Nach dreizehn Jahren als Stadtarchivar von Lörrach tritt Andreas Lauble Anfang November 2021 seinen Dienst als erster Archivar beim Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl an. Der Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl besteht aus der Stadt Endingen am Kaiserstuhl und den Gemeinden Bahlingen am Kaiserstuhl, Forchheim, Riegel, Sasbach am Kaiserstuhl und Wyhl am Kaiserstuhl. Im Stadtarchiv Lörrach ist der seit 2016 dort tätige Archivar Jürgen Schaser kommissarischer Leiter.
Kreisarchivarin Bettina Fürderer (Kreis Emmendingen) hatte im März 2021 im Endinger Gemeinderat ein Konzept für den Archivdienst im Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl vorgestellt. Da die Archivierung und Nutzbarmachung archivwürdiger Verwaltungsunterlagen gemäß dem baden-württembergischen Landesarchivgesetz eine ständige Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden ist, empfahl sie, dass sich die sechs Gemeinden eine Vollzeitstelle teilen. Mit der Anstellung von Andreas Lauble (Jg. 1965) ist dieser Archivverbund nunmehr Realität geworden.
In Lörrach hatte Lauble als Stadtarchivar vieles bewegt, u.a. die Aufarbeitung zweier einzigartiger Fotoserien aus dem Jahr 1940, deren Bedeutung weit über die Regionalgeschichtsforschung hinausreicht und die ihren Weg bis in Schulbücher gefunden haben.
Abb: Vor aller Augen fand die Deportation der Juden in Lörrach am 22. Oktober 1940 statt. Links am Bildrand gibt ein Offizier der Sicherheitspolizei Anweisungen. Die jüdischen Mitbürger wurden davor in der alten Handelsschule am Marktplatz erfasst und mussten nun auf die wartenden Lastwagen aufsteigen. Im Bildhintergrund und am weiter oben liegenden Fenster sind zahlreiche Zuschauer zu sehen (Foto: Stadtarchiv Lörrach, StALö 2.29.19).
Die Fotosammlung des Stadtarchivs Lörrach umfasst mehrere tausend Fotos, viele davon aus der Zeit des Nationalsozialismus. Eine der Fotoserien aus der NS-Zeit zeigt in 25 Aufnahmen die Deportation der Lörracher Juden. Diese fand am 22.10.1940 in aller Öffentlichkeit statt. Die zweite Serie dokumentiert in 17 Bildern öffentliche Versteigerungen. Angeboten wurden die Wertgegenstände der Deportierten nur wenige Wochen nach deren Abtransport. Die Bildquellen sind bedrückende Zeugnisse der Judenverfolgung in Lörrach. Vergleichbare Ereignisse gab es in vielen deutschen Städten, fotografische Quellen hingegen sind allem Anschein nach in diesem Umfang nur im Lörracher Stadtarchiv zu finden. Die besondere Bedeutung der beiden Serien wurde vom Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ im Jahr 2011 mit einer Sonderausstellung gewürdigt.
Kontakt:
Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl
Marktplatz 6
79342 Endingen am Kaiserstuhl
Tel.: 07642-6899-0
Fax: 07642-6899-59
rathaus@endingen.de
Stadtarchiv Lörrach
Luisenstr. 16
79539 Lörrach
Tel:: 07621 415-218
Fax: 07621 415-308
j.schaser@loerrach.de
Quelle: Badische Zeitung, 1.3.2021; Badische Zeitung, 19.10.2021; Badische Zeitung, 28.10.2021; Dreiländermuseum (Hg.): Lörrach und der Nationalsozialismus. Begleitband zur Ausstellung, Bötzingen 2013; Topographie des Terros: Vor aller Augen, 2011/2012.