Kulturpreisträgerin spendet Preisgeld ans Stadtarchiv Fürth

Die Trägerin des Fürther Kulturpreises 2020, Gisela Naomi Blume, spendet ihr Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro dem Stadtarchiv Fürth, das damit zwei Bände mit Gemeindeverwaltungsakten aus dem 17. und 18. Jahrhundert restaurieren lässt.

Gisela Naomi Blume habe die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Fürths, aber auch das Leben der „Namenlosen“ erforscht, so die Begründung des Kuratoriums zur Verleihung des Kulturpreises. Mit ihren Büchern habe sie an die Vergessenen, Vertriebenen und Ermordeten erinnert und gleichzeitig gezeigt, wie groß der Verlust für die Stadt gewesen ist.

Die 1938 geborene Historikerin und Autorin Blume begann ihr Fürther Engagement mit der Rekonstruktion des alten jüdischen Friedhofs. 2001 konvertierte sie zum Judentum und stand der Kultusgemeinde von 2004 bis 2008 vor. 2011 zeichnete die Stadt Fürth sie mit dem Goldenen Kleeblatt aus.


Abb.: Für ihr außergewöhnliches persönliches Engagement im Bereich der jüdischen Geschichte und des jüdischen Lebens in der „Kleeblattstadt“ Fürth erhielt Gisela Naomi Blume bereits 2011 aus den Händen von Oberbürgermeister Thomas Jung das Goldene Kleeblatt. (Foto: Claudia Wunder)

Die in Fürth lebende Historikerin Gisela Naomi Blume hat in jahrelanger Arbeit in Archiven in Fürth, Nürnberg, Israel und den USA, in ehemaligen Konzentrationslagern und Gedenkstätten die Namen und Schicksale vertriebener, ermordeter und vergessener Jüdinnen und Juden aus Fürth aufgespürt. Mit Hilfe der Israelin Nurit Kornblum entzifferte sie die hebräischen Inschriften aller Grabsteine auf dem Alten jüdischen Friedhof und legte zum 400. Jahrestag des Friedhofs ihr Buch „Der alte jüdische Friedhof in Fürth“ vor. Darin gibt sie Einblicke in die Geschichte des Friedhofs aber auch in die Entwicklung einer der größten jüdischen Gemeinden Süddeutschlands. In unermüdlicher Forschungsarbeit hat sie inzwischen rund 20.000 Datensätze zusammengetragen. Mit ihrem Engagement erinnert sie an das jüdische Erbe der Stadt und macht den großen Verlust erfahrbar.

Abb.: Gisela Naomi Blume: Der neue jüdische Friedhof in Fürth. Geschichte – Gräber – Schicksale, Nürnberg 2019, 736 S.

Der neue jüdische Friedhof in Fürth wurde 1906 eröffnet und umfasst heute nicht weniger als 875 Grabstätten, in denen rund 1075 Personen bestattet worden sind. Er ist für Fürth ein Kulturdenkmal ersten Ranges, das die bedeutsame Rolle jüdischer Bürger spiegelt, die in der Stadt nicht selten eine öffentliche Rolle gespielt haben und wirtschaftlich, kulturell oder karitativ von großer Bedeutung waren.

Das Buch von Gisela Naomi Blume („Der neue jüdische Friedhof in Fürth“) beschäftigt sich zunächst mit der Geschichte des Beerdigungsgeländes, dessen Einrichtung, Entwicklung und bauliche Ausstattung beleuchtet werden. Erläutert werden auch die religiösen Riten, die die Besonderheit jüdischer Begräbnis- und Friedhofskultur ausmachen. Im Hauptteil sind alle erhaltenen Grabstätten ausführlich dokumentiert: neben farbigen Fotos der Gräber werden die Inschriften transkribiert und ggf. übersetzt. Eingehend werden Lebensdaten, familiäre Zusammenhänge und sozialer Stand der Bestatteten sowie ihre früheren Wohnverhältnisse aus einer Vielzahl von Quellen und oft abgelegener Literatur rekonstruiert, dargestellt und nicht selten anhand historischer Aufnahmen verbildlicht. In detaillierten Lebensläufen lassen sich auch die bestürzenden Schicksale während der NS-Zeit und die Zerstreuung der einstigen Gemeinde in ganz Europa und Übersee nachvollziehen.

Ein umfangreicher Namensindex der Bestatteten und ihrer Ehepartner und ein Index der zeitweise in jüdischem Besitz befindlichen, oft heute noch bestehenden Häuser erschließen das materialreiche Buch.

Link: juedische-fuerther.de

Quelle: nordbayern.de, 15.10.2021; nordbayern.de, 4.7.2020; Gesellschaft für Familienforschung in Franken: PGS 12; Stadt Fürth, Pressemitteilung, 1.12.2011; Stadt Fürth: Film zeigt Kulturpreisträgerinnen und -träger, 18.11.2020; Fürthwiki: Art. Gisela Naomi Blume, 12.10.2021; Stadt Fürth, Pressemitteilung, 12.10.2021

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