Als begleitendes Rahmenprogramm zu den Heimattagen Mengen wurde am 22.5.2022 im Stadtmuseum „Alte Posthalterei“ die Ausstellung „Urkunden des Stadtarchivs Mengen“ gezeigt. Die unten abgebildete Urkunde aus dem Jahre 1632 dokumentiert das so genannte „Mengener Maiwunder“. Ein Zeitzeuge beschreibt dort die Bewahrung der Stadt vor der Brandschatzung und Plünderung der Schwedischen Truppen vor Mengen. Das Maiwunder ist die Grundlage, dass in Mengen seit 1632 ohne Unterbrechung das Maifest gefeiert wird.
Eine der größten Gruppen bei den historischen Festumzügen während der Heimattage Mengen und auch beim Schülerumzug am Montag darauf war die „Schwedengruppe“: Die Acht- und Neuntklässler der Sonnenlugerschule waren Teil einer der größten Gruppen (mit über 100 Teilnehmern) des historischen Umzuges, der die Belagerung durch die Schweden am 18. Mai 1632 während des Dreißigjährigen Krieges zum Thema hatte. Diese Geschichte ist auch Teil des Unterrichts an der Sonnenlugerschule.
Die Ausstellung mit dieser Urkunde und vielen anderen geschichtlichen Dokumenten ist noch am 29.5.2022 von 14-17 Uhr im Stadtmuseum „Alte Posthalterei“ zu sehen. Die vom Kreisarchiv Sigmaringen zusammengestellte Ausstellung „Die Urkunden des Stadtarchivs Mengen“ ist bereits am 8.5.2022 als Beitrag zum kreisweiten Kulturschwerpunkt „Archive und Bibliotheken“ eröffnet worden.
Die ausgestellten Urkunden geben einen Einblick in die Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensverhältnisse in Mengen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit: Die frommen Stiftungen des Heilig-Geist-Spitals in der Stadt und der Sondersiechen auf dem Felde treten in den Urkunden ebenso in Erscheinung wie das örtliche Wilhelmitenkloster oder auch die Zisterzienserabtei Salem als auf Mengener Gemarkung begüterte Grundherrschaft. Vielfach widerspiegeln sich in den Urkunden auch die vom 15. bis ins ausgehende 17. Jahrhundert strittigen Herrschafts- und Rechtsverhältnisse zwischen den Erzherzögen von Österreich als Landesherren, den Truchsessen von Waldburg in Scheer als Pfand- bzw. Lehenherren und der nach weitgehender kommunaler Autonomie strebenden Stadtgemeinde Mengen im Verbund mit den vier anderen sog. österreichischen Donaustädten Saulgau, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee. Von 1487 datiert eine Einigung zwischen der Stadt Mengen und Dörfern der Göge („Diengau“) um strittige landwirtschaftliche Trieb- und Trattrechte. Nicht zuletzt dokumentieren die Urkunden aber auch vielfach Rechtsgeschäfte der Mengener Bürger im Zusammenhang mit Besitzverkäufen, Testamenten, Eheabreden und Stiftungen.
Es ist eine Frau und Bürgerin namens Hätz Ötlin, die in der ältesten, ortsbezogenen Urkunde des Stadtarchivs Mengen aus dem Jahr 1371 in Erscheinung tritt und dem Mengener Spital einen ewigen jährlichen Zins von 7 Schilling Heller von ihrer Wiese auf der „Hoch“ für das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes Heinrich verschreibt:
Abb.: Die älteste, ortsbezogene Urkunde des Stadtarchivs Mengen von 1371 mit einer Zinsverschreibung der Bürgerin Hätz Ötlin an das Mengener Spital (Vorlage Stadtarchiv Mengen, Urkunden Nr. 1a)
Das vom Amann und dem Rat der Stadt besiegelte Dokument ist eine von insgesamt 250 Pergament- und Papierurkunden von 1276 bis ins 19. Jahrhundert, die zu den besonderen Kostbarkeiten des Stadtarchivs gehören. Der Urkundenbestand wurde im Auftrag der Stadt Mengen 2020 von Archivpfleger Uwe Hager M.A. im Kreisarchiv durch Regesten inhaltlich erschlossen und konservatorisch in Zusammenarbeit mit einem Restaurator gesichert.
Kontakt:
Stadtarchiv Mengen
Hauptstraße 116
88512 Mengen
Tel.: 07572 769705
archiv@mengen.de
Quelle: Stadt Mengen, Meldungen, 17.5.2022; schwäbische.de (Schwäbische Zeitung): Mengener Maiwunder: Über 270 Schüler sind beim Umzug dabei, Mai 2022