Ein historischer „Altbestand“ im neuen Gewand

Fachgespräch zum Abschluss des DFG-Projekts „Digitalisierung eines historischen Kernbestandes: Das ‚Stadtarchiv Mainzer Zeit (SMZ)‘ im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg“.

Mit dem DFG-Projekt zur Digitalisierung des „Stadtarchivs Mainzer Zeit“ kann im Jahr 2024 ein umfangreiches Gesamtvorhaben zur wissenschaftlichen Nutzung dieses Altbestands im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg abgeschlossen werden. Das „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ war bis vor wenigen Jahren aufgrund einer unzureichenden Erschließung nicht für die Nutzung und wissenschaftliche Auswertung verfügbar – und somit letztlich ein historischer Bestand „im Verborgenen“. Obwohl größere Teile des städtischen Archivschriftguts der kurmainzischen Zeit verloren gegangen sind, umfasst das „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ wichtige Archivalien, Akten und Amtsbücher seit dem späten Mittelalter. Für die Erforschung der Residenzstadt Aschaffenburg seit dem späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit bis hin zur Geschichte des rheinbündischen Dalberg-Staates kommt dem „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ eine erhebliche Bedeutung zu.


Abb.: Stadtarchiv Mainzer Zeit: Exemplarische Ansicht aus SMZ Nr. 1219, Handschrift zum Fischereiwesen in der Stadt Aschaffenburg (Foto: Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg).

Die seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren 2022 bis 2024 geförderte Digitalisierung des gesamten „Stadtarchivs Mainzer Zeit“ war nur möglich, weil zuvor weitere Projekte die Erschließung und konservatorische Bearbeitung des Altbestands ermöglicht hatten. Die Förderung dieser Projekte erfolgte seitens der Unterfränkischen Kulturstiftung (Würzburg) sowie der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK, Berlin). Diverse weitere Einrichtungen, Vereine und universitäre Stellen waren in die Vorbereitung und Durchführung des gesamten Vorhabens involviert und hatten den DFG-Antrag sowie die Gesamtplanung unterstützt.

Vorläufiges Programm

Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021 / 330-2420
E-Mail:

Quelle: Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg, Blogbeitrag

„… würdiger als alle Bürger irgendeiner Stadt“: Bedeutende Wormser Urkunde wird 950 Jahre alt

Stadtarchiv Worms feiert das Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen.

Vor exakt 950 Jahren passierte in Worms etwas nie Dagewesenes: Nachdem die Wormser ihren Stadtherrn, Bischof Adalbert II., aus der Stadt verjagt hatten, unterstützten sie gemein­­schaftlich militärisch den jungen König Heinrich IV. und ließen ihn und sein Gefolge in die ummauerte Stadt. Nachdem Heinrich bei einem Aufstand in Sachsen fast sein Königtum verloren hatte, retteten die Wormser damit seinen Thron. Im Gegenzug reagierte der Herr­scher in spektakulärer Weise: In einer feierlichen, lateinischen Herrscherurkunde räumte er den jüdischen wie christlichen Wormsern unter großem rhetorischem Aufwand als Dank für die Hilfe und Unterstützung wirtschaftlich höchst willkommene Zollfreiheiten ein und forderte andere Städte ausdrücklich zur Nachahmung auf.


Abb.: Die Urkunde Heinrichs IV. an die Wormser von 1074 dokumentiert eine besondere Anerkennung für die Bürgerschaft (Foto: Stadtarchiv Worms)

Erstmals überhaupt stellte ein König damit am 18. Januar 1074 zusammen mit seinem nur kleinen Gefolge einer noch ganz in den Anfängen stehenden Gemeinschaft von Bürgern in Worms eine Urkunde aus, steigerte ihr Selbstwertgefühl, erkannte sie als rechtsfähig an und zeichnete sie damit in einer beispiellosen Weise aus. Das feierliche und aufwendig gestaltete Pergament, das mit dem gut erhaltenen Siegel des Herrschers beglaubigt wurde, wird seitdem von der Stadt Worms verwahrt. Es gilt heute als ein herausragender Beleg für die wachsende Bedeutung der Städte auch und gerade für die Herrschaft des Königtums im ‚Game of Thrones‘ des Mittelalters. Zugleich dokumentiert das Stück die Entstehung einer erst noch in den Anfängen stehenden, rechtlich verfassten Gemeinschaft von Bürgern. Zudem belegt es den Radius des ausgreifenden Wormser Fernhandels rheinabwärts und in Richtung Westfalen/Sachsen.

Das Wormser Stadtarchiv, das dieses einzigartige Dokument verwahrt, lädt zum Jahrestag im Januar 2024 an zwei Tagen dazu ein, das Pergament im Original zu bewundern. Eingehende Hintergrundinformationen werden dabei geboten und Fragen beantwortet. Eine neue Gesamtdarstellung über das Stück mit Übersetzung und ausführlichen Hintergrund­informationen ist inzwischen erschienen und wird am Jahrestag im Rahmen eines Festakts bei freiem Eintritt der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums:

Sa., 13. Januar 2024, 10.30 bis 16.30 Uhr: Präsentation der Urkunde 1074
mit Kurzvorstellung der Urkunde durch Dr. Gerold Bönnen um 14 und 15 Uhr
Jüdisches Museum Raschi-Haus, Hintere Judengasse 6, Eintritt ist frei

