Christliche Gemeinschaftsschule zu Gast im Stadtarchiv Gera

Auf den Spuren der Geraer Stadtgeschichte wandelten am 15. und 16. März 2023 mehrere Klassen der „Christlichen Gemeinschaftsschule Gera“ (CGG) im Stadtarchiv Gera. Hierbei nahmen die Erst- bis Drittklässler unter anderem das älteste im Stadtarchiv verwahrte Originaldokument aus dem Jahr 1436 in Augenschein und erfuhren Grundlegendes über die Aufgaben und die Arbeitsweise eines Archivs. Die Jungen und Mädchen interessierten sich besonders für historische Baupläne und Fotografien sowie Dokumente mit verschiedenen historischen Schriftbildern.

Foto: https://www.christliche-schule-gera.de/

Im Zuge der drei, jeweils fast zweistündigen Veranstaltungen wurde von den Kindern aber auch manch‘ originelle Frage gestellt, beispielsweise nach möglicherweise im Stadtarchiv verwahrten Schatzkarten, Edelsteinen oder Gemälden. Doch auch ganz praktische und zukunftsorientierte Themen beschäftigten die weit über 60 Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel hinsichtlich der notwendigen beruflichen Qualifikation für die Arbeit in einem Archiv, der Arbeitszeiten, des Vorhandenseins eines Pausenraums oder auch die Frage, ob im Stadtarchiv zum Schutz der Unterlagen ausschließlich mit Handschuhen gearbeitet werden darf.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Gera, News, 16.3.2023

Tod in Stasi-Haft: Das Leben des Matthias Domaschk

Podcast über Peter Wensierski und sein neues Sachbuch „Jena-Paradies“.

Im April 1981 starb der 23-jährige Matthias Domaschk in Gera in der Untersuchungshaft der Stasi. Sein Tod war ein schockierendes Ereignis für seine Freunde, mit langanhaltenden Konsequenzen. Was aber genau führte zu diesem Moment? Der Journalist und Autor Peter Wensierski, der seit Jahrzehnten auch in Stasi-Unterlagen recherchiert, hat sich an die Rekonstruktion des Lebens und der letzten Tage von Matthias Domaschk gemacht. Im Gespräch mit Dagmar Hovestädt, Leiterin der Abteilung Vermittlung und Forschung des Stasi-Unterlagen-Archivs im Bundesarchiv und frühere Kollegin in der ARD-Kontraste-Redaktion, für den Podcast „111 Kilometer Akten. Der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs“ (Folge 75 vom 14.12.2022) gibt er einen Einblick in seine aufwändige Recherche für ein neues Buch „Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk“.

Auszug aus dem Transkript zur Folge 75 des Podcasts „111 Kilometer Akten“:

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich viele Menschen mit dem Fall Matthias Domaschk beschäftigt. Als du vor zwei Jahren zu uns ins Stasi-Unterlagen-Archiv kamst, haben wir die Recherche noch mal ganz neu angelegt. Was war für dich denn wichtig im Zugriff auf die Unterlagen? Wo hast du angefangen, und wie hat sich das Feld möglicherweise verändert im Laufe der Recherche?

Die Stasi-Akten sind schon ein ziemlich heftiges Archivmaterial, man kann zwar manchmal auch lachen über die Schreib- und Tippfehler, die Formulierungen und das Unwissen mancher Offiziere, aber es ist ein Trauerspiel, was da vor einem liegt. Doch die Dokumente sind sehr nützlich zur Erkenntnisgewinnung und ein Schatz, ein seltener Fundus, um aus der Geschichte zu lernen. Ich habe nicht erwartet, der Weisheit letzten Schluss allein aus Stasi-Akten zu ziehen. Für mich waren die Gespräche mit den Zeitzeugen extrem wichtig. Ich sprach mit immer mehr Freunden und Freundinnen von Matthias Domaschk, die ich zum Teil überhaupt erst mal ausfindig machen musste. Und auch mit MfS-Mitarbeitern. Allerdings sind Zeitzeugenaussagen allein auch problematisch. Jeder hat andere Erinnerungen, es wird sich mitunter falsch erinnert. Auch in den Stasi-Akten stehen fehlerhafte Sachen, vor allem in den IM-Berichten.

Erst die Kombination von Zeitzeugengesprächen, von alten Fotos und anderen persönlichen Dokumenten, von MfS- und vielen anderen Akten ergibt dann ein Gesamtbild. Deshalb suchte ich auch in Archiven der Volkspolizei, der Transportpolizei, in Staats- und Landesarchiven, im Archiv von Carl Zeiss Jena, in polnischen und tschechischen Archiven.

Die Kerngeschichte ist, dass Matthias Domaschk in Stasi-Haft umgekommen ist und bis heute nicht so richtig klar ist, unter welchen Umständen. War das ein Ehrgeiz für dich, das mit dieser erneuten Recherche herauszufinden?

