Sonderausstellung zum Ende der Steinkohle-Ära

Essener Ruhr Museum und Deutsches Bergbau-Museum Bochum kooperieren auf der Kokerei Zollverein

2018 ist »Schicht im Schacht«, dann endet der deutsche Steinkohlenbergbau. Damit zeichnet sich nach 200 Jahren ein Ende des Zeitalters der Kohle in Deutschland ab, die in ganz Europa Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt entscheidend beeinflusste. Besonders im Ruhrgebiet hat Kohle die Arbeit, den Alltag und die Mentalität der Menschen stark geprägt. Doch Kohle war nicht nur der Treibstoff der Moderne und des Fortschritts, sie war auch Teil der Schattenseiten der Industrialisierung. 2018 findet nun im Ruhrgebiet, lange Zeit das größte und wichtigste Kohlerevier Europas, die erste europäische Ausstellung zur Kohle statt. Das Essener Ruhr Museum, das Regionalmuseum des Ruhrgebiets, und das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, das Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, zeigen mit „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ eine große Gemeinschaftsausstellung auf dem Welterbe Zollverein. Beide Ausstellungshäuser, die u. a. über große Sammlungen zur Bergbaugeschichte verfügen, präsentieren in den beeindruckenden Räumen der Mischanlage der Kokerei Zollverein die vielschichtige und faszinierende Geschichte der Kohle in Europa: ihre Förderung und Nutzung und die vielfältigen Auswirkungen bis in den Alltag hinein.

Abb.: Die Ausstellungsmacher (v.l.n.r.) Dr. Michael Farrenkopf, montan.dok am Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Prof. Heinrich Theodor Grütter, Ruhr Museum, und Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier, Universität Freiburg, präsentieren das Plakat zur gemeinsamen Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ während der Pressekonferenz am 15.12.2017 (Foto: Helena Grebe).

Die Ausstellung behandelt den Zeitraum von ca. 1750 bis heute. Ausgangspunkt ist die Kohle selbst, ihre Stofflichkeit, die gespeicherte Sonnenenergie, die nicht nur das Industriezeitalter befeuerte, sondern in Form der Kohlechemie zunächst die Nachahmung und dann die künstliche Neuerschaffung der Welt möglich machte. Die Steinkohlenförderung in Europa brachte eine ganz spezifische Form der Arbeit und damit verbunden große technische, organisatorische und ökonomische Entwicklungen mit sich. In engem Zusammenhang damit steht die Frage nach dem Verhältnis von Kohle, Bergbau und der Entwicklung der demokratischen Industriegesellschaft. Die Ausstellung widmet sich zudem den Arbeitsbedingungen, thematisiert die Mitbestimmung in den Betrieben, die Teilhabe am gesellschaftlichen Fortschritt und die Entwicklung des europäischen Einigungsprozesses, angestoßen durch die Kohle und die Montanindustrie. Abschließend beleuchtet sie das Erbe des Steinkohlenbergbaus und die Hinterlassenschaften der Kohlenutzung , wie etwa die Naturzerstörung durch Bergsenkungen, Überschwemmungen, Rauch und Gase, die Veränderungen der Landschaft und den Ausstoß von CO₂, aber auch die gesellschaftlichen Folgen des Strukturwandels und die Entstehung von Industriekultur.

Präsentiert werden rund 1.200 Exponate, vor allem aus den Beständen der beiden Museen sowie von regionalen, nationalen und internationalen Leihgebern.

Der Ausstellungsort
Ausstellungsort ist die Mischanlage der ehemaligen Kokerei Zollverein, eines der spektakulärsten Gebäude auf dem Welterbe Zollverein. Die gewaltigen Bunkeranlagen des ehemaligen Kohlespeichers, die der Ausstellungsparcours auf drei Ebenen erschließt, versinnbildlichen schon durch ihre Materialität und Monumentalität die visionären technischen Potentiale, aber auch die Gewalttätigkeit der industriellen Moderne. Bis zur Stilllegung der Kokerei 1993 diente die Mischanlage dazu, die für den Kokereiprozess bestimmten Kohlen zu sortieren. Danach wurde sie zum Ausstellungsgebäude umgebaut und mit der Ausstellung „Sonne, Mond und Sterne“ 2000 eröffnet. Nun wird der ehemalige Kohlespeicher zum Ort der großen Ausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“.

