Übergabe des 14. Tätigkeitsberichts zur Arbeit der BStU an den Bundestag
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU), Roland Jahn, hat dem Präsidenten des Deutschen Bundestages, Dr. Wolfgang Schäuble, am 13.3.2019 den 14. Tätigkeitsbericht zur Arbeit des BStU sowie gemeinsam mit dem Präsidenten des Bundesarchivs, Dr. Michael Hollmann, das Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen übergeben.
Wie soll sie konkret aussehen, die Zukunft der Stasi-Akten? Diese Frage hat den Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) im Berichtszeitraum 2017 und 2018 stark beschäftigt. Mehr als eine Generation ist in einem vereinten Deutschland aufgewachsen. In diesem Jahr wird an den 30. Jahrestag des Mauerfalls erinnert, auch ein wichtiges Datum für die Stasi-Akten. Dazu sagte Jahn:
„Es ist in diesem Jahr 30 Jahre her, dass mutige Bürgerinnen und Bürger in der Friedlichen Revolution die Stasi-Unterlagen gesichert und den Zugang erkämpft haben. Die Öffnung der Stasi-Unterlagen gehört zu den zentralen Errungenschaften der Friedlichen Revolution. 30 Jahre Arbeit mit den Stasi-Unterlagen sind ein guter Zeitpunkt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.“
Im Berichtszeitraum hat der BStU gemeinsam mit dem Bundesarchiv ein Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen im Auftrag des Bundestags erarbeitet. Es beschreibt die Leitlinien für den Zukunftsprozess. Mit dem Bundesarchiv hat das Stasi-Unterlagen-Archiv einen starken Partner, mit dem es sich den Herausforderungen einer digitalen Welt stellen kann. Jahn beschrieb den Kern des Konzepts wie folgt:
„Mit dem Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen unter dem Dach des Bundesarchivs werden unsere Kompetenzen, Technik und Ressourcen gebündelt, um das Stasi-Unterlagen-Archiv fit für die Zukunft zu machen. Durch die Bündelung wollen wir die langfristige Sicherung der Akten gewährleisten und die Nutzungsmöglichkeiten durch eine breit angelegte Digitalisierung erweitern.“
Abb.: Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU), Roland Jahn, mit dem Präsidenten des Deutschen Bundestages, Dr. Wolfgang Schäuble, und dem Präsidenten des Bundesarchivs, Dr. Michael Hollmann (Foto: BStU).
Die notwendigen Investitionen in archivgerechte Lagerung, Bauten und Digitalisierung können in gemeinsamer Anstrengung angegangen werden. Dazu wird am Standort des Stasi-Unterlagen-Archivs am historischen Ort der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg ein Kompetenzzentrum zum Erhalt der Unterlagen mit Werkstätten zur Restaurierung und Digitalisierung aufgebaut. Auch die Rekonstruktion von zerrissenen Stasi-Unterlagen wird dort einen Platz einnehmen.
Dieses Zentrum soll Teil eines Archivzentrums zur SED-Diktatur werden, in dem in Zukunft auch die Unterlagen der Bestände der zentralen DDR-Behörden und der Stiftung Parteien und Massenorganisationen in der DDR (SAPMO) des Bundesarchivs untergebracht werden.
Das Recht auf den Zugang zu den Akten bleibt unverändert. Die Nutzung wird weiterhin auf Basis des Stasi-Unterlagen-Gesetzes erfolgen.
Für die Zukunft wird auch die Forschung neu ausgerichtet. Um die Recherche-Möglichkeiten für Forschung, Bildung und Medien zu verbessern und den steigenden Ansprüchen einer sich verändernden Wissenschaftslandschaft gerecht zu werden, wird die Forschung beim Stasi-Unterlagen-Archiv in Richtung einer gezielten quellenkundlichen Forschung weiterentwickelt.
Vieles weitere aus der Tätigkeit des BStU drehte sich in den vergangenen beiden Jahren um die Zukunft. „Einblick ins Geheime“- die neue Ausstellung zum Stasi-Unterlagen-Archiv am historischen Ort der Stasi-Zentrale in Berlin steht exemplarisch für den Weg in die Zukunft. Es geht darum, das „Monument der Überwachung“, die 111 Kilometer Stasi-Akten, an historischen Orten sichtbar und es im digitalen Dialog mit der neuen Generation nutzbar zu machen.
Das Stichwort Digitalisierung ist mit der Zukunft untrennbar verbunden. Mit der Stasi-Mediathek ist bereits seit einigen Jahren ein stetig wachsendes digitales Schaufenster ins Archiv geschaffen worden. In den letzten zwei Jahren wurde zusätzlich die Homepage www.bstu.de neu aufgesetzt. Sie ist ein Einstieg ins Archiv, mit einer umfassenden Suche zu den Ressourcen des Archivs, auf der in den kommenden Jahren weiter aufgebaut wird. Jahn sagte, dass aber auch in Zukunft gelte:
„Den Opfern gerecht werden, und gleichzeitig eine Brücke zur nächsten Generation schlagen. Das ist und bleibt die Mission des Stasi-Unterlagen-Archivs.“
Von der Option auf persönliche Akteneinsicht haben 2017 über 48.000 Menschen Gebrauch gemacht und 2018 gingen dazu gut 45.000 Anträge ein. In 2017 und 2018 sind je ca. 1.300 Anträge aus Forschung und Medien gestellt worden. In 2017 und 2018 gab es jeweils ca. 1.100 Ersuchen auf Überprüfung im öffentlichen Dienst und bei politischen Funktionsträgern.
Die Anträge zu Forschung, Bildung und Medien bleiben seit Jahren konstant. Journalisten und Wissenschaftler, sowie Dokumentar- und Spielfilmproduktionen, Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen, oder auch Privat- und Regionalforschungen begeben sich oft auf eine intensive Spurensuche im Stasi-Unterlagen-Archiv.
Wie geht es nun weiter?
Das Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen soll in den nächsten Monaten in den Facharbeitsgruppen der unterschiedlichen Bundestagsfraktionen und innerhalb der Regierungskoalition beraten werden. Zudem ist im Ausschuss für Kultur und Medien in den kommenden Monaten eine ausführliche Vorstellung und Beratung des Konzeptes geplant.
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Quelle: BStU, Pressemitteilung, 13.3.2019