Lina Gafner und Simona Isler übernehmen die Leitung der Gosteli-Stiftung.
Das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung bricht auf in eine neue Ära. Die Stiftung wurde vom Bund 2020 als Forschungseinrichtung von nationaler Bedeutung eingestuft und kann dank der mittlerweile gesprochenen finanziellen Beiträge von Bund und Kanton Bern das Fortbestehen des Archivs zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung sichern.
Ab 1.8.2022 übernimmt eine neue Leitung: Die beiden promovierten Historikerinnen Lina Gafner und Simona Isler werden die Geschicke der Gosteli-Stiftung und das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung leiten und mit dem Stiftungsrat in die Zukunft führen. Die Stiftung wird zu einer hybriden Gedächtnisinstitution mit Ausstrahlungskraft transformiert und Forschungsdienstleistungen und Vermittlungsangebote für die Wissenschaft und ein breiteres Publikum werden ausgebaut.
Lina Gafner (oberes Foto) studierte Geschichte, Philosophie und Deutsche Literatur an der Universität Bern und promovierte am Institut für Medizingeschichte daselbst. Seit 2017 steht sie als Co-Projektleiterin von Stadt.Geschichte.Basel für ein innovatives, umfangreiches Projekt zur Basler Geschichte in der operativen Verantwortung, konzipiert Projekte im digitalen Bereich und ist mit der Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Koordination verschiedener Gremien betraut. Parallel dazu war sie in Kulturprojekten tätig und lehrte am Historischen Institut der Universität Bern. Zuvor arbeitete sie für die Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe NIKE.
Simona Isler studierte Geschichte und spanische Literatur an der Universität Bern und kennt das Gosteli-Archiv à fonds dank der Erarbeitung ihrer Promotionsschrift «Politiken der Arbeit. Perspektiven der Frauenbewegung um 1900» vor Ort im Archiv. Seit 2017 ist sie Gleichstellungsbeauftragte des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), leitet in dieser Funktion verschiedene Projekte und unterstützt und berät alle Organe und Abteilungen des SNF bezüglich Gleichstellung in der Forschungsförderung. Vor ihrer Tätigkeit beim SNF war sie u.a. als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Basel und als Online-Redaktorin bei der Zeitung der Bund tätig.
Gosteli-Stiftung
Marthe Gosteli wurde 1917 auf dem Bauernhof ihrer Eltern in Worblaufen bei Bern geboren. Während des 2. Weltkrieges arbeitete sie in der Abteilung Presse und Funkspruch des Armeestabes. Nach dem Krieg leitete sie die Filmabteilung des Informationsdienstes an der US-amerikanischen Botschaft in Bern.
Abb.: Stiftungsgründerin Marthe Gosteli (Foto: Elsbeth Boss)
Ihre Erfahrungen mit den Medien stellte sie ab Mitte der 1960er Jahre ausschliesslich in den Dienst der Frauenbewegung. In den Jahren von 1964 bis 1968 war sie Präsidentin des bernischen Frauenstimmrechtsvereins. Anschliessend war sie Vizepräsidentin des Bundes Schweizerischer Frauenvereine BSF. 1970/1971 präsidierte sie die Arbeitsgemeinschaft der schweizerischen Frauenverbände für die politischen Rechte der Frau. Diese Organisation trug mit ihrem Verhandlungsgeschick mit dem Bundesrat wesentlich zur Annahme des Frauenstimmrechts auf eidgenössischer Ebene bei. Marthe Gosteli gründete im Jahr 1982 das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung und die Gosteli-Stiftung.
Sie wurde 1989 mit dem Trudi-Schlatter-Preis, 1992 mit der Burgermedaille der Burgergemeinde Bern, 2008 mit der Silbernen Verdienstmedaille der Oekonomischen Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern und 2011 mit dem Menschenrechtspreis der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte ausgezeichnet. 1995 erhielt sie den Ehrendoktor der Universität Bern.
Marthe Gosteli verstarb am 7. April 2017 in ihrem 100. Lebensjahr.
Kontakt:
Gosteli-Stiftung
Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung
Altikofenstrasse 186
3048 Worblaufen
Tel. +41 31 921 02 22
info@gosteli-foundation.ch
https://www.gosteli-foundation.ch
Quelle: Gosteli-Stiftung, Medienmitteilung, 13.5.2022; Gosteli-Stiftung: Marthe Gosteli