Ausstellung des Historischen Archivs der Universität zu Köln und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.
Vor 90 Jahren, am Abend des 17. Mai 1933, verbrannten auch in Köln im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ Mitglieder der Deutschen Studentenschaft und des NS-Studentenbunds vor dem Universitätsgebäude in der Claudiusstraße Bücher und Schriften deutscher und ausländischer Autorinnen und Autoren. Das betraf auch den 1932 durch einen tragischen Unfall verstorbenen Kölner Staatsrechtler und Rektor des Amtsjahres 1924/25, Fritz Stier-Somlo (1873-1932).
Gleichzeitig wurden aus den Bibliotheken der Universität Bücher der aus rassistischen und ideologischen Gründen „verfemten“ Autorinnen und Autoren der Benutzung entzogen und in „Giftschränken“ unter Verschluß genommen. Dass auf diesem Wege die Bücher immerhin für die Nachwelt erhalten bleiben, zeigt die Wiederentdeckung größerer Teile der 1919 von der Studentenschaft eingerichteten Studentenbücherei und von Abgaben der Kölner Volksbüchereien in den Beständen der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, darunter auch Titel „verfemter“ Autorinnen und Autoren.
Die Wiederentdeckung von Teilen der Studentenbücherei, die 1927 an das Studentenwerk übergegangen ist und von diesem 1940 an die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln übertragen wurde, stellt den Anlass für die Ausstellung »Verbrannt. Verfemt. Verboten.« dar. Primär aus dieser Studentenbücherei sollten die zu verbrennenden Werke entnommen werden. Verbrannt wurden am 17. Mai daneben vermutlich auch in Kölner Leihbibliotheken beschlagnahmte und aus den Kölner Volksbüchereien ausgesonderte Titel, die auf den von willfährigen BIbliothekaren ausgearbeiteten ‚Schwarzen Listen‘ standen.
Die Ausstellung richtet den Blick aber nicht nur auf die Ereignisse im Mai 1933, sondern auch auf die Jahre von 1919 bis1933: Neben Modernisierungstendenzen in Stadt und Universität Köln blieben parallel ältere, rückwärtsgewandte Einstellungen lebendig, die sich unter den politisch wie wirtschaftlich schwierigen Bedingungen infolge des Versailler Friedensvertrags (Besetzung Kölns bis 1926, Hyperinflation und Ruhrbesetzung 1923, Wirtschaftskrise 1929-1931) radikalisierten. Die Nationalsozialisten konnten letztlich auf Faktoren aufbauen, die sie bis 1933 nicht beeinflussen konnten, die aber einen Teil der Lehrenden und der Studierenden die von den Nazis so bezeichnete „Machtergreifung“ begrüßen ließen.
Anhand von Gegenständen, Unterlagen und Büchern aus dem Historischen Archiv der Universität zu Köln und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln sollen diese Entwicklungen aufgezeigt und die Abläufe der Bücherverbrennung am 17. Mai 1933 genauer als bisher rekonstruiert werden, die die von der Weimarer Verfassung garantierten Grundrechte der Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit negierte.
Ausstellungseröffnung am 11. Mai 2023
Am 11. Mai 2023 wird abends um 18.00 Uhr die Ausstellung eröffnet: Begrüßung durch den Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Dr. Hubertus Neuhausen.
Kurzvortrag: „Köln im Drühjahr 1933. Ein Überblick“ von Prof. Dr. Hans-Peter Ullmann, Historisches Institut der Universität zu Köln.
Einführung in die Ausstellung: Arne Schiffler und Dr. Andreas Freitäger.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der Ausstellung. Der Eintritt ist frei.
Ort: Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Universitätsstraße 33, 50931 Köln (Lindenthal)
Quelle: Universitätsarchiv Köln: Ausstellung 2023, 9.3.2023; Universitätsarchiv Köln: Wie konnte es dazu kommen?, 10.4.2023