Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2022

In der Ausgabe 3/2022 der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ wird auf eines der liebsten Haustiere der Deutschen eingegangen, indem die erste „große Ausstellung von Hunden aller Rassen“ vor 120 Jahren in Gera in den Blick genommen wird. In weiteren Beiträgen wird an die Eingemeindungen von Ernsee und Unterröpisch vor 100 Jahren sowie die Eröffnung des Geraer Interhotels im Jahr 1967 erinnert, wie Christel Gäbler, die Leiterin des Stadtarchivs Gera, mitteilt.

Beiträge der Ausgabe 3/2022:

  • Die erste „große internationale Ausstellung von Hunden aller Rassen“ am 23. und 24. August 1902 in Gera
  • Die Eingemeindung von Ernsee und Unterröppisch vor 100 Jahren
  • Briefkasten der Heimatblätter: Wie kam Schloß Thallwitz bei Wurzen in reußischen Besitz?
  • Die Eröffnung des Geraer Interhotels vor 55 Jahren

Am 6. Oktober 1967 konnte die Eröffnung des Geraer Interhotels feierlich begangen werden. Entworfen und realisiert wurde der Gebäudekomplex durch das Architektenkollektiv Manfred Metzner, Günther Gerhardt, Günter Meißgeier, Wolfgang Fiedler, Fritz Sittel und Karlheinz Günther. Mit dem Bau des Gebäudes war der VEB Hoch- und Tiefbau Gera beauftragt worden. Aufgrund der räumlichen Begrenzung des Bauplatzes war das Hotel auf eine Länge von 100 Metern festgelegt, sodass es durchaus einiger guter architektonischer Überlegungen und Lösungen bedurfte diese Fläche optimal auszunutzen, denn neben den Hotelzimmern und den Aufenthaltsbereichen für die Gäste waren auch enorme Lagerkapazitäten erforderlich.

Die Rahmenbedingungen für ein solches Bauprojekt gestalteten sich unterdessen sehr günstig: Gera hatte sich in den 1960er Jahren zu einer thüringischen Großstadt entwickelt, die hinsichtlich der Bevölkerungszahl die Universitätsstadt Jena längst überholt hatte. Waren in der Stadt bis zum Zweiten Weltkrieg einige attraktive Hotels und Pensionen sowie Restaurants mit überregionaler Strahlkraft vertreten, so bereiteten insbesondere die Nachkriegsjahre der Hotel- und Gastronomiebranche einigen Abbruch. Den ehrgeizigen Ambitionen des Stadtvaters Horst Pohl die Attraktivität seiner Stadt mit einem repräsentativen Hotelkomplex zu steigern, spielte auch der Umstand in die Karten, dass der damalige Generaldirektor der „Vereinigung Interhotel der DDR“ unweit von Gera wohnte und zudem einen Standort für ein weiteres Hotel dieser Kette in Thüringen suchte.

Das Vorhaben glückte und die damalige Bezirksstadt Gera erhielt mit ihrem Interhotel ein sechsgeschossiges Bettenhaus, das insgesamt 400 Betten in Form von 280 Einbett- und 60 Zweibettzimmern für Gäste der Stadt bereitstellte. Darüber hinaus entstand ein dem Gebäude vorgelagerter Gaststättentrakt. Mit Blick auf das vergleichsweise hohe Preisniveau des Interhotels, vor allem auch für Speisen und Getränke, erhielt es von den Geraern rasch den Spitznamen „Hotel Bismarck“, was im Volksmund damit erklärt wurde, dass augenscheinlich „jeder Bissen eine Mark“ kostete.


Abb.: Das Geraer Interhotel im Jahr 1976 (Fotograf: Fritz Teichert; Quelle: Stadtarchiv Gera, M38 Nr. 11)

In den ersten 20 Jahren seiner Existenz von 1967 bis 1987 konnten 2.235.000 Übernachtungen von 1.500.000 Gästen im Interhotel Gera registriert werden. Der damalige Personalstamm umfasste 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Jahr 1988 schloss das Hotelmanagement mit einem Netto-Gewinn von 6,5 Millionen und 850.000 Valuta-Mark (D-Mark) ab. Das nach der deutschen Wiedervereinigung angedeutete Ansinnen der Treuhandverwaltung die Interhotel-Kette zu retten, verkehrte sich rasch ins Gegenteil. Stattdessen geriet vorrangig der jeweilige Grundstückswert in den Blick, der die Rentabilität von Neuansiedlungen begünstigen sollte. Ein weiterer Aspekt, der für die Auflösung der Interhotel-Kette sprach, war, dass es in der Bundesrepublik bereits etablierte Hotelvereinigungen gab und zusätzliche Konkurrenz auf dem Markt vermutlich unerwünscht war. Fast genau dreißig Jahre nach der Eröffnung wurde am 4. Januar 1997 mit dem Abriss des Geraer Interhotels sowie der benachbarten, ehemaligen Teppichfabrik Halpert begonnen. Auf der dadurch entstandenen Freifläche wurden die heutigen Gera-Arcaden errichtet, welche am 11. November 1998 eröffnet werden konnten.

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Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv

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