Vom „Gemeindeplatz“ zum „Sportplatz“ an der Soltauer Straße in Bad Fallingbostel.
Heutzutage ist es selbstverständlich, dass die Kommunen erhebliche Summen aufwenden, um ihrer Einwohnerschaft gute Sportmöglichkeiten zu bieten. Doch auch schon vor mehr als 100 Jahren war es der Gemeinde Fallingbostel wichtig, einen Sportplatz zu schaffen. 1913 wurde der Platz eingeweiht.
Das Protokollbuch des Fallingbosteler Gemeindeausschusses, das sich im Besitz des Stadtarchivs Bad Fallingbostel befindet, verzeichnet als 3. Tagesordnungspunkt seiner Sitzung am 8. September 1913 im Köningschen Gasthaus die Beratung über einen „Gemeindeplatz“:
Abb.: Beginn der Protokollierung der „Besprechung über Ankauf eines Gemeindeplatzes“ am 8. September 1913 (Stadtarchiv Bad Fallingbostel, Bestand 1, Nr. 354)
III Besprechung über Ankauf eines Gemeindeplatzes
Wegen Beschaffung eines Gemeindeplatzes hat sich der Gemeindevorsteher [Kruse] mit dem Königl Domainenrentmeister Wittern in Harburg in Verbindung gesetzt um den seitens des Domänenfiskus an den Anbauer Fr. Wildung in Adolfsheide verpachteten Friedkamp östlich des Weges von der Chaussee nach Adolfsheide, Parzelle 206 Kartenblatt 10 von Fallingbostel, groß 2.4051 ha zu pachten.
Anbauer Wildung hat den Kamp bis zum 1 Oct. 1924 gepachtet für den jährlichen Pachtpreis von 93 M.
Der Gemeindevorsteher hat mit dem Pächter Wildung folgendes vereinbart: Wildung tritt an die Gemeinde cirka 4 ½ Morgen unter der Bedingung ab, daß ihm für Ganzes eine Abfindungssumme von 350 M gezahlt wird und dann der Rest des Grundplatzes ihm bis zum Ablauf der Pachtung 1 Oct. 1924 unkündbar gelassen werde für eine jährlich Pacht von 45 M. Der Vertrag soll vom Gemeindevorstand Herrn Direktor Helmke abgeschlossen werden.
Der Gemeindeausschuß beschließt einstimmig, diesen Vertrag mit Wildung anzunehmen.
Die Gemeinde stellt den Platz dem Ortsausschuß für Jugendpflege unter der Bedingung zu Verfügung, daß derselbe die Abfindungssumme von 350 M an Wildung und eine jährliche Pacht von 48 M an die Gemeinde zahlt, um Jugendspiele ausführen zu können.
Im Uebrigen steht der Platz der Gemeinde zur anderweitigen Benutzung frei.
Der Gemeindeausschuß beschließt einstimmig den vorliegenden, vom Vorsteher und dem Domänenrat Wittern Harburg gemachten Pachtvertrag anzunehmen und so bald wie möglich rechtskräftig zu machen.
Abb.: Abschluss der Protokollierung der „Besprechung über Ankauf eines Gemeindeplatzes“ am 8. September 1913 (Stadtarchiv Bad Fallingbostel, Bestand 1, Nr. 354)
Tatsächlich muss dies äußerst schnell gegangen sein, verzeichnet Wilhelm Westermann doch in seiner Ortschronik schon sechs Wochen nach der Gemeindeausschusssitzung unter dem Datum des 18. Oktober 1913 in seiner Ortschronik von Fallingbostel:
18. Oktober [1913]. Die Hundertjahrfeier der Völkerschlacht wird mit Einweihung des jetzt fertigen Sportplatzes und des Gedenksteins 1813/1913 begangen. [Der Gedenkstein befindet sich heute im Kurpark an der Quintus-Brücke.] Der Platz ist von dem Domänenfiskus gepachtet. Die Planung und Beleuchtung des Platzes ist 1927 durchgeführt. Lehrer W.[estermann] pflanzte 1912* mit den Schulkindern eine doppelte Reihe von verschiedenen Tannen zum Abschirmen nach der Straße hin.
*[Die Jahreszahl 1912 irritiert, denn der seit 1907 an der Fallingbosteler Schule tätige Lehrer Westermann müsste demnach schon ein Jahr vor dem Beschluss des Gemeindeausschusses tätig geworden sein!]
Das meiste Pflanzgut brachte der heutige Revierförster Otto Heidemann aus seines Vaters Revier in Oerbke mit. Leider ist der größte Teil dieser Pflanzung in den ersten Jahren zerstört. Die Feier am 18. Oktober schloß mit einem großen Freudenfeuer und geordnetem Rückmarsch zum Schulhof. Dort wurde der Marsch von dem Führer des Zuges, Lehrer W., mit dem Schillerwort geschlossen: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Viele Teilnehmer ahnten damals Gewitterschwüle am politischen Horizont.
Westermanns Schlussbemerkung bezieht sich auf den 1. Weltkrieg, der ein Jahr später beginnen sollte. Wie Westermann in der Chronik weiter berichtet, begannen dann am 11. September 1914 militärische Übungen der Jugendlichen auf dem Sportplatz und in der Turnhalle, zu der eine Scheune des „Hotels zur Lieth“ ausgebaut worden war (Fertigstellung des Umbaus am 20. März 1914).
Fußball wurde auf dem – nun auch als Sportplatz – bezeichneten Gelände dann ab 1916 gespielt. Wenige Monate, nachdem in Walsrode der Verein „Germania“ gegründet worden war, entstand im Kreisort am 16. September 1916 die „Sportvereinigung Fallingbostel“, deren erster Vorsitzender Hermann Linnemann war. Beide Vereine spielten noch im September 1916 in Walsrode gegeneinander, wobei die „Germania“ einen 4:0-Sieg errang. Über das Rückspiel am 6. November 1916 berichtete die Walsroder Zeitung:
Am gestrigen Sonntage fand in Fallingbostel auf dem dortigen Sportplatz das Rückspiel des Sportvereins Fallingbostel und „Germania Walsrode“ statt. Die letzteren konnten den Platz als Sieger mit 2:0 verlassen. Das erste Tor fiel vor der Halbzeit nach 25 Minuten, das zweite 5 Minuten vor Schluß des Spieles. Walsrode konnte mit einer überlegenen Mannschaft antreten und daher mußte Fallingbostel einen harten Kampf kämpfen. Ein gemütliches Beisammensein der Vereine im Gasthof zur Lieth schloß den anregend verlaufenen Nachmittag.
Vergleichbar mit einem modernen Sportplatz waren die Bedingungen für Fußballspieler nicht.
Abb.: Fußballspiel auf dem Sportplatz an der Soltauer Straße 1941 (Quelle: Stadtarchiv Bad Fallingbostel)
Abb.: Fußballspiel auf dem Sportplatz an der Soltauer Straße 1941 (Quelle: Stadtarchiv Bad Fallingbostel)
Das lassen auch die Aufnahmen erahnen, die von einem Spiel gemacht wurden, das 1941 auf dem Sportplatz an der Soltauer Straße stattfand.
Kontakt:
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Dr. Wolfgang Brandes
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Tel.: 05162 / 40118
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Quelle: Stadtarchiv Bad Fallingbostel, Archivalie des Monats Juni 2021