Ich wollte vor allem aus dem Leben von Matthias und dem seiner Freunde erzählen, denn das ist mir bisher zu kurz gekommen. Was war das für ein Jugendlicher, wovon träumte er, was wollte er? Was haben er und seine Freunde eigentlich genau gemacht? Mich interessierte der Ausbruch aus dem Reich der Eltern, der Aufbruch zu neuen Ufern. Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre ging es vielen jungen Menschen im Westen wie im Osten um eine Veränderung der jeweiligen Gesellschaft. Jena war in der DDR ein besonderer Kristallisationspunkt, eine Stadt der Jugend, mit Universität und Tausenden in den Lehrlings- und Jungarbeiterwohnheimen. Hier entstanden schon Mitte der 70er-Jahre legendäre Wohngemeinschaften. Das waren in den Augen der Ordnungshüter unkontrollierbare Treffpunkte. Die Jugendlichen versuchten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sie hatten Spaß am Zusammensein, an Kunst, Kultur, Büchern, Musik, Filmen. Sie trampten kreuz und quer durchs Land, zu Bluesfestivals, bis nach Polen, Bulgarien, Rumänien. Matthias interessierte sich sehr für die politischen Entwicklungen, als in Polen gestreikt wurde und die Solidarność entstand. Da hatten sie den Westdeutschen einiges voraus.

Ein Stück weit hast du das auch in den Akten nachvollziehen können?

Man muss sich Zeit nehmen für die Archivarbeit. Und gerade bei Stasi-Akten muss man nach Gegenüberlieferungen und Zusammenhängen suchen, aus einer IM-Akte allein geht zu wenig hervor. Die Recherche nahm teilweise kriminalistische Züge an. Dann war es auch sehr wertvoll, dass ich mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern sprechen konnte, die natürlich auch Zeitzeugen sind. Nun gelten Stasi-Leute nicht als die Glaubwürdigsten, aber wenn sie was erzählen, kann man das abgleichen mit Akten, mit den Erinnerungen anderer Zeitzeugen, auch mit den Erzählungen anderer Stasi-Offiziere. Das lohnt und ist seit 30 Jahren zu wenig gemacht worden.

Als Journalist muss man bei einer Recherche ja immer mit möglichst vielen Leuten sprechen, die unterschiedlichsten Quellen nutzen. Von Betroffenen bis zu möglichen Tätern und Experten.

Link: Hier geht’s zur gesamten Folge des Podcasts „Tod in Stasi-Haft: Das Leben des Matthias Domaschk
Folge 75 vom 14. Dezember 2022″


Abb.: Informationsbericht des Operativen Einsatzstabes „Kampfkurs X“, datiert vom 10.04.1981 (Signatur: BStU, MfS, BV Gera, AP, Nr. 1097/81, Bl. 12-17)

Link: Ch. Links Verlag: Tod nach dem Stasi-Verhör – Das viel zu kurze Leben von Matthias Domaschk

Link: Matthias Schmidt (MDR KULTUR-Literaturkritiker): „Jena-Paradies“: Packendes Sachbuch über den Tod des DDR-Oppositionellen Matthias Domaschk, MDR Kultur, 15.3.2023

Fotoausstellung »So nah und doch so fern« im Landesarchiv Berlin

17. März bis 26. Mai 2023 im Rahmen des 10. Europäischer Monats der Fotografie 2023.

Wie kaum ein anderes Berliner Bauwerk symbolisiert die Mauer erzwungene Distanz zwischen den Menschen, aber auch den Willen zur Überwindung dieser Distanz. Sie ist Ausdruck eines Systems des Abstand- und Fernhaltens schlechthin, subtil ausgebaut, über Jahrzehnte perfektioniert, um zu trennen oder Nähe wenigstens zu erschweren.


Abb.: Berliner Mauer an der Scheidemannstraße, Ecke Ebertstraße (Berlin-Tiergarten) mit Blick auf den Fernsehturm am Alexanderplatz, 27. Februar 1986 (Fotograf: Edmund Kasperski, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0274837)

Auf der einen Seite der Mauer entstehen Wachtürme, jenseits davon Aussichtsplattformen. Berührung reduziert sich auf den Blick, der Nähe schafft oder Abstand hält. Die Kameralinse hält sie fest, diese Blicke direkt auf die Grenze, entlang der Mauer oder über sie hinweg.


Abb.: Die Schülerinnen Rosemarie Badaczewski (links) und Kriemhild Meyer (rechts) an der Grenzmauer in der Harzer Straße, Ecke Mengerzeile (Berlin-Neukölln), 23. August 1961 (Fotograf: Horst Siegmann, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0076482)

Anlässlich des 10. Europäischen Monats der Fotografie präsentiert die Ausstellung „So nah und doch so fern“ Aufnahmen aus der Fotosammlung des Landesarchivs Berlin, die im Auftrag der ehemaligen Landesbildstelle Berlin entstanden sind. Die Fotografien, die die Teilung der Stadt über Jahrzehnte hinweg in Schwarz-Weiß dokumentieren, geben Einblicke in die Chronologie der Ereignisse vom Mauerbau bis zum Mauerfall. Sie zeigen eindringlich, wie rigoros und teilweise absurd die Grenzanlagen Häuser und Straßen baulich zerschnitten. Sie ermöglichen gleichzeitig ganz unterschiedliche Blicke und Perspektiven auf das Leben der Menschen, die eben noch vereint, plötzlich zu Gegenüberstehenden werden.


