Die Spanische Grippe 1918/19 in den Kreisen Wiedenbrück und Halle

Broschüre und digitale Ausstellung des Kreisarchivs Gütersloh.

Eine neue Broschüre des Kreisarchivs Gütersloh beschäftigt sich mit der Spanischen Grippe, die kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges ausbrach und mehrere Millionen Opfer forderte. Die Broschüre erlaubt Einblicke in das Leiden der Opfer und ihrer Hinterbliebenen, in das behördliche Wirken, aber auch generell in den Umgang der Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Seuchen und Krankheiten.


Abb.: Güterslohs Kreisarchivar Ralf Othengrafen hat die Corona-Pandemie zum Anlass genommen, eine Broschüre über die Spanische Grippe im Kreis Gütersloh zu veröffentlichen (Foto: Kreis Gütersloh)

Die Broschüre kann beim Kreisarchiv Gütersloh per E-Mail oder telefonisch bestellt werden. Außerdem steht die Broschüre auch als Download zur Verfügung. Über die Internetseite des Kreisarchivs können sich darüber hinaus alle Interessierten auch die mit dem Ausstellungstool der Deutschen Digitalen Bibliothek erstellte digitale Ausstellung zur Spanischen Grippe „In dem Land der Pyrenäen möge sie begraben sein“ ansehen.

Schnell verbreitete sich die Spanische Grippe ab dem Sommer 1918 auch in den ehemaligen Kreisen Halle und Wiedenbrück. Eines der ersten Opfer ist der 23-jährige Gütersloher August Varnholt, Schütze einer Maschinengewehr-Kompagnie. Er erkrankt während seines Heimaturlaubes „an Lungenentzündung, die jetzt seinen Tod herbeiführte“, wie es in der Todesanzeige heißt.


Abb.: In den Zeitungen sind auch Empfehlungen für Medikamente ausgesprochen worden. Zeitweise waren diese in den Apotheken sogar knapp. Hier die Morsey’sche Apotheke in Wiedenbrück („SG_Apotheke“, Sammlung Michael Bleisch, Kreisarchiv Gütersloh)

Im Herbst 1918 steigen die Infektionszahlen und damit auch die Todesfälle auf einen Höchststand. An den Schulen sind teilweise über die Hälfte der Kinder erkrankt.


Abb.: Schülerinnen des Gütersloher Lyzeums, das schon zu Beginn der Pandemie stark betroffen war („SG_Lyzeum”, Kreisarchiv Gütersloh)

Einzelne Schulschließungen sind die Folge. Alleine in Werther sterben Anfang November täglich fünf bis sechs Menschen.


Abb.: Viele der Pandemie-Opfer verstarben in Krankenhäusern, etwa dem Evangelischen Krankenhaus in Gütersloh („SG_Ev_Krankenhaus”, Kreisarchiv Gütersloh)

Erst im März 1919 wird die Spanische Grippe an Wucht verlieren, es folgen allerdings noch mehrere „normale“ Grippewellen. Obwohl mehrere hundert Menschen der Pandemie in dieser Region zum Opfer fallen, gelangt sie erst jetzt – infolge der Corona-Pandemie – stärker ins Bewusstsein der Menschen.

Die Suche nach Quellen zur Spanischen Grippe im Kreis Gütersloh gestaltete sich schwierig, wie Kreisarchivar Ralf Othengrafen feststellen musste. Zum Teil wurden wichtige Ereignisse damals überhaupt nicht festgehalten, zum Teil sind Quellen aber auch im Laufe der Jahrzehnte verloren gegangen.

Damit dies nicht auch bei der Corona-Pandemie passiert und sich künftige Generationen ein Bild machen können, sammelt das Kreisarchiv Gütersloh bereits jetzt Fotos, Filme, Flugblätter, Plakate, Schriftstücke und andere Zeugnisse, die im Kontext der Pandemie entstanden sind. Ob in der Öffentlichkeit (zum Beispiel bei Demonstrationen), in der Firma, im Privaten, ob von Befürwortern oder Kritikern der Maßnahmen und sogar Leugnern der Pandemie – das Kreisarchiv möchte gerne alles überliefern! Es ruft deshalb dazu auf, dem Kreisarchiv Gütersloh alle diesbezüglichen Materialien zur Verfügung zu stellen.

Kontakt:
Kreisarchiv Gütersloh
Moltkestraße 47
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 852003 oder 05241 / 852004
archiv@kreis-guetersloh.de

Quelle: Aktuelles aus dem Kreisarchiv Gütersloh, 11.05.2021; Aktuelles aus dem Kreisarchiv Gütersloh, 27.04.2021; Jan Focken, Pressemitteilung Kreis Gütersloh, 07.05.2021.

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