125 Jahre »Per Express nach Fallingbostel«

Auch wenn die Geschwindigkeit nicht unbedingt expressmäßig war, die Eröffnung der knapp 26 Kilometer langen Eisenbahnstrecke Walsrode-Fallingbostel-Dorfmark-Soltau – einem Teilstück der „Heidebahn“ – vor 125 Jahren am 1. Oktober 1896 brachte überaus wichtige Impulse für die Entwicklung des Ortes Fallingbostel. Ohne die Eisenbahn, wäre das „Paradies der Heide“ im Dornröschenschlaf verblieben und hätte keinen Aufschwung als beliebter Fremdenverkehrsort gefunden.


Abb.: Postkarte „Grüße per Express“, gelaufen im Jahr 1905 (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

Allerdings mussten die Fallingbosteler lange Jahre warten, bis aus den Plänen Wirklichkeit wurde. Als dann 1891 endlich die Regierung die von den Fallingbostelern favorisierte Streckenführung genehmigte, wurden Böllerschülle vom Tütberg abgefeuert. Im Juni 1891 fand nach einem Fackelzug durch den Ort im „Hotel zur Lieth“ ein Eisenbahnfest statt, bei dem 600 Liter Freibier ausgeschenkt wurden und das „Lied der Fallingbosteler“ zum ersten Mal erklang, das der Bürstenmacher D. Pröhl in recht holprigen Versen gedichtet hatte. Auch wenn es noch weitere fünf Jahre dauerte, bis die Eisenbahnstrecke eingeweiht werden konnte, die Eisenbahnbegeisterung der Fallingbosteler kann man sich kaum besser eingefangen vorstellen, als in diesem Lied der Fallingbosteler:

Nun endlich kommt nach langer Wahl,
Die Eisenbahn ins Böhmetal,
Die das wollten hintertreiben,
Mögen uns gewogen bleiben,
Die Eisenbahn kommt bald, ja, ja,
Jupp heidi, jupp heida,
Ins Böhmetal hurra!

Ja, dann auf dem Fahrplan steht,
Wann es nach Fallingbostel geht,
Von Hannover, Kaltenweide
Nach dem Paradies der Heide
usw.

Auch steht’s in Möllers Kursbuch dann,
Auf welcher Station man kann,
Von der Uelzen-Bremer Strecke
Nach hier biegen um die Ecke.
usw.

Bringt sie uns dann von nah und fern,
Viel Fremde, sehen wir so gern,
Aus Hannover, Hamburg, Bremen
Und woher sie sonst noch kämen.
usw.

Denn doch ein Fremder gerne sieht,
Bei Fallingbostel mal die Lieth,
Klettert gar bei größter Hitze
Auf die Klinter Liethbergspitze.
usw.

Und wär’s auch einer gar vom Rhein,
Labt er sich an dem Liter Wein,
In dem Tale, wo so helle,
sprudelt die Gesundheitsquelle.
usw.

Ist die Bahn nur sekundär,
Sind dennoch dankbar wir gar sehr,
Allen, die behülflich waren,
Daß wir hier mit Dampf bald fahren.
usw.

Dann geht es schnell von Dorf zu Dorf,
Wo wird verladen Holz und Torf,
Und wir dann fahren zum Besuch,
Stracks über Dorfmark, Jettebruch.
usw.

Und weiter auch nach Soltau dann,
Wo dann, wenn wir kommen an,
Die Freunde rufen: Je mi ne,
Fallingbosteler je juch he!
usw.

In Soltau geht’s dann hopp, hopp, hopp,
Da wird getanzt im Schottsch-Galopp.
Und damit wir bleiben munter,
Trinken wir auch mal mitunter.
usw.

Und zwar bis jeder hat genug,
Und nicht verpaßt den letzten Zug,
Sondern schon im Wagen krimmelt,
Wenn die Glock zur Abfahrt bimmelt.
usw.

Und wenn dann keiner bricht das Genick,
Sind wir bald von dort zurück.
Werden, eh‘ wir’s uns versehen,
Wieder auf dem Bahnhof stehen.
usw.

Drum schwingen wir heut wohlgemut,
Hoch unsere Mützen, hoch den Hut,
Singen, daß es laut erschalle
Und es weithin wiederhalle:
Die Eisenbahn kommt bald, ja, ja,
Jupp heidi, jupp heida,
Ins Böhmetal, hurra!

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Fallingbostel
Dr. Wolfgang Brandes
Vogteistraße 1
29683 Bad Fallingbostel
Tel.: 05162 / 40118
stadtarchiv@badfallingbostel.de

Quelle: Stadtarchiv Bad Fallingbostel, Archivalie des Monats Oktober 2021

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