Ostergruß 1906 aus dem Kurort Godesberg am Rhein

Zumindest bis zum Weißen Sonntag, wenn nicht sogar bis Pfingsten, dürfen wohl Bezüge zum vergangenen Osterfest hergestellt werden. Der folgende, gezeichnete Ostergruß entstand durch den Wismarer Maler und Lithografen Friedrich Bremer (1860-1924), der sich 1906 als Patient in Dr. Franz Müllers „Sanatorium Schloß Rheinblick“ in Godesberg aufhielt.


Abb. Ostergruß des Wismarer Malers und Lithografen Friedrich Bremer (Stadtarchiv Bonn)

Ein Postkartenalbum mit 202 Zeichnungen des Künstlers hat sich im Stadtarchiv Bonn in der Sammlung „Aennchen Schumacher“ (SN 152) erhalten. Die naturgemäß zumeist postkartengroßen Malereien und Zeichnungen zeigen überwiegend Wismarer- und Küstenmotive; darunter befinden sich aber auch einzelne Rhein- und Godesberger Ansichten.

Bremer betrieb in Wismar eine Druckerei und Lithografieanstalt und fertigte Postkarten mit überwiegend Wismarer Ansichten, unter anderem des Wismarer Hafens. Nach seinem Sanatoriumsaufenthalt hatte der morphium- und alkoholkranke Maler weiterhin Beziehungen nach Bad Godesberg. So wohnte er 1908 sowie 1914 bis 1918 wiederum hier, und seine Schwester Ida Bremer, verwitwete Trendelburg, lebte später ebenfalls in – seit 1925 Bad – Godesberg.

Der Sammlungsbestand „Aennchen Schumacher“ umfasst hauptsächlich Fotografien und Postkarten, aber auch Briefe und Zeitungsartikel sowie Bücher mit Autorenwidmungen und dokumentiert das (studentische) Leben in Bonn und Bad Godesberg vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Die umfangreiche Sammlung hatte Aennchen Schumacher (1860-1935) bereits 1930 der Stadt Bad Godesberg vermacht, die 1931 ein Aennchen-Museum einrichtete. Nach Kriegszerstörung wurde das Museum nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiederaufgebaut. 1971 gelangte die Sammlung ins Stadtarchiv Bonn.


Abb.: Porträt der Aennchen Schumacher, nach einer Fotografie von 1877, an der Hauswand ihres Gasthofes in Bonn-Bad Godesberg (Foto: Lämpel, bearbeitet von Sir James – Eigenes Werk des ursprünglichen Hochladers Übertragen aus de.wikipedia nach Commons).

Anna Sibylla Schumacher, genannt „Aennchen“, wurde am 22.1.1860 in Godesberg geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters Wilhelm Schumacher übernahm sie mit nur 18 Jahren zusammen mit ihrer Halbschwester Gertrud Rieck im Jahre 1878 die Führung des „Gasthofs zum Godesberg“, den sie 1891 in „Zur Lindenwirtin“ umbenannte. Wegen der günstigen Lage am Fuße der Godesburg, aber auch wegen der Lindenwirtin selbst war die Gaststätte eine sehr beliebte Studentenkneipe.


Abb.: Bad Godesberg a. Rh. Gasthof „Zur Lindenwirtin“ (Ännchen), Kunstverlag Wilhelm Köhler, Bonn a. Rh. Nr. 294 (Foto: virtuelles Brückenhofmuseum in Königswinter-Oberdollendorf)

Aennchen Schumacher hatte selbst dazu beigetragen, dass sie „Lindenwirtin“ genannt wurde. Immer auf der Suche nach neuen Liedern, die sie abends den Studenten auf dem Klavier vorspielte und die dann gemeinsam gesungen wurden, war sie auch auf das Lied „Keinen Tropfen im Becher mehr“ gestoßen, das 1877 von Rudolf Baumbach gedichtet worden war. Ab da sangen die zahlreichen Besucher jeden Abend das Lied. Schließlich wurde sogar von einigen ihrer Gäste noch eine neue Strophe hinzugedichtet, in dem Aennchen Schumacher als die im Lied beschriebene Lindenwirtin bezeichnet wurde.


Abb.: Postkarte des Gasthofs zum Godesberg, der 1891 in „Zur Lindenwirtin“ umbenannt wurde (Stadtarchiv Bonn)

1925 wurde Aennchen Schumacher sogar die Ehrenbürgerwürde der Stadt Bad Godesberg verliehen. Sie starb am 26.2.1935 und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Burgfriedhof beerdigt. – Die biografischen Informationen zum Wismarer Maler und Lithografen Friedrich Bremer stammen überwiegend vom Stadtgeschichtlichen Museum Wismar.

Kontakt:
Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn
Berliner Platz 2
53111 Bonn
Tel.: 0228 / 772410
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn, Zeitfenster, April 2021; Art: Aennchen Schumacher (Wikipedia)

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