Die Unwetterkatastrophe vom 14. Juli 2021 hat in zahlreichen Archiven im Rheinland zu großen Schäden geführt. Erste Meldungen erreichten das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) bereits am Tag nach der Katastrophe. Seitdem sind die Kolleg*innen im Dauereinsatz. Mehrere Teams zwischen zwei und fünf Personen aus den Bereichen Restaurierung und Archivberatung sind an unterschiedlichen Orten präsent. Zusätzlich koordiniert das LVR-AFZ von Brauweiler aus die Einsätze, die Hilfsangebote Dritter und die Materialbeschaffung für die betroffenen Häuser (Link: Katastrophenhilfe für Archive).
In den Tagen nach dem Hochwasser hat das LVR-AFZ per E-Mail und telefonisch Kontakt zu zahlreichen Archiven in den betroffenen Gebieten aufgenommen, um einen Überblick über die Situation zu erhalten. Durch die in Brauweiler eingehenden Informationen und die Einsätze vor Ort zeichnet sich inzwischen ein Eindruck von der Schadenslage im Verbandsgebiet des LVR ab. In einigen Archiven sind die gesamten Bestände durch Wasser, Schlamm und Schadstoffe durchnässt und verunreinigt, in anderen sind potenziell archivwürdige Registraturen betroffen. Hinzu kommen erhebliche Schäden durch mechanische Einwirkungen wie Schutt, Geröll oder zusammengebrochene Regalanlagen.
Stark durch das Hochwasser betroffen sind die Kommunalarchive in Stolberg, Kall, Bad Münstereifel, Eschweiler und Leichlingen, ebenso das Archiv des Nationalparks Eifel in Schleiden-Gemünd, das Archiv der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Düsseldorf und das Stadtmuseum Euskirchen. In Rheinbach und Swisttal sind große Teile der Registratur in den Rathäusern geschädigt worden. An allen Standorten wurde die Bergung mit Unterstützung des LVR-AFZ und zahlreicher Helfer aus anderen Archiven der Umgebung in den vergangenen Tagen durchgeführt. Der Notfallcontainer des Notfallverbundes Kölner Archive und Bibliotheken war in Stolberg für die Erstversorgung vor Ort.
In Bad Münstereifel dauert der Einsatz des LVR-AFZ noch an, in Leichlingen konnte erst am Montag, 26.07.2021, mit der Bergung begonnen werden. Hier unterstützen neben dem örtlichen Notfallverbund und anderen Kolleg*innen aus der Region zusätzlich Kräfte des Landesarchivs NRW die Arbeiten. An den anderen Einsatzorten sind die Arbeiten inzwischen beendet oder können durch örtliche Kräfte weitergeführt werden.
Weitere Archive und Registraturen wie Langerwehe, Rösrath und Overath waren ebenfalls betroffen, konnten aber nach telefonischer Beratung des LVR-AFZ die erforderlichen Maßnahmen mit eigenen Kräften vor Ort durchführen.
Ebenfalls durch die Unwetter betroffen sind einige katholische und evangelische Gemeindearchive. Die Kolleg*innen des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen und des Archivs der Evangelischen Landeskirche im Rheinland konnten mit Helfenden vor Ort die Schäden meist selbst beheben und große Teile des Archivguts sichern. Das LVR-AFZ tauscht sich seit den Unwettern mit den kirchlichen Archiven über die aktuelle Lage aus.
Einsatz und Koordinierung der Hilfsleistungen
Die Leitung der Einsätze in den Archiven übernahmen in der Regel die örtlichen Archivkräfte. Wo örtliche Mitarbeitende nicht oder nur eingeschränkt einsatzfähig waren, übernahm das LVR-AFZ ebenso die Koordination vor Ort.
Für die Erstversorgung von anspruchsvoll zu bearbeitenden Unterlagen wie Urkunden und Plänen wurde in einem derzeit leerstehenden Gebäude auf dem Gelände der Abtei Brauweiler ein provisorisches Reinigungszentrum und Zwischenlager eingerichtet. Andere Unterlagen werden dort für die Gefriertrocknung vorbereitet. Ebenso bemüht sich das LVR-AFZ, Ausweichflächen für das Archivgut betroffener Häuser zu organisieren.
Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch Hilfe bei der konservatorischen Behandlung der getrockneten Archivalien in Anspruch genommen werden müssen.
Das LVR-AFZ steht betroffenen Archiven weiterhin als Ansprechpartner für die Rettung von Archivgut zur Verfügung: Kontakt: 02234 9854-225
Ausdrücklich dankt das LVR-AFZ den zahlreichen Helfenden vor Ort, den vielen Hilfsangeboten aus Deutschland und anderen Ländern sowie den Kolleg*innen, die seit fast zwei Wochen im intensiven Einsatz für die Rettung von Archivgut sind.
Kontakt:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Postfach 2140
50250 Pulheim
Tel 02234 9854-225
Fax 02234 9854-202
AFZ.Archivberatung@lvr.de
Quelle: LVR-Archivberatungsstelle, Pressemeldung, 27.7.2021
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