Hatte der letzte Tag der offenen Tür im Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh Mitte November 2018 noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und anlässlich der damaligen Eröffnung der neuen, gemeinsam in einem ehemaligen Schulgebäude untergebrachten Archive stattfinden können, so bot in diesem Jahr der Tag der Archive den inhaltlichen Rahmen für einen sonntäglichen Einblick hinter die Kulissen von Stadtarchiv und Kreisarchiv. „Fakten, Geschichten, Kurioses“, so das auch in Gütersloh aufgegriffene Motto des bundesweiten Tags der Archive, präsentierten Julia Kuklik (Stadtarchiv Gütersloh) und Ralf Othengrafen (Kreisarchiv Gütersloh) gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden in und um das Gebäude in der Moltkestraße am 24.4.2022.
Abb: Güterslohs Kulturdezernent Andreas Kimpel, Kreisarchivar Ralf Othengrafen und Stadtarchivarin Julia Kuklik im Außenbereich des Stadt- und Kreisarchivs Gütersloh, 25.4.2022. Der Magazintrakt ist erkennbar mit dem Begriff „Zeitzeugen“ beschriftet.
Und so begrüßte Güterslohs Kulturdezernent Andreas Kimpel die Besucherinnen und Besucher bei bestem Wetter vor dem Archivgebäude und auf dessen letzter Baustelle – die Pflasterung des Parkplatzes steht an – und nahm dies als Sinnbild für die archivarische Tätigkeit an der Geschichte: stets in Arbeit, nie vollendet und eine notwendige Aufgabe sowie kontinuierliche Verpflichtung für Politik und Verwaltung in Stadt und Kreis. Kimpel verwies dabei insbesondere auf die aktuelle wissenschaftliche Fortschreibung der Gütersloher Stadtgeschichte anlässlich des 2025 anstehenden 200-jährigen Stadtjubiläums.* Er machte deutlich, wie wertvoll die gemeinsame Archivarbeit unter einem Dach für die beteiligen Institutionen sei, zumal das Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh Raum für Öffentlichkeitsarbeit und Archivpädagogik, für Ausstellungen und Vorträge böten.
Entsprechend hatten beide Archive ein abwechslungsreiches Programm für ihren Tag der offenen Tür vorbereitet. Die Archivare Othengrafen und Kuklik führten durch die Baugeschichte und durch das Gebäude mit seinen auf mehreren Etagen gelegenen Magazinen. Dabei präsentierten sie Quellen, die „Fakten, Geschichten und Kurioses“ anhand lokaler Persönlichkeiten, ungewöhnlicher Ereignisse und besonderer Objekte boten, hatten diese Inhalte aber zugleich für eine Ausstellung mit Rollup-Displays und Vitrinen aufbereitet: Es ging dabei u.a. um „Fake News“ im Ersten Weltkrieg, die sich in den Tagebuchaufzeichnungen von Schuldirektor Christian Frederking fanden, um einen am 17.4.1851 im heutigen Gütersloher Stadtteil Kattenstroth niedergegangenen Meteroiten und um den Patentanwalt und wissenschaftlichen Begründer der Staubtechnik Prof. Dr. Robert Meldau (1891-1978), der für seine Staubforschung mit dem Ziel, Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu erzielen, mehrere in- und ausländische Ehrungen und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, erhielt. Meldau war, wohlgemerkt, kein Archivar, sondern promovierter Ingenieurwissenschaftler.
Das weitere Programm zum Tag der offenen Tür im Stadt- und Kreisarchiv beinhaltete Vorträge von Norbert Ellermann zu Tipps für Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie von Roland Linde zum Einstieg in die Familienforschung online und im Archiv. Es gab überdies einen Bücherflohmarkt und auch ein Kinderprogramm mit der Möglichkeit, eigene Wappen zu entwerfen. Aber auch die drei Bagger auf der letzten Baustelle vor dem imposanten Archivgebäude leisteten ihren Beitrag zur Kinderbetreuung. …
* Das erwähnte Forschungsprojekt zur Stadtgeschichte Gütersloh wird übrigens am 5.5.2022 neuerlich in der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Thema lautet: Gütersloh schreibt Geschichte – von 1945 bis in die unmittelbare Gegenwart. Das ist die Zeitspanne, die das Forschungsprojekt des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg umfasst. Ein dreiköpfiges Forschungsteam unter der Leitung von Privatdozent Dr. Christoph Lorke untersucht die Stadtentwicklung vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute und schließt damit an die erste wissenschaftliche Stadtgeschichte an, die zum Stadtjubiläum im Jahr 2000 erschien. Dabei betrachtet das Projekt die Facetten und Wandlungen der Stadt und Stadtgesellschaft: von der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Wirtschaftswunderzeit über Strukturwandel und Globalisierung bis in die unmittelbare Gegenwart hinein.
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R.Othengrafen@kreis-guetersloh.de
Tel. 05241 / 82-2302
julia.kuklik@guetersloh.de