Do., 18. Januar 2024, 10.30 bis 17 Uhr: Präsentation der Urkunde 1074
mit Kurzvorstellung der Urkunde durch Dr. Gerold Bönnen um 14 und 15 Uhr
Jüdisches Museum Raschi-Haus, Hintere Judengasse 6, Eintritt ist frei

Do., 18. Januar 2024, 18 Uhr: Feierstunde
Begrüßung Oberbürgermeister Adolf Kessel
Vortrag Stadtarchivleiter Prof. Dr. Gerold Bönnen: „… würdiger als alle Bürger irgendeiner Stadt“. 950 Jahre Urkunde König Heinrichs IV. für Worms 1074–2024 (mit Vorstellung einer neuen Publikation zu den Hintergründen des Ereignisses)
Einladung zu einem Umtrunk im Foyer
Wormser Tagungszentrum, Großer Liebfrauensaal, Rathenaustr. 11, Eintritt ist frei

Kontakt:
Stadtverwaltung Worms
Marktplatz 2
67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 0
Telefax: (0 62 41) 853 – 17 99
Kontaktformular

Quelle: Stadt Worms, Pressemeldung, 2.1.2024

Archiv und Wirtschaft 4/2023

In Kürze erscheint die neueste Ausgabe 4/2023 der Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“ der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW).

Ausgabe 4/2023 widmet sich als Themenheft einem nach wie vor aktuellen Thema: dem Umgang von Unternehmen mit der eigenen NS-Vergangenheit. Anhand verschiedener Beispiele beleuchtet es dabei die besondere Rolle von Unternehmens- und Wirtschaftsarchiven. Wie nehmen Unternehmen heute ihre Verantwortung wahr, die sich aus ihrer Geschichte ergibt? Und mit welchen Initiativen, Aktivitäten und Projekten unterstützen Archivmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ihre Unternehmen beim Prozess der Aufarbeitung?

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 4/2023
Themenheft: „Unternehmen im Nationalsozialismus – aktuelle Beispiele zur Rolle von Unternehmensarchiven bei der Aufarbeitung“

Editorial (191)

Ralf Banken: Zwischen Zwang und Eigeninitiative. Die Forschungsdiskussion um unternehmerische Handlungsspielräume im „Dritten Reich“ (192–207)

Fabian Engel und Thore Grimm: Transformation der Erinnerungskultur in der Bayer AG (208–220)

Andrea Hohmeyer: Verantwortung ernst nehmen – Die Erinnerungskultur von Evonik und die Rolle des Konzernarchivs (221–230)

Martin L. Müller: Dem Einzelschicksal auf der Spur: neuere Forschungen zu den jüdischen Angestellten der Deutschen Bank (231–238)

Georg Rigele: Ein Elektrizitätsversorger im Nationalsozialismus. Die Geschichte der EVN 1938–1945 und das EVN Archiv, Maria Enzersdorf (239–252)

Rezensionsliste (253–254)
Impressum (256)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
c/o F. Hoffmann-La Roche AG | „Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111 | 4070 Basel | Schweiz
Telefon: +49 159 06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
https://www.wirtschaftsarchive.de/publikationen/archiv-und-wirtschaft/

 

Archivischer Umgang mit DMS und E-Akten

Neue Handreichung barrierefrei zum Download verfügbar.

Eine rasch wachsende Zahl nichtstaatlicher Archive sieht sich mit den Chancen und Herausforderungen der Einführung elektronischer Schriftgutverwaltung durch ihre Trägerinstitutionen konfrontiert. Das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum stellt Archivarinnen und Archivare einen Leitfaden zur Verfügung, um ihnen die Sicherstellung von Überlieferungsbildung und Übernahme elektronischer Unterlagen zu erleichtern. Die bewusste Reduzierung auf die notwendigen Basisinformationen dient dem Ziel, einen allgemeinverständlichen und lesbaren Überblick zu bieten, der im Rahmen von Behördenberatung und Einführungsprojekten auch von Nicht-Archivaren zur Kenntnis genommen wird.

Die Handreichung erläutert die grundsätzliche Rolle von Dokumentenmanagementsystemen (DMS) und elektronischen Akten (E-Akten). Vor allem aber bietet sie eine Orientierung, welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen durch die Trägerverwaltungen bei Einführung und während des Betriebes von DMS aus archivischer Sicht unbedingt erfüllt werden müssen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie sich ein Archiv aktiv an der Einführung des DMS beteiligen und an Verbesserungen der elektronischen Schriftgutverwaltung mitwirken kann. Eine Checkliste erleichtert die Überprüfung der Voraussetzungen und Beteiligung im eigenen Zuständigkeitsbereich.

Die Handreichung wurde mit Hilfe von Kommunalarchivarinnen und -archivaren erarbeitet, die über einschlägige Praxiserfahrungen bei der Einführung von DMS verfügen. Ein besonderer Dank gilt Hendrik Mechernich (vormals Stadtarchiv Frechen, jetzt Universitätsarchiv Bonn) und Kirsten Lehmkuhl (Stadtarchiv Voerde/Hünxe).

Zur Handreichung gelangen Sie hier (PDF, 572 KB)

Kontakt:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Postfach 2140
50250 Pulheim
Tel 02234 9854-0
Fax 02234 9854-202
afz@lvr.de

Quelle: LVR-AFZ, Pressemeldung, 10.10.2023