Projektförderung der Villa ten Hompel in der Bildungsagenda NS-Unrecht

Auftakttreffen des von der Stiftung EVZ und vom Bundesministerium der Finanzen geförderten Projekts.

„Am Ende ging es um mich“, äußerte sich eine Polizistin beim Abschluss eines Thementages „Polizeigeschichte“ in der Villa ten Hompel – entgegen der Erwartungen, dass in dem Münsteraner Geschichtsort tatsächlich rein über „Geschichte“ gesprochen würde und Polizeigeschichte wenig mit den eigenen Arbeits- und Lebenswelten heutiger Polizeibeamter zu tun hätte. Doch gerade um die Geschichte und Gegenwart nationalsozialistischer Verbrechen im Alltagshandeln von Polizei und Justiz dreht sich das Pilotprojekt der Villa ten Hompel mit dem Titel „Das geht mich ja was an!“, in dessen Rahmen Thementage mit diesen Berufsgruppen neu- bzw. weiterentwickelt werden sollen.


Abb.: Im Februar 2022 kamen die Mitarbeitenden des Projektes »Das geht mich ja was an!« unter Leitung von Peter Römer (3.v.l.) zum Auftakttreffen in der Villa ten Hompel (Münster) zusammen (Foto: VtH).

Mit einer Summe von 250.000€ fördern die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und das Bundesministerium der Finanzen (BMF) in der 2021 gestarteten Bildungsagenda NS-Unrecht im Schwerpunkt „Transfer“ das Bildungsprojekt des Geschichtsortes. Ziel des Förderprogramms in diesem Schwerpunkt ist eine Stärkung demokratischer Haltungen sowie eines Einstehens gegen Diskriminierungsformen durch einen Wissenstransfer über Lehren aus der NS-Vergangenheit an relevante Berufsgruppen.

Anfang Februar 2022 kamen nun alle Projektmitarbeitenden der Villa ten Hompel zum Auftakttreffen zusammen. Neben dem Projektleiter Peter Römer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschichtsort, sind teils langjährige Mitarbeitende der Villa ten Hompel sowie Studierende an dem Projekt beteiligt, die mit der Durchführung von Thementagen mit Polizei- und Justizgruppen vertraut sind.

Fragen wie „Welche Methoden gelingen erfahrungsgemäß?“ und „An welchen Stellen gibt es Weiterentwicklungsbedarf?“ bestimmten die ersten Überlegungen zur Neu- und Weiterentwicklung des Bildungsangebotes, denn seit vielen Jahren finden in der Villa ten Hompel Seminare zu Polizei- und Justizgeschichte statt. In Halbtages- und Tagesformaten setzen sich Polizist*innen und Justizmitarbeitende verschiedener hierarchischer Ebenen mit dem historischen Geschehen und ihrer Verantwortung in der Ausübung exekutiver bzw. judikativer Gewalt auseinander. Die Geschichte des Hauses als polizeilicher Täterort im Nationalsozialismus, Entnazifizierungsstätte und Sitz des Wiedergutmachungsdezernats eröffnen dabei Perspektiven auf nationalsozialistische Täterschaft sowie Brüche und Kontinuitäten im personellen Bereich, aber auch im Denken und Handeln staatlicher Berufsgruppen nach 1945.

„Seit vielen Jahren ist die Villa ten Hompel ein zentraler Bildungsort, an dem Polizist*innen und Justizbeamt*innen über ihren beruflichen Alltag ins Gespräch kommen. Wir freuen uns, dass der Geschichtsort als einer von vier Institutionen in der Bildungsagenda NS-Unrecht im Schwerpunkt Transfer durch die Stiftung EVZ gefördert wird – und damit auch ein Zeichen zur Weiterentwicklung und Verstetigung der historischen Bildungsarbeit mit staatlichen Bediensteten gesetzt wird.“, so Cornelia Wilkens, Dezernentin für Soziales und Kultur der Stadt Münster.

Schwerpunktmäßig soll in den Thementagen der historische und gegenwärtige Umgang mit antisemitischen, rassistischen, antiziganistischen und queerfeindlichen Denk- und Verhaltensweisen problematisiert und reflektiert werden. Angestrebt werden damit Sensibilisierungen für den heutigen beruflichen Alltag. Neben dem breiten Erfahrungsschatz aus langjähriger Seminarpraxis bietet das Projekt so für das Team der Villa ten Hompel die Chance, bestehende Inhalte und Methoden zu evaluieren und neu zu konzipieren.

Hierfür wird auch eine digitale Anwendung verwendet, die im letzten Jahr im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projektes „Dive.in – Neustart Kultur – Programm für digitale Interaktionen“ entwickelt wurde: Um „mit Geschichte im Gespräch zu bleiben“, so der damalige Projekttitel, treten Mitarbeitende des Geschichtsortes schon vor dem Gedenkstättenbesuch mit den Teilnehmenden in Kontakt und bieten auch nach dem Thementag eine Reflexion über Diskussionen und Eindrücke sowie die Teilnahme an weiteren Veranstaltungen an.

Mit den erweiterten digitalen Möglichkeiten sollen in Zukunft auch hybride sowie mehrtägige Formate in der Villa ten Hompel angeboten werden.

Mehr zur Bildungsagenda NS-Unrecht: https://www.stiftung-evz.de/was-wir-foerdern/drittmittel-programme/bildungsagenda-ns-unrecht

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster / VtH, Projektseite, 4.3.2022

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