Das Begleitprogramm
Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Kultur- und Veranstaltungsprogramm. Dazu gehört eine hochkarätige Vortragsreihe zum Steinkohlenbergbau aus europäischer Perspektive, die im Deutschen Bergbau-Museum Bochum stattfinden wird. Ergänzt wird das Programm durch eine umfangreiche Reihe zum Steinkohlenbergbau im europäischen Film in Kooperation mit der Kinemathek im Ruhrgebiet. Hinzu kommt ein breites Exkursionsprogramm zu den Originalstätten des Steinkohlenbergbaus nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch in den benachbarten Revieren, wie im Aachener Revier und im Saarland sowie zu den bergbaulichen Welterbestätten in Elsass-Lothringen, im Hennegau und in Nord-Pas-de-Calais. Vielfältige Führungen und Workshops für Schulklassen runden das umfangreiche Programm ab.

Die Kooperation
Die Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ auf dem Welterbe Zollverein bringt erstmals zwei bedeutende Museen der Region in einem Kooperationsprojekt zusammen, die jeweils sozial- bzw. technikhistorisch u. a. die Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet und darüber hinaus vermitteln, bewahren und erforschen.

Dabei nutzen die beiden Museen Synergien und führen die Sammlung des Ruhr Museums zur Ruhrgebietsgeschichte mit den Beständen zur Bergbau- und Technikgeschichte aus dem Montanhistorischen Dokumentationszentrum am Deutschen Bergbau-Museum Bochum in einer Sonderausstellung zusammen.

Die Ausstellungsmacher
Die Ausstellung wird geleitet vom Freiburger Historiker Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier, dem Leiter des Montanhistorischen Dokumentationszentrums am Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Dr. Michael Farrenkopf, und dem Direktor des Ruhr Museums, Prof. Heinrich Theodor Grütter.

Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier hat sich als Ausstellungsmacher von „Feuer und Flamme. 200 Jahre Ruhrgebiet“ bereits in den 1990er Jahren mit der musealen Vermittlung von Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte beschäftigt. An der Universität Freiburg hat er den Lehrstuhl für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte inne: „Kohle hat unsere Welt bunter und heller gemacht.“

Dr. Michael Farrenkopf setzt im Deutschen Bergbau-Museum Bochum den musealen Auftrag von Bewahren, Forschen und Vermitteln des Bergbauerbes ganz praktisch um. Als Bergbau- und Technikhistoriker sowie gleichzeitig Archivar und Leiter des Montanhistorischen Dokumentationszentrums ist er genau an der Schnittstelle zwischen Kultur und Forschung tätig: „Die Förderung von Steinkohle in Deutschland mag 2018 aufhören, die Bewahrung ihres kulturellen Erbes wird bleiben.“

Prof. Heinrich Theodor Grütter ist Direktor des Ruhr Museums, Mitglied des Vorstand der Stiftung Zollverein und Honorarprofessor an der Universität Duisburg-Essen. Unter seine Verantwortung fallen viele international renommierte Ausstellungen über das Ruhrgebiet. „2018 stellt im langanhaltenden Strukturwandel der Region eine wichtige Zäsur dar. Das Ruhrgebiet muss jetzt noch viel genauer seine Geschichte betrachten, um zu wissen, wohin es sich nach dem Ende der Kohle entwickelt.“

Die Förderung
Die Ausstellung wird gefördert von der RAG-Stiftung im Rahmen der Initiative „Glückauf Zukunft!“. Mit „Glückauf Zukunft!“ würdigen die RAG-Stiftung, die RAG Aktiengesellschaft und die Evonik Industries AG zusammen mit dem Sozialpartner IG BCE die Errungenschaften und Leistungen des deutschen Steinkohlenbergbaus. Außerdem treiben sie mit neuen Impulsen die Zukunftsgestaltung in den Bergbauregionen voran.

Adresse:
UNESCO-Welterbe Zollverein
Areal C [Kokerei], Mischanlage [C70]
Arendahls Wiese
45141 Essen
www.zeitalterderkohle.de

ÖFFNUNGSZEITEN
27. April bis 11. November 2018
Mo – So 10 – 18 Uhr

EINTRITT
10 €, ermäßigt 7 €, Gruppeneintrittspreis p. P. 8 €, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei sowie Schüler- und Studierendengruppen im Rahmen einer Führung; Gruppenermäßigungen und Kombitickets

FÜHRUNGEN
90 Min., max. 20 Teilnehmer, 70 € (Fremdsprachen 80 €) plus Gruppeneintrittspreis pro Person; Schüler- und Studierendengruppen 50 € bei freiem Eintritt

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
90 Min., max. 20 Teilnehmer, 3 € plus Ausstellungseintritt pro Person

BUCHUNG UND INFORMATION
besucherdienst@ruhrmuseum.de
Tel +49 (0)201 24681 444

Kontakt:
Stiftung Ruhr Museum
Fritz-Schupp-Allee 15
45141 Essen
www.ruhrmuseum.de

Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
www.bergbaumuseum.de

Quelle: Ruhr Museum / Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Pressemitteilung, 15.12.2017

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