Abb.: Souvenir-Verkauf am Potsdamer Platz (Berlin-Tiergarten/Mitte), im Hintergrund die Aussichtsplattform, August 1972 (Fotograf: Karl-Heinz Schubert , Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0007132 C)

Generationen von Fotografinnen und Fotografen haben die Kamera auf die Mauer gerichtet. Ihre Aufnahmen zeigen bekannte Motive und ungewohnte Perspektiven, die berühren: staatstragende Momente an der Mauer und intime Alltagsszenen, Menschenmengen in Bewegung oder die kahle Leere des Grenzstreifens. Was hier im Mittelpunkt steht sind die Menschen. Die Bilder halten die Traurigkeit und Fassungslosigkeit in den Gesichtern fest wie auch die allmähliche Gewöhnung an das Ungewöhnliche. Fotografierende sind dabei nicht nur Zeuginnen und Zeugen; sie stellen einen Kontakt her zu den Menschen vor der Linse, sobald diese die Kamera wahrgenommen haben. Sie rufen Reaktionen hervor, schaffen eine Beziehung oder provozieren Distanz. Der Blick durch die Kamera bringt uns Betrachtende unterschiedlich nah ans Geschehen, bleibt aber – im Auftrag der West-Berliner Landesbildstelle – von West nach Ost gerichtet und damit bis zum Fall der Mauer selbst begrenzt.

Link: Flyer zur Ausstellung

Führungen durch die Ausstellung finden an folgenden Terminen statt:
Mittwoch, 19. April 2023 und Mittwoch, 17. Mai 2023.
Der Treffpunkt ist jeweils um16:00 Uhr im Foyer des Landesarchivs Berlin. Um Anmeldung wird gebeten:

Kontakt:
Landesarchiv Berlin
Eichborndamm 115–121
D-13403 Berlin
Tel. +49 (0)30 90 264-0
info@landesarchiv.berlin.de

Stadtarchiv Kleve lädt zur szenischen Lesung über das Krisenjahr 1923 ein

Die Vergangenheit ist wieder aktuell. Schon 1923, vor 100 Jahren, befand sich Deutschland in verschiedenen Krisen, die erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit aufweisen. Daher wagt das Stadtarchiv Kleve in zwei unterschiedlichen Formaten einen Blick zurück.

Zum einen präsentiert es einige seiner Quellen aus dem Jahr 1923 auf dem rheinischen Archivblog „1923: Alltag in der Krise. Quellen aus rheinischen Archiven“ (https://1923krise.hypotheses.org/). Hier stellen die beteiligten Archive allen Interessierten, insbesondere Schülerinnen und Schülern, Dokumente vor, die taggenau vor hundert Jahren erschienen oder entstanden sind. Das Stadtarchiv Kleve beteiligt sich unter anderem mit Zeitungsartikeln und Sitzungsprotokollen der Stadtverordnetenversammlungen.

Die Geschichte wird lebendig!
Darüber hinaus bietet das Archiv eine szenische Lesung in Kooperation mit der Volkshochschule Kleve und dem Klevischen Verein an. Der Schauspieler Marco Spohr liest aus historischen Quellen, die Archivleiterin Katrin Bürgel informiert über die Hintergründe.

Die belgische Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg, die im Versailler Vertrag verankerten Reparationsleistungen, die Inflation, die sich zur Hyperinflation entwickelte, prägten diese Zeit. In Kleve wurden der Bürgermeister und seine Stellvertreter sowie zahlreiche Zollbeamte wegen der Verweigerung von Befehlen verhaftet und ausgewiesen. Der wirtschaftliche desolate Zustand führte zu Protesten und Plünderungen. Wie gingen die Kleverinnen und Klever mit dieser Situation um? Was geschah in unserer Stadt? Dem gehen die Veranstalter nach und lassen unter anderem den ehemaligen Bürgermeister Dr. Heinrich Wulff zu Wort kommen. Wulff war von 1903 bis 1932 Bürgermeister der Stadt Kleve.

Die Veranstaltung ist kostenlos und findet statt am Donnerstag, 30. März, um 18.30 Uhr im Vortragssaal der Volkshochschule. Eine Anmeldung wird erbeten bei der VHS: persönlich, schriftlich oder per Mail unter vhs@kleve.de.

Quelle: Stadt Kleve, Aktuelles, 14.3.2023

Kreisarchiv Siegburg übernimmt Digitalisierung des Fotoarchivs von Günter Groote

Vertrag mit dem Verein Gutenberghaus Bad Honnef e.V. unterzeichnet.

Das Kreisarchiv des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg übernimmt die sachgerechte Aufbewahrung und die Digitalisierung des Fotoarchivs von Günter Groote (1928-2017). Das Eigentum und die Urheberrechte verbleiben jedoch beim Verein Gutenberghaus Bad Honnef e.V., der sich der Förderung der Heimat- und Kulturpflege in Bad Honnef widmet.

