Mit einer ersten vorläufigen, bereits Anfang 2021 veröffentlichten Liste saarländischer Euthanasieopfer will das Landesarchiv Saarland dazu beitragen, ein würdiges Gedenken zu ermöglichen und das Leid der Opfer vor dem Vergessen zu bewahren.
Abb.: Garage der grauen Busse, mit denen Menschen in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht wurden. Heute Teil der Gedenkstätte Hadamar (Foto: Volker Thies (Asdrubal), Gedenkstätte Hadamar, 29.11.2008).
Die Euthanasiepolitik des NS-Regimes forderte auch im Saarland zahlreiche Opfer. Wichtige Forschungen wurden hierzu insbesondere von Christoph Braß und Claudia Flöter durchgeführt [vgl. Christoph Braß: Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Saarland 1935-1945, 2004; Claudia Flöter: Zwangssterilisation und Euthanasie an neurologisch-psychiatrischen Patienten sowie Umgang mit ausländischen Patienten und Zwangsarbeitern im Landeskrankenhaus Homburg/Saar, 2016]. Allerdings fehlt bis heute eine für die Öffentlichkeit einsehbare Liste der saarländischen Euthanasieopfer, die größtenteils bis 1939 in der Heil- und Pflegeanstalt Merzig sowie im Landeskrankenhaus Homburg untergebracht waren.
Abb.: Landeskrankenhaus Merzig / Psychiatrie-Museum Merzig (Foto: Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes)
Nach einer Anfrage der saarländischen Landtagsfraktion DIE LINKE im Juni 2018 sowie einer Petition Günter Schotts, die beide das Gedenken an die Euthanasieopfer anmahnten, beschäftigte sich auch der Landtag des Saarlandes mit diesem Thema. Im Zuge des historischen Bemühens um Aufklärung begann die Staatskanzlei mit der Zusammenstellung einer Opferliste und übermittelte die dabei gewonnenen Daten dem Landesarchiv Saarland zur Überprüfung und Vervollständigung. Bisher konnten 670 Personen, die in der Liste aufgeführt sind, zweifelsfrei als Opfer des NS-Krankenmordes verifiziert werden.
Abb.: Ausschnitt aus der Liste saarländischer Euthanasieopfer, Stand: 26.1.2021 (Landesarchiv Saarland)
Folgende Quellen wurden zur Erstellung der Liste ausgewertet:
- Die im Landesarchiv archivierten Patientenakten des Landeskrankenhauses Homburg und der Heil- und Pflegeanstalt Merzig,
- die von Christoph Braß zusammengestellten Informationen, die auf Akten des Bundesarchivs, des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen und des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden basieren,
- die im Internet veröffentlichten Opferlisten der Gedenkstätte Idstein sowie des Stadtarchivs Eltville für die Anstalt Eichberg.
Es handelt sich hierbei um eine vorläufige bzw. unvollständige Liste, die noch durch weitere Recherchen vervollständigt oder korrigiert werden muss. Sie enthält folgende Informationen zu den als saarländische Euthanasieopfer identifizierten Personen: Name, Vorname, (bei verheirateten Frauen) Geburtsname, Geburtsdatum, Geburtsort/Wohnort, Todesdatum, Todesort/Tötungsanstalt. Als „saarländisch“ werden dabei all jene Opfer der NS-Euthanasie verstanden, die im Saarland geboren wurden und/oder zum Zeitpunkt der ersten Verlegung im Saarland wohnhaft oder Patienten in einer der beiden Anstalten waren, die zwischen dem 1. September 1939 und Kriegsende in einer Einrichtung, die speziell der Tötung Kranker diente, oder in einer sogenannten Zwischenanstalt mit überdurchschnittlichen jährlichen Todesraten starben.
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Quelle: Landesarchiv Saarland, Aktuelle Meldungen, 25.1.2021