Einer der wenigen noch vorhandenen historischen Spexarder Sprachtaler wurde jetzt dem Stadtarchiv Gütersloh übergeben.
Abb.: Jetzt ist er da, wo er heute hingehört: Die Vertreter des Heimatvereins Spexard übergaben den Sprachtaler an das Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh. V.l.: Jana Knufinke (Stadtarchiv Gütersloh), Christian Janzen (Schriftführer des Heimatvereins Spexard), Lena Jeckel (Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh), Markus Schumacher (Heimatverein Spexard) (Foto: Stadt Gütersloh)
Vom damaligen Bürgermeister Franz Grochtmann war er zunächst an seinen Nachfolger Robert Mahne übergeben worden und schließlich im Besitz des Heimatvereins Spexard angekommen. Dessen Mitglieder waren jedoch der Ansicht, dass er im Gütersloher Stadtarchiv auf Dauer richtig aufgehoben sei.
Durch wieviel Hände er wohl schon gewandert ist, fragt man sich beim Anblick des historischen Messingtalers, der in der Bauerschaft Spexard vor gut 200 Jahren als gängiges Kommunikationsmittel diente.
Abb.: Spexarder Sprachtaler (Foto: Stadt Gütersloh)
Mit seiner Hilfe verkündeten die Obrigkeiten Nachrichten an die Einwohner und Einwohnerinnen. Das System war simpel, aber gut durchdacht. Um wichtige Nachrichten, Meldungen oder Verordnungen in kürzester Zeit zu verbreiten, wurde der Sprachtaler mit Nachrichten in schriftlicher oder auch mündlicher Form in einer ganz bestimmten Reihenfolge von Haus zu Haus gebracht und dabei der Sprachtaler als amtliche Beglaubigung weitergereicht. Handelte es sich um ein Schriftstück, wurde dieses zusammengerollt und dann mit Schnüren oder Lederriemen, die durch eine Öffnung im oder am Taler gezogen wurden, an diesem befestigt.
Wenn das kreisrunde Messingstück (8 cm Durchmesser) zum Ausgangspunkt, also dem ursprünglichen Absender, zurückgekehrt war, konnte man davon ausgehen, dass alle Familien die Nachricht erhalten hatten, denn das Verzögern oder Blockieren der Weitergabe stand unter Strafe. Das geht aus seiner Inschrift hervor: „Das rath ich Dich – behalt mich nicht“ ist auf der Vorderseite zu lesen. Auf der Rückseite wird mit „Wer mich last stehen dem wirds uebel gehen“ gedroht. Die Regel war, den Taler innerhalb einer Stunde an den nächsten in der Reihenfolge weiter zu geben.
Vorläufer des Sprachtalers war der sogenannte Burdaler, mit dem bis zum 19. Jahrhundert zum Burgericht einer Bauerschaft geladen wurde. Ein Burrichter entschied dort über Besitzstreitigkeiten und kleinere Strafen.
Bei eiligen Mitteilungen wurden auch mal zwei Sprachtaler in den Umlauf gegeben, um die Verbreitung zu beschleunigen. Tauchten bei einem Bauern beide Taler auf, war er verpflichtet, sie beide dem Absender zurück zu bringen, denn das bedeutete, dass die Nachricht die Runde gemacht hatte.
Die Jahreszahlen der überlieferten Exemplare reichen von 1783 bis 1848 und sind bisher ausschließlich im Gütersloher Raum bekannt. Bei dem in der Mitte der Rückseite abgebildeten sechsspeichigen Wagenrad handelt es sich um das Speichenrad im Wappen des Fürstbistums Osnabrück.
Abb.: Inschrift des Spexarder Sprachtalers „Wer mich last stehen dem wird’s uebel gehen“ Die Aufforderung zur Weitergabe des Talers war unmissverständlich. In der Mitte befindet sich das sechsspeichige Wagenrad des Fürstbistums Osnabrück (Foto: Stadt Gütersloh)
Es weist damit auf die alte Landeshoheit des Fürstbistums über das Amt Reckenberg hin, zu dem Spexard damals gehörte. – Insgesamt gibt es noch neun dieser Sprachtaler aus verschiedenen Bauernschaften der Umgebung. Sie befinden sich zum großen Teil in den Museen des Kreises.
Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Hohenzollernstraße 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82 – 2374
jana.knufinke@guetersloh.de
Quelle: Stadt Gütersloh, Pressemeldung, 20.05.2021; Stadt Gütersloh, Stadtgeschichte Gütersloh, Nachrichtenverkehr