Rund zwölf Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln in der Kölner Südstadt wird am 3. September 2021 der Neubau für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln am Eifelwall feierlich eröffnet. Der Festakt wird live gestreamt. Interessierte sind eingeladen, ihn am Freitag, 3. September 2021 ab 15.30 Uhr auf der Westtribüne des RheinEnergie Stadions bei Imbiss und Umtrunk zu verfolgen. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Abb.: Der Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln (Foto: Stadt Köln)
Dem Festakt zur Eröffnung folgt eine Informationswoche für die Öffentlichkeit. Vom 4. bis 10. September 2021 werden täglich mehrere kostenlose Führungen durch den Neubau angeboten. Am Eröffnungswochenende wird zudem der Kölner Männergesangsverein eigens für die Eröffnung des Archivgebäudes erstellte Kurzaufführungen im Neubau präsentieren. Die kostenlosen Führungen können online gebucht werden.
Vom 3. bis 8. September 2021 jeweils ab Einbruch der Dunkelheit bis zum Einbruch der Dämmerung wird die Lichtinstallation von LichtKunstLicht die Fassade des Archivneubaus weithin sichtbar inszenieren. Die Choreographie zeichnet metaphorisch das Prinzip nach, das für Archive als Wissen strukturierende Einrichtungen im Allgemeinen und ganz besonders für das Historische Archiv der Stadt Köln nach dem Einsturz gilt: „Vom Chaos und Unordnung zu neuer Struktur und Ordnung“. Dazu werden Strahler auf dem Dach sowie im Innenhof platziert, die zunächst Lichtstrahlen als Streiflicht in unterschiedlichen Farben und Richtungen über die Metallfassade des „Schatzhauses“ senden. Im Laufe der Choreographie beruhigen sich die Bewegungen und Helligkeitsveränderungen hin zu einem geordneten, spiegelsymmetrisch zu den Gebäudeachsen ausgerichteten Lichtstrahlen in einheitlichem Warmweiß.
In viereinhalb Jahren Bauzeit hat man am Eifelwall Europas modernstes kommunales Archiv geplant und errichtet, in dem das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv ihre neue Heimat finden. Gebaut wurde nach den Plänen des Architekturbüros Waechter + Waechter Architekten aus Darmstadt. Eine hochkomplexe Gebäudetechnik sorgt für neun verschiedene Klimazonen, um für alle Archivalien optimale konservatorische Bedingungen zu gewährleisten. Zur effizienten Nutzung der Energie ist ein Eisspeicher mit 400.000 Litern Wasser im Erdreich verbaut worden.
Abb.: Der Lesesaal im neuen Historischen Archiv der Stadt Köln (Foto: Martina Goyert)
Von den insgesamt 14.492 Quadratmetern Nutzfläche stehen allein 8.800 Quadratmeter für den Magazinbaukörper mit mehr als 50 Regalkilometern und 460 Planschränken für das Archivgut zur Verfügung. Das Rheinische Bildarchiv bekommt weitere 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Zudem bietet der Neubau rund 150 Mitarbeitenden hochfunktionale Arbeitsplätze. Im Lesesaal stehen 45 Plätze für die Arbeit mit Archivgut der beiden Nutzerarchive zur Verfügung. Die Gesamtkosten für den Neubau Historisches Archiv und Rheinisches Bildarchiv betragen vorbehaltlich der noch ausstehenden Schlussrechnungen für die abschließenden Kostenfeststellung rund 90 Millionen Euro.
Beim Festakt zur Eröffnung des Neubaus für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln begrüßte Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Beisein von Baudezernent Markus Greitemann die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Die beiden Archivleiterinnen Dr. Bettina Schmidt-Czaia (Historisches Archiv Köln) und Dr. Johanna Gummlich (Rheinisches Bildarchiv) führten die Oberbürgermeisterin und die Umweltministerin durch das neue Archivgebäude.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker:
Wie für mich war für viele Kölnerinnen und Kölner der 3. März 2009 ein schmerzlicher Tag. Menschen verloren ihr Leben – viele ihr Zuhause. Und mit dem Archivgebäude war nicht irgendein Gebäude versunken, was schlimm genug gewesen wäre, mit dem Gebäude lag unser jahrtausendealtes Gedächtnis in Morast und Wasser unter einem Berg von Schutt und Trümmern begraben. Beim Blick in den Abgrund wurde uns in Köln bewusst, was ein Archiv für eine Gesellschaft wirklich bedeutet. Es dient eben nicht bloß der Wissenschaft. Es dient der Selbstverortung und Selbstvergewisserung. Aus der Gesamtheit der Quellen speist sich unsere Mentalität, auf die wir so stolz sind. Umso bedeutender ist es für die Stadt Köln, dass das neue Archiv vor allem als Bürgerarchiv wahrgenommen wird. Eine Narbe wird immer bleiben, aber versuchen wir, stolz zu sein, ein solch schickes, modernes, nachhaltiges und faszinierendes neues Archivgebäude in der Stadt zu haben.
Umweltministerin Ursula Heinen-Esser:
Es ist ein ganz besonderes Gefühl, heute den Neubau des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs einweihen zu können. Vor zwölf Jahren war ich tief erschüttert, nicht nur, weil ich Kölnerin bin. Der Schutt begrub Menschen, denen wir heute besonders gedenken. Und die Trümmer begruben einen Teil des Kölner Stadtgedächtnisses. Umso erfreulicher ist es, dass es gelungen ist, den Großteil der Archivalien zu bergen. Schritt für Schritt werden sie restauriert. Unter anderem durch die „Landeshilfe Substanzerhalt“ sowie digitale Techniken sind viele Bestände wieder zugänglich. Sie tragen zur Identitätsbildung, zum Selbstverständnis und zur Kultur der Stadt bei. Vielen Dank an alle, die daran mitgewirkt haben, die historischen Schätze zu sichern und in dieses großartige moderne Gebäude zu überführen. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten von diesem wundervollen neuen Angebot rege Gebrauch machen.
Die leitende Archivdirektorin Dr. Bettina Schmidt-Czaia, die selbst Zeugin des Einsturzes 2009 war, stimmt die Eröffnung des Archivneubaus zuversichtlich, nun vor allem nach vorn schauen zu können. Sie betont:
Den 3. März 2009 werde ich wie die meisten Kölner*innen niemals vergessen, aber die Freude über diesen Neubau macht den Schock und Schmerz dieses Tages mit seinen unzähligen Schäden erträglicher. Dem Architektenteam von Waechter + Waechter ist hervorragend gelungen, das, was ein Archiv ausmacht, in die Sprache und Ausstrahlung des Gebäudes umzusetzen. Unser Neubau hat eine ganz besondere Atmosphäre. Wir haben hier die besten Voraussetzungen, unserem Anspruch gerecht werden zu können, ein Bürgerarchiv zu sein.
Kontakt:
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Quelle: Stadt Köln, PM Neueröffnung des Archivgebäudes, 2021; Stadt Köln, Pressemitteilung, 3.9.2021