50 Jahre lang – von 1953 bis 2003 – gab es kaum ein Ereignis in Bad Honnef, Königswinter und Umgebung, das der Zeitungsfotograf Günter Groote nicht im Bilde festgehalten hat. Ob Schiffsunglück vor Grafenwerth, Silvesterjagd, Brand an der Eichas, Junggesellenball in Rhöndorf, Sportereignisse aller Art, Karneval oder Abbruch des Hotels Klein: immer war Günter Groote mit seiner Kamera zur Stelle. Keine Schulabschlussfeier, keine Goldhochzeit und keine Verabschiedung verdienter Amtsträger, die er nicht auf die Platte gebannt hätte. Im Laufe der Zeit entstand so ein einzigartiger Fundus von Bildern zur Ortsgeschichte, den Günter Groote 2014 dem Verein Gutenberghaus Bad Honnef e.V. (nachfolgend: Verein) vermachte. 2016 – ein Jahr vor seinem Tode – bekräftigte Günter Groote dieses Vermächtnis auch schriftlich und räumte dem Verein das Recht ein, „über meine Stiftung von Fotos und Negativen frei verfügen“ und diese für die Zwecke des Vereins nutzen zu können.


Abb.: Die Leiterin des Kreisarchivs des Rhein-Sieg-Kreises, Dr. Claudia Arndt, und der Vorsitzende des Vereins Gutenberghaus Bad Honnef e.V., Wilhelm Birenfeld, bei der Unterzeichnung des Vertrages (Foto: Verein Gutenberghaus Bad Honnef e.V.).

Infolge des Verlusts seines Stammsitzes kam der Verein erst ab 2020 dazu, sich intensiver um die inzwischen als „Groote-Archiv“ bezeichnete Stiftung zu kümmern. Nach Beratung durch Dr. Gregor Patt von der Archivberatungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland und durch die Leiterin des Kreisarchivs Siegburg, Dr. Claudia Arndt, stand fest, dass eine dauerhafte Aufbewahrung und die erforderliche Digitalisierung der Negative die Möglichkeiten des Vereins überstiegen hätten. Nicht nur, dass die verwendeten Hüllen ungeeignet und eine temperaturgerechte Lagerung in den Räumen des Vereins nicht möglich waren. Auch die Digitalisierung der über 70.000 Negative war mit den wenigen, dem Verein zur Verfügung stehenden ehrenamtlichen Kräften nicht in angemessener Zeit zu bewältigen.

Der Verein nahm deshalb Verhandlungen mit dem Kreisarchiv in Siegburg auf. Parallel dazu erstellten die Vereinsmitglieder Christa Dohmann und Lilo Busch in mühevoller und zeitaufwändiger Arbeit eine Exceltabelle, in der nicht weniger als 76.000 Negative erfasst sind. Als Grundlage dienten die Beschriftungen, welche Günter Groote auf den Hüllen angebracht hatte. – Ziel der Verhandlungen mit dem Kreisarchiv war es einerseits, eine sachgerechte Aufbewahrung der Negative sicherzustellen, sie andererseits aber auch für die Öffentlichkeit und die Zwecke des Vereins nutzbar zu machen. Diesen Zielen wird der nunmehr abgeschlossene „Depositalvertrag“ gerecht.

Danach werden die Negative werden zur Aufbewahrung und sachgerechten Lagerung an das Kreisarchiv übergeben; das Eigentum und die Urheberrechte verbleiben jedoch beim Verein. Das Kreisarchiv verpflichtet sich, die Negative in angemessener Zeit zu digitalisieren und die digitalisierten Fotos anschließend in die Datenbank des Vereins einzuspielen. Die Fotos können sowohl vom Verein als auch vom Kreisarchiv genutzt werden. Entsprechend dem Wunsch von Günter Groote ist jedoch eine kommerzielle Nutzung ausgeschlossen. Um sicherzustellen, dass der Verein auch während der Digitalisierung mit den Fotos arbeiten kann, hat sich das Kreisarchiv verpflichtet, auf Anforderung des Vereins einzelne Fotos vorab zu digitalisieren und dem Verein auf elektronischem Wege zur Verfügung zu stellen.

Damit ist nunmehr sowohl eine sachgerechte Aufbewahrung als auch eine umfassende Nutzung des größten Teiles des Groote-Archivs sichergestellt. Einige Tausend weitere Negative etc. harren allerdings noch der Bearbeitung durch die fleißigen Ehrenamtlerinnen des Vereins Gutenberghaus Bad Honnef e.V.

