„Orte des Erinnerns. Nordhausen April 1945“

Sonderausstellung des Stadtarchivs Nordhausen in der Flohburg.

Das Nordhäuser Stadtarchiv veranstaltet zusammen mit der Flohburg | Das Nordhausen Museum zu den diesjährigen Gedenktagen eine nicht alltägliche Sonderausstellung. Sie ist noch bis zum 21.07.2024 in der Flohburg zu sehen.

„Nicht schon wieder!“ stöhnen die einen, „Niemals vergessen!“ mahnen die anderen. Bei wieder anderen löst das Thema nur Langeweile aus, es sei denn neuentdeckte Blindgänger verursachen ihre Evakuierung… Jedoch ist Gedenken keine kleine Sache, denn: Erinnern kann heilen oder schmerzen, verlorenes Gedächtnis kostet jedenfalls neue Opfer. Die richtige Form damit finden muss jede Gesellschaft, jeder Staat, jede Gemeinde in jeder Generation neu. Auch altbewährte Kulturrezepte bleiben davon nicht unberührt…


Foto: Stadtarchiv Nordhausen

So auch in Nordhausen anno 2024. Denn vor 79 Jahren war die Stadt am 3. und 4. April 1945 Ziel von zwei schweren Luftangriffen durch die britische Luftwaffe (Royal Air Force). Ihre Angriffe zerstörten die Stadt und kosteten tausenden Menschen das Leben, unter ihnen vielen Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora und Zwangsarbeiter, die in der Stadt eingesetzt und in der „Boelcke“-Kaserne untergebracht waren. Am 11. April 1945 wurde die Stadt von der US-Armee kampflos besetzt. Diese Tage bedeuteten für Nordhausen das Ende des am 1. September 1939 vom Deutschen Reich begonnenen Zweiten Weltkrieges – und trotz aller Nöte für sehr viele eine Befreiung. Ungeachtet der Zerstörungen – wie in Hamburg, Leipzig, Pforzheim, Kassel, Halberstadt, Plauen … – lässt sich auch in Nordhausen an vielen Stellen das historische Erbe heute noch sehen oder wird sichtbar, wenn es gewürdigt wird. Vom Vergessen bedroht sind – über die Ruinen hinaus – mehr noch die Opfer jener Politiker und Mitmacher, die diesen Krieg unbedingt wollten, ob es sich nun um KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, Luftkriegsopfer, Heimatvertriebene, gefallene Soldaten oder einfach Flüchtlinge handelte.

Das Sonderausstellungsplakat, hier in einem Faltblatt erläutert, verweist auf die 15 Standortbeispiele in der Exposition, die historische Abbildungen, digitale Rekonstruktionen, Originaldokumente und aktuelle Vergleichsaufnahmen bieten. Dabei nutzt die Ausstellung Archivalien aus dem Stadtarchiv und US-amerikanischen Institutionen, Objekte des Museumsdepots und von Privaten, digital unterbrochen durch Videos von Nico Schluter, Sohn eines niederländischen „Fremdarbeiters“ in Nordhausen 1945. Die Ausstellung flankiert zum einen die für 2024/2025 erwartete Ergebnispräsentation des seit 2019 laufenden städtischen Forschungsprojektes zu den Luftangriffen auf Nordhausen, das der Stadtrat im Dezember 2018 beschloss. Sie begleitet zugleich die in diesem Frühjahr abzuschließende Neugestaltung des „Ehrenfriedhofs“ und schreibt die 2022 gestartete Webpräsentation zum Thema fort.

Das Stadtarchiv als Kurator lädt – zusammen mit Nico Schluter aus Amsterdam – herzlich zu dieser Ausstellung und zu ihrem Begleitprogramm ein. Tieferschürfende Vorträge finden jeden Monat bis in den Juli 2024 statt. Das Programm dazu finden Sie hier.

Kontakt:
Stadt Nordhausen
Amt für Kultur und Bildung
– Stadtarchiv –
Markt 15
99734 Nordhausen
03631 / 696 450 (Benutzersaal)
03631 / 696 441 (Leitung)
stadtarchiv@nordhausen.de

Quelle: Stadtarchiv Nordhausen, Beitrag von Dr. Wolfram G. Theilemann, 28.3.2024.

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