Im November 2022 wird das Wormser Raschi-Haus 40 Jahre alt. Dies ist für das Stadtarchiv Worms ein guter Grund am 18.11.2022, von 10 bis 19 Uhr, mit einem vielfältigen Programm zurückzublicken. Bei freiem Eintritt können sich Besucher insbesondere über das dort ansässige Jüdische Museum informieren. Die Details zu den Angeboten des Tages werden auf der Homepage des Instituts für Stadtgeschichte / Stadtarchiv Worms präsentiert.
Abb.: Raschi-Haus mit Synagoge. Das jüdische Museum (Raschi-Haus) in der Bildmitte hinter dem Synagogengarten. Im Vordergrund links die Synagoge der Männer (westliche Seite der Synagoge, heute Jeschiwa) (Foto: B. Bertram – Stadtarchiv Worms, 3.8.2017).
Das Raschi-Haus stammt in seinen mittelalterlichen Gebäudeteilen aus dem 14. Jahrhundert. Die mittelalterliche Talmudschule galt als eine der bedeutendsten Deutschlands. Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg drohte das Gebäude einzustürzen und wurde 1971 abgetragen. Als originale, mittelalterliche, teilweise bis in die Römerzeit zurückreichende Bausubstanz blieben die Gewölbe und Teile des Erdgeschosses erhalten. Wegen seiner städtebaulichen, historischen und liturgischen Bedeutung wurde der Wiederaufbau des abgetragenen Gebäudes als kulturelle Begegnungs- und Tagungsstätte beschlossen.
Ende November 1982 konnte das Raschi-Haus in der Hinteren Judengasse nach jahrelangen Planungen als neue Heimstätte für eines der ersten jüdischen Museen in Westdeutschland nach der NS-Zeit eröffnet werden. Zudem befinden sich seitdem dort im Obergeschoss die Untere Denkmalschutzbehörde und das Stadtarchiv Worms, sowie dessen Fotoabteilung im Dachgeschoss. Der mit Fördermitteln auch von Bund und Land errichtete Bau steht im Kontext der seit den 1970er Jahren erfolgten Sanierungsanstrengungen im Bereich der Judengasse unter Federführung des damaligen Stadtplaners Wolfgang Grün.
Abb.: Baubeginn auf den erhaltenen Kellergewölben/ -fragmenten, Oktober 1980, Blick Richtung Synagoge (Foto: Stadtarchiv Worms)
Viele Väter und Mütter des Baues konnte der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Neuß zur Einweihung begrüßen. Dazu gehörten neben dem Architekten Rainer Kleebank, der langjährige Leiter von Archiv und Museum, Ehrenringträger Fritz Reuter, der 1977 das für die Realisierung entscheidende Konzept für den Wiederaufbau vorgelegt hatte, ebenso wie Vertreter der Jüdischen Gemeinde Mainz und Professor Dr. Otto Böcher, Wormser Theologe und Kunsthistoriker, einer der frühesten Mahner für eine angemessene Nutzung des historisch einzigartigen, 1971 abgerissenen alten Baues.
Abb.: links: Grundsteinlegung 18.12.1980: Fritz Reuter, Rainer Kleebank. – Mitte: Begrüßung zum Richtfest Mai 1981 (rechts OB Wilhelm Neuß; links u.a. Otto Böcher, Fritz Reuter u.a.) – rechts: Richtfest Mai 1981: Blick vom Dach (Fotos: Stadtarchiv Worms).
Das Raschi-Haus dient als Begegnungs- und Gedenkstätte. Von hier aus waren 1942 die letzten Wormser Juden deportiert worden. Das alte Tanz- und Hochzeitshaus der jüdischen Gemeinde neben der Alten Synagoge befand sich etwa zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.
Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 99
stadtarchiv@worms.de
Quelle: Stadt Worms, Meldung, 19.10.2022; Art. Raschi-Haus, in: Wikipedia, 2.3.2022