Novelle des Schriftstellers Arnold Zweig „Was der Mensch braucht“ im Fokus.
Vor gut 100 Jahren tobte der Erste Weltkrieg, seine Folgen waren noch im Jahr 1923 spürbar. Nach ersten Rückschlägen hatte das Deutsche Reich 1915 Teile des damaligen Russisch-Polen und des Baltikums besetzen können. Dadurch entstand zwischen Ostsee und der oberen Weichsel ein deutsches Besatzungsregime. Es wurde zwischen 1915 und 1918 als „Militärstaat Ober Ost“ bekannt. Hier trafen deutsche Soldaten aus allen Teilen des Reiches auf eine Bevölkerung von Millionen Menschen mit einer ihnen meist unbekannten ethnischen Vielfalt und religiösen Fremdheit.
Die Ausstellung bietet und illustriert die in jener Zeit angesiedelte Novelle des Schriftstellers Arnold Zweig (1887-1968): „Was der Mensch braucht“. Er schrieb sie in Erinnerung an seine Militärdienstzeit in der Pressestelle des „Oberbefehlshabers Ost“, wo er für Zensur zuständig und unter anderem der ehemalige Nordhäuser Gymnasiast und spätere Ehrenbürger Max Hoffmann (1869-1927) Generalmajor Stabschef war.
In den besetzten Gebieten erlebte der jüdische und preußisch-deutsch gesinnte Arnold Zweig, befreundet u.a. mit Lion Feuchtwanger oder Sigmund Freud, das Janusgesicht des militaristischen Imperialismus. Im Weltkrieg lernte Zweig aber auch die Menschen des verwirrend vielgestaltigen Osteuropas: Polen, Balten, Russen, Ukrainer oder Ostjuden kennen.
Abb.: Fotoalbum des Richard v. Knobloch, 1914/1915, mit Schußspuren (Foto: Stadtarchiv Nordhausen)
Aus diesen Erfahrungen entstanden seine klassischen Romane zum „Großen Krieg der weißen Männer“ wie etwa „Junge Frau von 1914“, „Der Streit um den Sergeanten Grischa“ oder „Erziehung vor Verdun“.
Der Novellentext wird umrahmt von zeitgenössischen Frontfotos aus einem Erinnerungsalbum des Nordhäuser Offiziers Richard von Knobloch (1868-1924) und weiteren Originalen wie z.B. dem Kriegstagebuch des Nordhäusers Ernst Hartung (1894-1944).
Die Kabinettausstellung läuft bis zum 18.5.2023 im Grünen Salon der FLOHBURG I Das Nordhausen Museum immer dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr. Sie wurde möglich durch die freundliche Genehmigung des Aufbau-Verlages Berlin und konzipiert durch den Nordhäuser Stadtarchivar Dr. W.G. Theilemann. Reproduktionen und Bildbearbeitung besorgte Tino Trautmann. Dank gilt allen Unterstützern und Leihgebern, namentlich Frau Vera Choulant geb. Hartung.
Kontakt:
FLOHBURG | Das Nordhausen Museum
Barfüßer Straße 6
99734 Nordhausen
0 36 31 / 4 72 56 80
flohburg@nordhausen.de
Quelle: Stadtarchiv Nordhausen: Neueste Publikation, 9.3.2023; Stadt Nordhausen, Meldung, 25.1.2023; Stadt Nordhausen, Meldung, 9.3.2023