Kontakt:
Kreisarchiv des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1
53721 Siegburg
Tel.: 02241/132565
archiv@rhein-sieg-kreis.de

Verein Gutenberghaus Bad Honnef e.V.
Rheingoldweg 16
53604 Bad Honnef
Tel.: 0 22 24 / 941301
info@gutenberghaus.org

Quelle: Joachim Arntz / Verein Gutenberghaus Bad Honnef e.V.: Groote-Archiv. Der Vertrag mit dem Kreisarchiv ist unterschrieben, Aktuelles, 10.3.2023; Honnef heute.de, 9.3.2023; General-Anzeiger, Region Siebengebirge, 11.3.2023

Nachlass eines Oberlarer Weltenbummlers im Stadtarchiv Troisdorf

Nachdem vor einiger Zeit Frau Anneliese Wilbertz dem Stadtarchiv Troisdorf Unterlagen aus dem Nachlass von Engelbert Brodeßer übergeben hatte, fand jetzt die Unterzeichnung des Schenkungsvertrages im Beisein des Troisdorfer Bürgermeisters Alexander Biber in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs statt. Anwesend waren dankenswerterweise auch Hans-Josef Brodesser, der Neffe von Engelbert Brodeßer, seine Kinder Sabine Gilgenberg und Reimund Brodesser, Großnichte und Großneffe, sowie der Mann von Sabine Gilgenberg, Christoph Gilgenberg.


Abb.: Anneliese Wilbertz und Bürgermeister Alexander Biber unterschreiben den Schenkungsvertrag (Foto: Stadt Troisdorf).

Engelbert Brodeßer wurde am 29. Januar 1901 als drittes von sechs Kindern in Oberlar geboren und stammte aus einer Familie, die auf eine tiefe Verwurzelung im Troisdorfer Raum zurückblicken kann. Nach erfolgreicher Schneiderlehre in den Jahren von 1917 bis 1920 und anschließender Tätigkeit als selbständiger Schneider in Troisdorf folgte er seinem bereits 1925 in die USA ausgewanderten Bruder Heinrich und emigrierte 1928 zunächst nach Kanada und dann in die USA. Hier nahm er den Namen „Desser“ an und heiratete am 15. Mai 1943 in Milwaukee. Während seiner Zeit in den USA besuchte er mehrmals Deutschland und Europa, um 1974 endgültig wieder nach Troisdorf zurückzukehren. Er starb am 21. Juli 1981 in Troisdorf. Die im Stadtarchiv vorhandene Sterbeurkunde ist daher unter dem Namen Bert Henry Desser zu finden.


Abb.: Schreiben von Engelbert vom Dampfer (1. Seite), 14.3.1928 (Foto: Stadt Troisdorf)

Die von Engelbert Brodeßer angelegte Sammlung, die jahrelang von Frau Wilbertz, der Schwiegertochter der Schwester von Engelbert, aufbewahrt wurde, gibt einen anschaulichen, vor allem auch visuellen Überblick über nahezu seine komplette Emigrations- und Lebensgeschichte. Sie besteht aus 9 Alben mit zahlreichen Fotos, Briefen, Dokumenten, Zeitungsausschnitten, Ansichtskarten, Prospekten und Faltblättern aus der Zeit um 1917 bis in die siebziger Jahre.


Abb.: v.l. Ehepaar Gilgenberg, Anneliese Wilbertz, Bürgermeister Alexander Biber, Hans-Josef Brodesser, Stadtarchivarin Antje Winter, Reimund Brodesser (Foto: Stadt Troisdorf).

„Wir sind überaus erfreut eine so spannende Sammlung in unseren Bestand übernehmen und damit für die nachfolgenden Generationen sichern und überliefern zu können“, zeigt sich Antje Winter, Leiterin des Stadtarchivs Troisdorf, zufrieden. „Die Sammlung gibt einen tiefen Einblick in das ereignisreiche Leben von Engelbert Brodeßer und schärft somit das ‚biographische Profil‘ unserer Überlieferung, vor allem im Hinblick auf das Medium Fotografie und die Auswanderungsgeschichte von Troisdorfern.“

Das Stadtarchiv versteht sich, neben seiner verwaltungsinternen Aufgabe, als ein Ort des kulturellen und historischen Gedächtnisses der Stadt. Es ist ihm daher ein Anliegen die Geschichte und lokale Lebenswelt Troisdorfs und seiner Bewohner möglichst hinreichend zu überliefern. Ohne Unterlagen von Privatpersonen oder Vereinen, die das amtliche Schriftgut ergänzen, wäre dies nicht möglich und das Bild unvollständig. Der Nachlass von Engelbert Brodeßer bietet dabei einen Fundus an „Quellenschätzen“, um diesem Anliegen näher zu kommen. Der Dank gelte daher Frau Wilbertz, aber auch Herrn Gilgenberg, der den Kontakt zum Stadtarchiv Troisdorf suchte und bei Frau Winter Begeisterung hervorrief.

Das Stadtarchiv Troisdorf
Die vielseitigen Bestände, die im Stadtarchiv archiviert sind, umfassen insgesamt ca. 2,5 Regalkilometer Archivgut, das sich über einen Zeitraum vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart erstreckt und die historische und gegenwärtige lokale Lebenswelt Troisdorfs dokumentiert. Neben amtlichen Unterlagen verwahrt das Stadtarchiv auch vielfältiges Sammlungsgut privater Herkunft. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen nach Terminabsprache im modernen Lesesaal einen Blick in die ältere und jüngere Vergangenheit zu werfen.

