Objekte für Zucker-Ausstellung gesucht

Am 14. Juni 1871 wurde die Dessauer Zucker-Raffinerie gegründet und am 1. September 1871 in das Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen war in Dessau gegründet worden, um dort das von den Chemikern Max Fleischer und Emil Fleischer entwickelte Verfahren der Zuckergewinnung durch Melasseentzuckerung mit Hilfe von Strontium-Verbindungen in die industrielle Praxis zu überführen. Mittels dieses Verfahrens ließ sich einfach und kostengünstig Konsumzucker gewinnen.

Die Zucker-Raffinerie entwickelte sich zu einem der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen der Stadt Dessau, zu dem auch die Strontian- und Pottaschefabrik in Roßlau gehörte. Anlässlich der Entstehung der Dessauer Zucker-Raffinerie vor 150 Jahren bereiten das Stadtarchiv Dessau-Roßlau und das Museum für Stadtgeschichte Dessau derzeit unter dem Titel „Zucker aus Rüben – Ein ,Kraftstoff der Moderne'“ eine Ausstellung vor, die nicht nur die Geschichte der Dessauer Zucker-Raffinerie bis hin zur heutigen Gärungschemie Dessau GmbH beleuchten wird.

Die Dessauer Zucker-Raffinerie entwickelte sich zu Beginn der 1920er Jahre in ein allgemeines Chemieunternehmen. Es war der Haupthersteller von Zyklon B, einem Produkt zur Entwesung, das auch zum Massenmord in nationalsozialistischen Vernichtungslagern eingesetzt wurde. Nachdem das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR (als „VVB Zuckerraffinerie Dessau“) weitergeführt worden war, wurde es 2003 endgültig aufgelöst.


Abb.: Eine Zuckerdose aus den Beständen des Museums für Stadtgeschichte Dessau (Foto: Museum für Stadtgeschichte Dessau)

Mit dem Anbau von Zuckerrüben und der Rübenzuckerindustrie waren auch moderne technische Entwicklungen und zahlreiche Innovationen in Agrarwirtschaft, Maschinenbau, chemischer Industrie sowie Nahrungs- und Genussmittelproduktion verbunden, sie hatte aber auch großen Einfluss auf Alltagsleben, Politik, Kultur, Migration und zahlreiche andere gesellschaftliche Bereiche. Diese komplexen Zusammenhänge werden in der Ausstellung für Dessau-Roßlau und die Region Anhalt anhand von zahlreichen Objekten, Modellen, Grafiken, Fotos und Filmaufnahmen erstmals in den Blick genommen.

Zucker war einst ein Luxusgut. Mit dem wachsenden Produktionsvolumen von Rübenzucker konnten sich spätestens ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aber auch die Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschichten Zucker für das Süßen von Kaffee oder Tee und zuckerhaltige Produkte wie Bonbons, Marmelade, Süßgebäck, Kuchen und Torten leisten. Wohl in jeder Familie standen Zuckerbehälter in der Vorratskammer oder Zuckerdosen auf dem Esstisch. Auch diese Veränderungen im Alltagsleben der Menschen sollen in der Ausstellung gezeigt werden. Hierfür suchen die Ausstellungsmacher noch nach aussagekräftigen Objekten, insbesondere Zuckerdosen und Vorratsbehältern für Zucker, mit denen eine außergewöhnliche Geschichte oder eine besondere Erinnerung verbunden ist. Auch Zuckertüten oder originale Süßigkeitenverpackungen – z.B. von der Firma Flemming oder der Schokoladenfabrik RAVIA in Alten sind willkommen. Melden kann man sich mit seinem Objekt und der damit verbundenen Geschichte im Stadtarchiv Dessau-Roßlau oder im Museum für Stadtgeschichte Dessau. Beide Einrichtungen freuen sich auf Ihre „Schätze“.

Info:
Zucker aus Rüben – Ein „Kraftstoff“ der Moderne
Ausstellung des Stadtarchivs Dessau-Roßlau und des Museums für Stadt­geschichte Dessau
26. September 2021 bis 31. Januar 2022
Orangerie beim Schloss Georgium

Kontakt:
Stadtarchiv Dessau-Roßlau
Heidestraße 21
06842 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340/204-1024
stadtarchiv@dessau-rosslau.de

Museum für Stadtgeschichte Dessau
Törtener Straße 44
06842 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340/8003790
museum@stadtgeschichte.dessau.de

Quelle: Stadtarchiv Dessau-Roßlau, News, 21.7.2021; Wikipedia, Art. Dessauer Zuckerraffinerie, 27.11.2020

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