Wie der Landkreis Hersfeld-Rotenburg und seine Kommunen mit der Corona-Pandemie umgegangen sind, wird auch in 100 Jahren noch viele Menschen interessieren, schätzt Kreisarchivar Dr. Sebastian Kraffzig. Gemeinsam mit seinem Team hütet er das kulturelle, wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Erbe des Kreises. Um die eigene Historie zu wahren, hat sich der Landkreis Hersfeld-Rotenburg in einem hessenweit einmaligen Projekt mit 15 kreisangehörigen Kommunen zusammengeschlossen. Das Land Hessen fördert den neu gegründeten Kommunalen Archivverbund Hersfeld-Rotenburg (KAV) nun mit 100.000 Euro.
Der hessische Innenminister Peter Beuth hat den Bewilligungsbescheid Mitte Dezember 2020 per Videokonferenz symbolisch an Landrat Dr. Michael Koch übergeben. Beuth sagte: „Durch Kooperationen können Gemeinden und Kommunen ihre Verwaltungsarbeit bündeln und damit wesentlich effizienter gestalten. Das spart Kosten und erhöht den regionalen Zusammenhalt.“
Abb.: Bescheidübergabe in Corona-Zeiten: Hessens Innenminister Peter Beuth war am 16.12.2020 digital zugeschaltet, um die Landesförderung und herzliche Glückwünsche an Landrat Dr. Michael Koch (rechts), Kreisarchivar Dr. Sebastian Kraffzig (links) und Harald Preßmann, Sprecher der Bürgermeister im Kreis zu übergeben. (Foto: Landkreis Hersfeld-Rotenburg)
Der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis, Harald Preßmann, sagte: „Die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und dem Landkreis klappt auf vielen Ebenen hervorragend. Indem auch hier eng zusammengearbeitet wird, geraten mitunter bedeutsame historische Dokumente nicht in Vergessenheit.“
In engem Austausch mit den Partnern aus Alheim, Bad Hersfeld, Breitenbach am Herzberg, Friedewald, Hauneck, Haunetal, Hohenroda, Ludwigsau, Heringen, Kirchheim, Nentershausen, Neuenstein, Philippsthal, Ronshausen und Schenklengsfeld sichten die Mitarbeitenden des Kreisarchivs sämtliche Altbestände geschlossener Akten und streben eine schnellstmögliche Archivierung dieser an. „Bevor Unterlagen vernichtet werden, müssen sie dem Kreisarchiv vorgelegt werden. Wir beurteilen dann, ob sie historisch relevant sind. In der Regel werden zwischen fünf und zehn Prozent der Unterlagen aufgehoben. Wir räumen in den Registraturen also ordentlich auf“, sagt Sebastian Kraffzig. Die Arbeit des Kommunalen Archivverbunds beschreibt er so: „Wir sind wie reisende Archivarinnen und Archivare. Wir rücken in die Gemeinden aus, arbeiten dort mit Städte- und Gemeindeverwaltungen zusammen und verbringen viel Zeit in Kellern und Räumen voll mit alten Akten.“ Einige Unterlagen blieben teils viele Jahre unberührt.
Während das Kreisarchiv Zeit für die Archivierung und Digitalisierung von Akten und Dokumenten aufbringt, verbleibt das Archivgut weiterhin in Besitz der Kommunen und wird dort dezentral gelagert. Landrat Dr. Michael Koch betonte die Vorteile des Archivverbunds: „Unsere Kreisverwaltung nimmt den Kommunen nun auch im Archivwesen einen Berg von Arbeit ab. Durch den Verbund können Kosten gespart werden und die Archivierung erfolgt unter Aufsicht ausgebildeter Fachkräfte. Wir zeigen einmal mehr, dass sich interkommunale Zusammenarbeit bezahlt macht.“ Das interkommunale Kreisarchiv Nordhessen zwischen den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und dem Vogelsbergkreis wurde schon Anfang 2019 vom Bund der Steuerzahler mit dem „Spar Euro“ ausgezeichnet. „Diesen Ansatz setzen wir jetzt durch die Zusammenarbeit mit den Gemeinden fort“, freute sich Landrat Koch.
Mit den Fördermitteln des Landes soll die Arbeit des Kreisarchivs ausgeweitet werden. Sebastian Kraffzig geht davon aus, dass die Sichtung aller Akten, Dokumente und Unterlagen in den beteiligten Kommunen sowie deren Aufarbeitung viel Zeit kosten wird. „Doch der Einsatz lohnt sich“, sagt er. „Es geht darum, etwas für die Nachwelt festzuhalten – am besten für immer.“
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Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Newsletter, 17.12.2020