Kontakt:
Stadtarchiv Troisdorf
Kölner Straße 176
53840 Troisdorf
Telefon: 02241/900-135
stadtarchiv@troisdorf.de

Quelle: Stadt Troisdorf, Pressemitteilung, 9.3.2023

Historische Unterlagen des FDP-Ortsvereins nun im Stadtarchiv Gütersloh

„Hierdurch teilen wir Ihnen mit, dass wir am 14. Oktober 1948 abends 8 Uhr eine öffentliche Wahlversammlung abhalten. Thema: Tatsachen entscheiden. Die F.D.P. antwortet“, so heißt es in einem Archivale des Stadtarchivs Gütersloh zur Genehmigung und Überwachung von politischen Veranstaltungen in der Nachkriegszeit. Zwar nicht aus der direkten Nachkriegszeit, aber trotzdem historisch sind die Unterlagen, die der Ortsverband der FDP Gütersloh kürzlich dem Stadtarchiv übergeben hat – zur Freude von Archivleiterin Julia Kuklik.


Abb.: Übergabe von Unterlagen aus der Geschichte des Gütersloher FDP-Ortsverbands ans Stadtarchiv Gütersloh: (v.l.) Alexander Müller, Archivleiterin Julia Kuklik und Sascha Priebe (Foto: Stadt Gütersloh).

Gewünscht: Abgabe von archivwürdigem Material an das Stadtarchiv, auch von Einzelpersonen
Unter anderem Druckschriften, Akten, Plakate und Bilder dokumentieren die kommunalpolitische Tätigkeit des FDP-Ortsverbands. „Wir freuen uns sehr, dass die FDP Gütersloh dem Stadtarchiv ihre wertvollen Dokumente anvertraut und sie so der Öffentlichkeit zugänglich macht“, sagt Julia Kuklik. Die Rolle des Stadtarchivs bei der Übernahme der Parteiunterlagen ist dabei politisch neutral, betont Kuklik. Sie wünscht sich, dass auch andere Parteien, Vereine, Verbände und Einzelpersonen ihr archivwürdiges Material an das Archiv an der Moltkestraße übergeben: „Unser Ziel ist es, die Gütersloher Lebenswelt umfassend zu dokumentieren. Dafür ist privates Schriftgut unabdinglich.“

Parteiengeschichte, insbesondere im lokalen Rahmen, sei wichtig zur Nachvollziehbarkeit des politischen Handelns, verdeutlicht Julia Kuklik. Sascha Priebe, Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Gütersloh und auch der FDP-Fraktion im Stadtrat, erklärt, wie es zur Übergabe der Unterlagen ans Stadtarchiv kam: „Ich war zur Besichtigung des Archivs vor Ort und habe Frau Kuklik direkt angesprochen, ob sie Interesse an den Unterlagen hätte, denn ich kannte die Vorgehensweise bereits aus anderen Städten.“

Ortsverband der Grünen hat ebenfalls Dokumente ins Stadtarchiv gegeben
Außer der FDP hatte sich auch der Ortsverband der Grünen dazu entschlossen, Dokumente ans Stadtarchiv Gütersloh zu geben, die dort bereits eingetroffen sind. Die Unterlagen werden nun umgebettet, geordnet und verzeichnet, damit sie für die interessierte Öffentlichkeit unter den geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen zur Verfügung stehen können. Besonders für das Projekt zur Fortschreibung der Gütersloher Stadtgeschichte werden sie eine wichtige Quelle darstellen.

Neben den kommunalen Archiven kümmern sich spezielle, zentrale Parteiarchive um die Überlieferungsbildung und Archivierung der Unterlagen politischer Parteien. Dies betrifft nicht nur Archivgut der Bundes- und Länderebene der Parteien, sondern durchaus auch Nachlässe und Sammlungsgut sowie Kreisverbandsakten. Die Bestandsgruppe „Kreisverbände“ im Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung (ACDP) zählt mehrere hundert Einzelbestände mit einem Umfang von mehreren tausend laufenden Metern Archivgut. Rund ein Sechstel bis ein Fünftel mag der Umfang der Kreisverbandüberlieferung am Gesamtbestand der Parteiarchive betragen – insbesondere ACDP, sowie im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn und im Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP) der Hanns-Seidel-Stiftung in München, aber in kleinerem Umfang auch im Archiv des Liberalismus (AdL) der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Moltkestraße 47
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82-2302
julia.kuklik@guetersloh.de

Quelle: Stadt Gütersloh, Pressemitteilung, 3.3.2023; Brigitte Kaff: Kommunalarchive und Parteiarchive – Partner oder Konkurrenten?, in: Archivpflege in Westfalen und Lippe 55/2001, 13-15.

Programm zum Internationalen Frauentag am 8. März 2023 in Speyer

Der 8. März wird seit über 100 Jahren auf der ganzen Welt gefeiert, um auf die anhaltende Diskriminierung von Frauen aufmerksam zu machen, so auch in Speyer. Die Gleichstellungsstelle der Stadt Speyer hat gemeinsam mit dem Kulturellen Erbe – Stadtarchiv, der Stadtbibliothek und der Volkshochschule Speyer sowie weiteren Kooperationspartner*innen zum Internationalen Frauentag 2023 ein vielfältiges und buntes Frauentags-Programm auf die Beine gestellt.

