick auf einen bestimmten historischen Moment der ukrainischen Staatswerdung.
Am linken Rand der Karte sind – von Norden nach Süden – die Küstenregionen der heutigen Staaten Moldawien, Rumänien und Bulgarien abgebildet, daran schließt sich im Verlauf eine Darstellung von „Constantinopoli ou Stamboul“ an, dem heutigen Istanbul. Die Stadt und ihre Umgebung ist auf dem Kartenblatt oben rechts mit einer detaillierteren Teilkarte in kleinerem Maßstab, die auch das Marmarameer sowie den europäischen und den asiatischen Teil Istanbuls ausweist, dargestellt.
Auf der Hauptkarte ist im Süden die heute türkische Schwarzmeerküste zu sehen, an die sich im Osten heute der georgische und der russische Küstenstreifen, der an der Straße von Kertsch endet, anschließen. Zusammengehörig gedachte Landstriche sind in einer Farbe dargestellt, dazu sind Teile des Meeres näher bezeichnet, Inseln, Städte, Flüsse und wichtige Straßen eingezeichnet und zum Teil beschriftet.
Die als „Nova Mappa Maris Nigri et Freti-Constantino-Politani“ bezeichnete Karte ist ein kolorierter Kupferstich. Sie erschien 1746 in Nürnberg beim Verlag Homann im Sammelatlas „Atlas Planiglobii terrestris: mappa universalis“, der insgesamt 36 Karten enthält.
Die Karte wurde vom Augsburger Kupferstecher, Kartographen und Verleger Tobias Conrad Lotter (1717-1777) gestochen. Lotter war Schwiegersohn des Augsburger Kartographen Matthäus Seutter (1678-1757), der sich im 18. Jahrhundert im Bereich der Privatkartographie einen Namen gemacht hatte. Diese auf Kartographie spezialisierten Verlage produzierten zu jener Zeit Karten zu verschiedenen Themen: politische Karten, Himmelskarten, Stadtpläne, Ansichten von Kriegsschauplätzen, Ansichten und Geschichtskarten. Dazu kam bei Seutter ab 1720 die Herausgabe von Verlagsatlanten. Nach Seutters Tod übernahm Lotter eine Hälfte des Verlags und damit auch die bereits existierenden Karten Seutters, auf die er nun seinen Namen setzte. Das Sortiment des Verlags erweiterte er mit neuen, eigenen Karten.
Die damals verlegten Atlanten enthielten oftmals bereits existierende Karten, die durch neue Ansichten ergänzt wurden, in immer neuen Zusammenstellungen. Jede Karte ist als Einzelstück zu betrachten und gibt Einblicke in die zeitgenössischen Kenntnisse über die geographischen Verhältnisse. Der historische Atlas, aus dem das Archivale des Monats stammt, wird heute in der Archivbibliothek aufbewahrt.
Das Stadtarchiv Aachen zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert.
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Quelle: Stadtarchiv Aachen, Archivale des Monats Mai 2023, 28.4.2023; Der Internationale Karlspreis zu Aachen, Aktuelles, Karlspreis 2023, o.D.