Erste Hilfe für historische Schätze aus Archiven

Notfallverbund regelt Zusammenarbeit der Kommunalarchive im Landkreis Gießen.

Ein geplatztes Wasserrohr, ein Feuer nach einem technischen Defekt – und historische Dokumente sind beschädigt oder im schlimmsten Fall unwiederbringlich zerstört. Um die in Archiven verwahrten Schätze von regionaler und überregionaler Bedeutung so gut wie möglich zu sichern und im Schadensfall bergen zu können, haben sich nun der Landkreis Gießen und die meisten seiner Städte und Gemeinden zu einem Notfallverbund der Kommunalarchive zusammengeschlossen. Die Zusammenarbeit regelt die gegenseitige Unterstützung mit Personal, Material und Fachwissen in einem Notfall, aber auch regelmäßigen Austausch und Ausbildung der Partner.


Abb.: Gemeinsame Vorsorge, um historische Dokumente zu bewahren: Kreisarchivarin Sabine Raßner (Mitte) zeigt den Vertrag zur Gründung des Notfallverbundes der Kommunalarchive, zu dem sich der Landkreis und viele Kommunen zusammengeschlossen haben. (Foto: Landkreis Gießen)

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009 hat drastisch gezeigt, wie jahrhundertealte Archivdokumente auf einen Schlag verloren gehen können – daran erinnerte Kreisarchivarin Sabine Raßner während der Vertragsunterzeichnung zur Gründung des Notfallverbundes: „Vor allem kleinere Archive mit wenig Personal sind in Notfallsituationen schnell überfordert und die Ressourcen sind rasch erschöpft.“ Gegenseitige Hilfe über Gemeindegrenzen hinweg ist im Fall der Fälle enorm wichtig. Gerade durchnässte oder durch Feuer beschädigte Dokumente müssen rasch geborgen werden und benötigen eine „Erste Hilfe“. Dafür stehen im Kreisarchiv Notfallboxen bereit, die Schutzausrüstung, Verpackungsmaterial und Werkzeuge für die Verpackung und Erstversorgung enthalten.

Wissens- und Erfahrungsaustausch und das Training für den Fall der Fälle stehen ebenfalls auf der Agenda: Das Archivpersonal der Kreiskommunen hat Ende Juni in der Kreisvolkshochschule in Lich bereits geübt. Eine Fortbildungsveranstaltung der Archivberatung Hessen in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv bot dazu Gelegenheit. Nach einem Theorieteil ging es auch in der Praxis darum, durchnässte Dokumente richtig zu behandeln.


Abb.: Notfallübung zur Rettung historischen Archivguts: Archivpersonal aus den Kreiskommunen lernte in der Volkshochschule in Lich den richtigen und raschen Umgang mit durchnässten Dokumenten. (Foto: Landkreis Gießen)

„Die Zusammenarbeit ist ein großer Gewinn für alle Beteiligten im Landkreis“, sagte Landrätin Anita Schneider: Neben der gegenseitigen Hilfe im Notfall sollten auch objektbezogene Pläne für die Archive erstellt werden, die über den Katastrophenschutz des Landkreises der Feuerwehr zur Verfügung stehen. „Und zusätzlich ermöglicht der Austausch auch eine bereichernde Zusammenarbeit, wenn es um gemeinsame Ausstellungen oder Aktionen geht.“

Kontakt:
Landkreis Gießen
Kreisarchiv
Riversplatz 1-9
35394 Gießen

Sabine Raßner
Tel. 0641 9390-1603
sabine.rassner@lkgi.de
kreisarchiv@lkgi.de

Quelle: Landkreis Gießen, 10.7.2023

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