Die Themen reichen von einem Filmangebot zum Thema „Wunderschön sein“ am 7. März bis hin zum Theaterstück „Alte Sorten“ am 10. März, bei dem das Chawwerusch Theater im Alten Stadtsaal in Speyer zu Gast sein wird.

„Frauen leisten immer noch zwei Drittel der ehrenamtlichen Arbeit, übernehmen den Großteil an unbezahlter Sorgearbeit für Kinder und die Pflege von älteren oder kranken Menschen und bezahlen das mit einer geringen Rente, die oft nicht mal für das Nötigste reicht“, macht Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler auf den weiterhin aktuellen Missstand aufmerksam „Es ist daher von großer Bedeutung, kontinuierlich und insbesondere an diesem Tag hervorzuheben, was Frauen bereits in erreicht haben und in welchen Bereichen noch immer für Gleichberechtigung gekämpft werden muss.“

So sind Chancengleichheit im Erwerbsleben, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Frauen in politischen Ämtern, Verbesserung der Situation von Migrantinnen, der Kampf gegen Zwangsprostitution und Frauenhandel, aber auch häusliche und sexualisierte Gewalt sowie Sexismus im Alltag weitere Themen, auf die am 8. März das Augenmerk gelegt werden soll.

Besonders ist in diesem Jahr eine Beteiligungsaktion für Frauen in Speyer, welche die Gleichstellungsstelle gemeinsam mit der Beauftragten für Bürgerbeteiligung initiiert hat.

„Mädchen und Frauen in Speyer sollen die Gelegenheit bekommen, Anregungen, Änderungswünsche, Vorschläge oder Kritik auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in ihrer Stadt anzubringen. Egal, ob es um die Beleuchtung in einem bestimmten Viertel, den Ausbau von Radwegen, dem öffentlichen Nahverkehr, dem Fehlen von Begegnungsstätten, Freizeitangeboten oder mehr Barrierefreiheit geht – das Interesse gilt dem weiblichen Blickwinkel“, unterstreicht Bürgermeisterin Monika Kabs.

Die Beteiligungsaktion findet am Mittwoch, 8. März 2023 von 11.30 bis 14 Uhr vor der Alten Münz sowie online unter speyer.de/frauentag-umfrage statt.

Das komplette Programm ist unter speyer.de/frauentag2023 abrufbar.

Quelle: Stadt Speyer, Medieninformation, 3.3.2023

Zeitzeugengespräche ans Stadtarchiv Bayreuth abgegeben

Das Stadtarchiv Bayreuth hat vom Bayreuther Historiker Dr. Norbert Aas nach einer ersten Abgabe im Mai 2021 eine weitere Übergabe mit Material aus seinem umfangreichen Forscherleben zur dauerhaften Aufbewahrung erhalten. Drei volle Kartons mit fast hundert Kassetten enthalten Interviews mit verschiedenen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu unterschiedlichen Themenbereichen, die der 1950 geborene Dr. Aas im Rahmen seiner Forschungs- und Buchprojekte über Jahrzehnte hinweg gesammelt bzw. selbst geführt hat. So zum Beispiel eine Sammlung von Gesprächen mit dem Sozialisten und Widerstandskämpfer Ewald Naujoks (1903-1985), die dann Eingang in das 1988 von Norbert Aas herausgegebenen Buch „Von der Illegalität in Berlin zur Opposition in Bayreuth. das Leben des unabhängigen Sozialisten Ewald Naujoks“ gefunden haben.


Abb.: Dr. Norbert Aas übergab dem Stadtarchiv Bayreuth nunmehr Aufnahmen von seinen Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Norbert Aas ist Gymnasiallehrer gewesen, Ethnologe und Historiker mit dem Schwerpunkt Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Bei seinen Forschungen befasst er sich insbesondere mit der „zentralen Euthanasie“, den Sinti und Roma und der Bayreuther Evangelischen Kirche während des „Dritten Reichs“ (Foto: Stadt Bayreuth)

In Interviews mit Arbeiterinnen und Arbeitern der Neuen Baumwollspinnerei, die Studierende der Universität Bayreuth im Rahmen eines Seminars bei Norbert Aas 1992, kurz vor der Schließung der Spinnerei, geführt haben, wird Bayreuther Arbeitsgeschichte dokumentiert. In weiteren Gesprächen sind Lebensgeschichten festgehalten, u.a. von Juden, Sinti und Roma. Bewohner von St. Georgen berichteten über Feste und das Kellersystem, der SPD-Stadtrat Siegfried Pokorny über seinen Einsatz für die Erinnerungskultur, der Bayreuther Unternehmer Klaus Bayerlein über sein Leben und die Arbeit der Bayerlein’schen Spinnerei.

