„Hierdurch teilen wir Ihnen mit, dass wir am 14. Oktober 1948 abends 8 Uhr eine öffentliche Wahlversammlung abhalten. Thema: Tatsachen entscheiden. Die F.D.P. antwortet“, so heißt es in einem Archivale des Stadtarchivs Gütersloh zur Genehmigung und Überwachung von politischen Veranstaltungen in der Nachkriegszeit. Zwar nicht aus der direkten Nachkriegszeit, aber trotzdem historisch sind die Unterlagen, die der Ortsverband der FDP Gütersloh kürzlich dem Stadtarchiv übergeben hat – zur Freude von Archivleiterin Julia Kuklik.
Abb.: Übergabe von Unterlagen aus der Geschichte des Gütersloher FDP-Ortsverbands ans Stadtarchiv Gütersloh: (v.l.) Alexander Müller, Archivleiterin Julia Kuklik und Sascha Priebe (Foto: Stadt Gütersloh).
Gewünscht: Abgabe von archivwürdigem Material an das Stadtarchiv, auch von Einzelpersonen
Unter anderem Druckschriften, Akten, Plakate und Bilder dokumentieren die kommunalpolitische Tätigkeit des FDP-Ortsverbands. „Wir freuen uns sehr, dass die FDP Gütersloh dem Stadtarchiv ihre wertvollen Dokumente anvertraut und sie so der Öffentlichkeit zugänglich macht“, sagt Julia Kuklik. Die Rolle des Stadtarchivs bei der Übernahme der Parteiunterlagen ist dabei politisch neutral, betont Kuklik. Sie wünscht sich, dass auch andere Parteien, Vereine, Verbände und Einzelpersonen ihr archivwürdiges Material an das Archiv an der Moltkestraße übergeben: „Unser Ziel ist es, die Gütersloher Lebenswelt umfassend zu dokumentieren. Dafür ist privates Schriftgut unabdinglich.“
Parteiengeschichte, insbesondere im lokalen Rahmen, sei wichtig zur Nachvollziehbarkeit des politischen Handelns, verdeutlicht Julia Kuklik. Sascha Priebe, Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Gütersloh und auch der FDP-Fraktion im Stadtrat, erklärt, wie es zur Übergabe der Unterlagen ans Stadtarchiv kam: „Ich war zur Besichtigung des Archivs vor Ort und habe Frau Kuklik direkt angesprochen, ob sie Interesse an den Unterlagen hätte, denn ich kannte die Vorgehensweise bereits aus anderen Städten.“
Ortsverband der Grünen hat ebenfalls Dokumente ins Stadtarchiv gegeben
Außer der FDP hatte sich auch der Ortsverband der Grünen dazu entschlossen, Dokumente ans Stadtarchiv Gütersloh zu geben, die dort bereits eingetroffen sind. Die Unterlagen werden nun umgebettet, geordnet und verzeichnet, damit sie für die interessierte Öffentlichkeit unter den geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen zur Verfügung stehen können. Besonders für das Projekt zur Fortschreibung der Gütersloher Stadtgeschichte werden sie eine wichtige Quelle darstellen.
Neben den kommunalen Archiven kümmern sich spezielle, zentrale Parteiarchive um die Überlieferungsbildung und Archivierung der Unterlagen politischer Parteien. Dies betrifft nicht nur Archivgut der Bundes- und Länderebene der Parteien, sondern durchaus auch Nachlässe und Sammlungsgut sowie Kreisverbandsakten. Die Bestandsgruppe „Kreisverbände“ im Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung (ACDP) zählt mehrere hundert Einzelbestände mit einem Umfang von mehreren tausend laufenden Metern Archivgut. Rund ein Sechstel bis ein Fünftel mag der Umfang der Kreisverbandüberlieferung am Gesamtbestand der Parteiarchive betragen – insbesondere ACDP, sowie im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn und im Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP) der Hanns-Seidel-Stiftung in München, aber in kleinerem Umfang auch im Archiv des Liberalismus (AdL) der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach.
Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Moltkestraße 47
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82-2302
julia.kuklik@guetersloh.de
Quelle: Stadt Gütersloh, Pressemitteilung, 3.3.2023; Brigitte Kaff: Kommunalarchive und Parteiarchive – Partner oder Konkurrenten?, in: Archivpflege in Westfalen und Lippe 55/2001, 13-15.