17. März bis 26. Mai 2023 im Rahmen des 10. Europäischer Monats der Fotografie 2023.
Wie kaum ein anderes Berliner Bauwerk symbolisiert die Mauer erzwungene Distanz zwischen den Menschen, aber auch den Willen zur Überwindung dieser Distanz. Sie ist Ausdruck eines Systems des Abstand- und Fernhaltens schlechthin, subtil ausgebaut, über Jahrzehnte perfektioniert, um zu trennen oder Nähe wenigstens zu erschweren.
Abb.: Berliner Mauer an der Scheidemannstraße, Ecke Ebertstraße (Berlin-Tiergarten) mit Blick auf den Fernsehturm am Alexanderplatz, 27. Februar 1986 (Fotograf: Edmund Kasperski, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0274837)
Auf der einen Seite der Mauer entstehen Wachtürme, jenseits davon Aussichtsplattformen. Berührung reduziert sich auf den Blick, der Nähe schafft oder Abstand hält. Die Kameralinse hält sie fest, diese Blicke direkt auf die Grenze, entlang der Mauer oder über sie hinweg.
Abb.: Die Schülerinnen Rosemarie Badaczewski (links) und Kriemhild Meyer (rechts) an der Grenzmauer in der Harzer Straße, Ecke Mengerzeile (Berlin-Neukölln), 23. August 1961 (Fotograf: Horst Siegmann, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0076482)
Anlässlich des 10. Europäischen Monats der Fotografie präsentiert die Ausstellung „So nah und doch so fern“ Aufnahmen aus der Fotosammlung des Landesarchivs Berlin, die im Auftrag der ehemaligen Landesbildstelle Berlin entstanden sind. Die Fotografien, die die Teilung der Stadt über Jahrzehnte hinweg in Schwarz-Weiß dokumentieren, geben Einblicke in die Chronologie der Ereignisse vom Mauerbau bis zum Mauerfall. Sie zeigen eindringlich, wie rigoros und teilweise absurd die Grenzanlagen Häuser und Straßen baulich zerschnitten. Sie ermöglichen gleichzeitig ganz unterschiedliche Blicke und Perspektiven auf das Leben der Menschen, die eben noch vereint, plötzlich zu Gegenüberstehenden werden.
Abb.: Souvenir-Verkauf am Potsdamer Platz (Berlin-Tiergarten/Mitte), im Hintergrund die Aussichtsplattform, August 1972 (Fotograf: Karl-Heinz Schubert , Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0007132 C)
Generationen von Fotografinnen und Fotografen haben die Kamera auf die Mauer gerichtet. Ihre Aufnahmen zeigen bekannte Motive und ungewohnte Perspektiven, die berühren: staatstragende Momente an der Mauer und intime Alltagsszenen, Menschenmengen in Bewegung oder die kahle Leere des Grenzstreifens. Was hier im Mittelpunkt steht sind die Menschen. Die Bilder halten die Traurigkeit und Fassungslosigkeit in den Gesichtern fest wie auch die allmähliche Gewöhnung an das Ungewöhnliche. Fotografierende sind dabei nicht nur Zeuginnen und Zeugen; sie stellen einen Kontakt her zu den Menschen vor der Linse, sobald diese die Kamera wahrgenommen haben. Sie rufen Reaktionen hervor, schaffen eine Beziehung oder provozieren Distanz. Der Blick durch die Kamera bringt uns Betrachtende unterschiedlich nah ans Geschehen, bleibt aber – im Auftrag der West-Berliner Landesbildstelle – von West nach Ost gerichtet und damit bis zum Fall der Mauer selbst begrenzt.
Link: Flyer zur Ausstellung
Führungen durch die Ausstellung finden an folgenden Terminen statt:
Mittwoch, 19. April 2023 und Mittwoch, 17. Mai 2023.
Der Treffpunkt ist jeweils um16:00 Uhr im Foyer des Landesarchivs Berlin. Um Anmeldung wird gebeten:
Kontakt:
Landesarchiv Berlin
Eichborndamm 115–121
D-13403 Berlin
Tel. +49 (0)30 90 264-0
info@landesarchiv.berlin.de