Für das Stadtarchiv Bayreuth stellen diese Beispiele von „Oral History“ eine wichtige und wertvolle Ergänzung der städtischen Bestände dar, die helfen, die Bayreuther Sozialgeschichte sichtbar zu machen und zu dokumentieren. Die Interviews sind durch eine Namensliste erschlossen und es liegen z.T. bereits Abschriften des Inhalts vor. Die Kassettenaufnahmen müssen in einem weiteren Schritt digitalisiert und so dauerhaft haltbar gemacht werden. Den Archivbesuchern und Forschern stehen zunächst v.a. die Transkriptionen zur Verfügung. Weitere Übergaben zugehörigen Materials stehen noch aus.

Kontakt:
Stadtarchiv Bayreuth
Maximilianstraße 64
95444 Bayreuth
Postfach 10 10 52, 95410 Bayreuth
Telefon: 0921 8002678
Fax: 0921 5304660
stadtarchiv@stadt.bayreuth.de

Quelle: Stadt Bayreuth, Neuigkeiten aus dem Archiv, 1.3.2023; Art. Norbert Aas, in: Wikipedia, 10.12.2020

Stadtarchiv Trier verstärkt Kooperation mit Schulen

Lehrkräfte informierten sich über Lernangebote im Stadtarchiv.

Seit einigen Jahren bietet das Stadtarchiv Trier in Zusammenarbeit mit den Trierer Gymnasien bereits Projekttage zu historischen Themen an. Hier werden Oberstufenschüler intensiver mit der Arbeit im Archiv und dem Umgang und Studium an Originalquellen vertraut gemacht. Insbesondere die Leistungskurse am Trierer Max-Planck-Gymnasiums nutzen dieses Angebot sehr stark.

Die Bandbreite der Themen, zu denen sich im Stadtarchiv Trier und in der Wissenschaftlichen Bibliothek forschen lässt, ist riesig: Wie sah das Alltagsleben der Menschen in der Nachkriegszeit aus? Was hat sich in Trier in der Frauenbewegung ereignet? Und welche Formen haben Propaganda und Fake News in früheren Zeiten angenommen?

Damit dieses Potenzial künftig noch mehr genutzt wird, stoßen Bibliothek und Stadtarchiv die Türen nun weit auf und laden Schulklassen ein, sich mitten hinein zu stürzen in die hier bewahrte Geschichte der Stadt. Bei einer Infoveranstaltung in der Weberbach konnten Lehrkräfte sich nun mit den verschiedenen Lernmöglichkeiten vertraut machen.


Abb.: Geschichte zum Anfassen. Stadtarchiv-Mitarbeiter Jort Blazejewski (rechts) erläutert Thomas Hallwachs, Lehrer an der IGS Trier, und Franziska Leitzgen vom Friedrich-Wilhelm-Gymnasium die vielfältigen Quellen (Foto: Presseamt Trier).

Die Arbeit mit den Originalquellen hinterlasse bei den Schülerinnen und Schülern immer einen nachhaltigen Eindruck, erklärt Stadtarchiv-Leiterin Dr. Simone Fugger von dem Rech: „Es ist etwas Anderes, ein digitales Dokument vor Augen zu haben oder tatsächlich das Original in den Händen zu halten.“ So seien es häufig gerade die Jugendlichen, denen die Konzentration im Unterricht schwerfalle, die in der Auseinandersetzung mit den historischen Materialien plötzlich ganz vertieft und aufmerksam seien.

Den Verantwortlichen ist wichtig, dass sich ihr Angebot an alle Schularten richtet und jungen Menschen aller Bildungshintergründe einen Zugang zur Stadtgeschichte bietet. Deshalb umfasst die Archivpädagogik sowohl die Förderung von eigenständigem Forschen als auch niedrigschwellige Angebote, die Geschichte wortwörtlich „begreifbar“ machen.

Für Thomas Hallwachs, Lehrer an der Integrierten Gesamtschule Trier, stellt das Kooperationsangebot eine wertvolle Ergänzung zum Unterricht in der Klasse dar: „Gerade in der Mittelstufe sind solche Projekte gut geeignet, Geschichte erfahrbarer zu machen.“ Die Auseinandersetzung mit früheren Formen von Fake News knüpfe zum Beispiel gut an die Lebenswelt vieler Jugendlichen an. Aber auch die Oberstufe könnte einen Nutzen aus dem Angebot ziehen: „Mit Unterstützung der Mitarbeitenden hier eine Facharbeit zu schreiben, böte die Möglichkeit, wirklich etwas Neues aufzuarbeiten, was nicht schon in Wikipedia zusammengefasst steht“, so der IGS-Lehrer.

Schulen, die sich für eine Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier interessieren, können jederzeit Kontakt aufnehmen. In einem Vorgespräch werden das konkrete Themengebiet und die Lernmethode besprochen. Mitarbeitende des Archivs bereiten dann alles für den Besuch der Schulklassen vor.

Kontakt:
Stadtarchiv Trier
Weberbach 25
54290 Trier
Tel.: 0651/718-4420/21/22
Fax: 0651/718-1428
stadtarchiv@trier.de
www.stadtarchiv-trier.de

Quelle: Stadt Trier, Pressemitteilung, 28.2.2023; Stadtarchiv Trier: Führungen und Projektbetreuung, o.D.