Angefangen hat es in Bielefeld. Im September 1991 fand dort das Landesforum Filmkultur statt, veranstaltet vom Kultusministerium Nordrhein-Westfalen, besucht von Fachleuten aus Archiven, Medienstellen, Hochschulen und Sendeanstalten. Es sollte ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch darüber sein, wie es um das Kulturgut Film in Nordrhein-Westfalen bestellt ist. Am Ende stand die Gründung des Arbeitskreises Filmarchivierung NRW, der 2021 auf sein 30-jähriges Bestehen zurückblicken kann.
Am Anfang der 1990er Jahre stand das Bewegtbild vor seinem 100. Geburtstag und hatte sich längst zum visuellem Gedächtnis des 20. Jahrhunderts entwickelt. Doch zugleich gab es viele Fragen: Wer im Bundesland kümmert sich um die Bewahrung der vielfältig entstandenen Filmdokumente, wie ist es um die Auffindbarkeit dieser Filme bestellt und wie soll eine Nutzung der alten Lichtbildfilme im Zeitalter von analogem und dann bald digitalem Video funktionieren?
Paul Hofmann, Leiter der Kinemathek im Ruhrgebiet und Mitstreiter der ersten Stunde, erinnert sich: „Viele Stunden debattierten die Teilnehmer und formulierten zahlreiche Forderungen, die für das weitere Vorgehen erst einmal eine Grundlage schaffen sollten.“ Daraus ist die „Bielefelder Erklärung“ entstanden, die zugleich als Geburtsstunde des Arbeitskreises Filmarchivierung NRW gilt. Denn gefordert wurde auch eine stärkere Vernetzung aller mit dem Kulturerbe Film befassten Einrichtungen, weshalb der NRW-Kultusminister Hans Schwier und der Filmreferent des Landes, Dr. Hans Joachim Klinger, schon bei diesem Treffen die Gründung eines Arbeitskreises anregten.
An dieses Ereignis vor nunmehr 30 Jahren und die bisherigen Leistungen des Arbeitskreises soll anlässlich des Welttags des audiovisuellen Erbes am 27. Oktober 2021 erinnert werden.
Aktuell umfasst der Arbeitskreis rund ein Dutzend Vertreter verschiedener Archivsparten, die eines verbindet: die Sorge um die Zukunft der Filmschätze des Landes NRW. Zu den aktiven Mitgliedern gehören das kommunale Filmforum Duisburg, thyssenkrupp Corporate Archives, das LVR-Zentrum für Medien und Bildung in Düsseldorf, die Kinemathek im Ruhrgebiet, das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster, Köln im Film, die Katholische Akademie Schwerte, das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, das montan.dok/ Bergbauarchiv Bochum, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv zu Köln, der WDR und das Filmmuseum Düsseldorf. Auch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW nimmt regelmäßig beratend teil.
Zu den selbst gestellten Aufgaben des Arbeitskreises zählen der Austausch von Informationen über die Entwicklung der Filmarchivierung, die Weitergabe von Informationen an die von ihnen im Arbeitskreis repräsentierten Einrichtungen sowie die Diskussion über Herausforderungen der Konservierung und Digitalisierung.
Zu Beginn hatte sich der Arbeitskreis einiger grundlegender Aufgaben angenommen. So wurde in den 1990er-Jahren eine landesweite Erfassung von Filmen in Archiven und anderen Kultureinrichtungen durchgeführt, woraus in zwei Auflagen 1994 und 1997 die Veröffentlichung „Filmschätzen auf der Spur“ hervorgegangen ist. In einem weiteren Projekt ging es 2002/2003 unter dem programmatischen Motto „Büchsenöffner“ um qualitative Probebohrungen, als unter Federführung der Kinemathek im Ruhrgebiet anhand ausgewählter kommunaler Filmbestände deren Inhalte und Erhaltungszustände erstmals ermittelt wurden. Zwischen 2007 und 2016 fanden an der Katholischen Akademie Schwerte insgesamt sechs öffentliche Tagungen statt, in denen Fragen zur Identifizierung, Sicherung, Nutzung und Präsentation von Archivfilmen diskutiert wurden.
Abb.: Auspacken eines Films im Magazin (Foto: Karsten Enderlein)
In der Zwischenzeit haben sich die Mitgliedseinrichtungen des Arbeitskreises auch selbst weiterentwickelt und untereinander immer mehr vernetzt: Das LWL-Medienzentrum für Westfalen baute ein komplettes Filmarchiv auf, das die kommunalen Archive in Westfalen-Lippe bei der Filmbewahrung und Filmdigitalisierung unterstützt, das Filmmuseum Düsseldorf richtete ein großes klimatisiertes Filmlager ein, das auch interessierten Untermietern zur Verfügung steht und die Wirtschaftsarchive begründeten die weitbeachtete Film-Retrospektive „IndustrieFilm Ruhr“, die ihrerseits bald 25 Jahre alt wird.
Viele der dort und bei anderen Veranstaltungen aufgeführten Filme wurden mit Fördermitteln des Landes digitalisiert, welche das Land NRW seit 2007 im Programm Substanzerhalt Film bereitstellt. Der Arbeitskreis hat dafür zusammen mit dem Filmreferat des Landes Förderkriterien entwickelt, er berät die Interessenten bei der Antragstellung und wirkt bei den Jurysitzungen zur Mittelvergabe mit. Die bereitgestellten Fördermittel betragen jährlich 50.000 Euro, mit denen in den vergangenen 14 Jahren mehr als 1.400 Filme in ihrer Substanz gesichert und für eine zeitgemäße Nutzung digitalisiert wurden.
Im Frühjahr 2022 sollen ausgewählte Werke aus dem Förderprogramm im Filmforum Duisburg präsentiert werden, um einen Einblick in den großartigen Filmschatz zu geben, den Nordrhein-Westfalen zu bieten hat und der nicht zuletzt durch das Engagement des Arbeitskreises Filmarchivierung NRW erhalten geblieben ist.
Die Sprecherrolle des Arbeitskreises liegt übrigens seit einer Reihe von Jahren beim LWL. Von 2011 bis 2014 war der frühere Referatsleiter des Bild-, Film- und Tonarchivs im LWL-Medienzentrum Dr. Volker Jakob Sprecher, seit 2016 hat sein Nachfolger Dr. Ralf Springer diese Funktion inne.
Kontakt:
AK Filmarchivierung NRW
Dr. Ralf Springer (Sprecher des Arbeitskreises)
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Bild-, Film- und Tonarchiv
Fürstenbergstraße 14
48147 Münster
www.filmarchivierung-nrw.de
Quelle: AK Filmarchivierung NRW, Pressemitteilung, 27.10.2021