Eine Kriegsakte aus dem Bestand des Stadtarchivs Freiberg konnte dank einer privaten Spendenaktion restauriert worden. Olaf Born, langjähriger Nutzer des Stadtarchivs, startete zum Erhalt der Akte aus dem 19. Jahrhundert im Februar letzten Jahres einen Spendenaufruf. Mit dem gesammelten Geld ließ nun das Stadtarchiv die Akte aus den Befreiungskriegen sowie drei mittelalterliche Wachssiegel restaurieren.
Abb.: Mit der Spendenaktion von Olaf Born (2.v.l.) konnten im Stadtarchiv Freiberg eine historische Akte und drei Siegel restauriert werden. Juliane Bretschneider (l.), OB Sven Krüger (3.v.l) und Dr. Ines Lorenz zeigen die restaurierten Dokumente (Foto: Christian Möls).
Olaf Born ist häufig Gast im Lesesaal des Stadtarchivs. Dort erforscht er die Geschichte seines Heimatorts Mobendorf, sucht nach Einwohnern und deren Lebensdaten. Immer wieder stößt er dabei auf alte Handschriften, die für ungeübte Leser schwer zu entziffern sind. Deswegen gründete er eine facebook-Gruppe, in der sich die Teilnehmer gegenseitig beim Lesen alter deutscher Handschriften unterstützen. „Wir helfen uns kostenlos“, erklärt der 59-Jährige. „Ich hatte deswegen die Idee, dass die Nutzer als Gegenleistung Geld für die Restaurierung alter Dokumente spenden.“ Gemeinsam mit der Leiterin des Freiberger Stadtarchivs, Dr. Ines Lorenz, fiel die Wahl auf eine vergilbte Kriegsakte aus dem 19. Jahrhundert. Um sie vor dem weiteren Verfall zu bewahren, rief er in seiner facebook-Gruppe einer Spendenaktion auf. 37 Personen folgten dem Aufruf und stellten über 650 Euro zur Verfügung.
Mit dem Geld konnte nun die über 200 Jahre alte Akte restauriert werden. „Die Akte gibt uns Auskunft über die Einquartierungen von Soldaten in Freiberg zwischen 1813 bis 1815“, sagt Dr. Ines Lorenz. „Sie war jedoch durch die Nutzung und die lange Zeit verunreinigt und schadhaft.“ Für rund 600 Euro wurde das Dokumente in Leipzig im Zentrum für Bucherhaltung gereinigt und stabilisiert. Das restliche Geld reichte noch dafür aus, drei Wachssiegel aus dem 15. Jahrhundert reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um das Siegel Herzog Georgs (Urkunde ausgestellt in Dresden, 1496 Jan. 26 – rotes Siegel) sowie das Meißnische Kapitels- und Propsteisiegel (Urkunde ausgestellt in Meißen, 1499 Oct. 5 – grünliches Siegel). „Wir sind sehr dankbar, dass auch durch die Initiative von Olaf Born und die Spender seiner facebook-Gruppe unsere historischen Dokumente bewahrt werden können“, freut sich Lorenz. Insgesamt 2,5 Regal-Kilometer beträgt der Bestand, den das Archiv dauerhaft aufbewahrt. Darunter sind auch rund 2.500 Siegel, die zum Teil fast 800 Jahre alt sind.
Es war bereits die zweite Spendensammlung von Olaf Born für das Archiv. Bei einem Spendenaufruf im Jahr 2020 kamen durch zahlreiche Unterstützer 450 Euro für die Restaurierung eines Freiberger Stadtplans aus dem Jahr 1755 zusammen.
Abb.: Übergabe ans Stadtarchiv Freiberg im November 2020 mit Nicole Klinger, Diplom-Restauratorin vom Zentrum für Bucherhaltung (ZFB) Leipzig, Olaf Born, Initiator der Spendenaktion, Juliane Bretschneider, Mitarbeiterin Stadtarchiv Freiberg (v.l.n.r.). (Foto: SVF/Antje Ciecior).
Der Lesesaal des Stadtarchivs Freiberg im Rathaus ist umzugsbedingt seit 1.7.2021 für den Besucherverkehr geschlossen. Schriftliche Anfragen an das Stadtarchiv Freiberg werden weiterhin wie üblich bearbeitet – per Email oder auf dem Postweg.
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Quelle: Stadt Freiberg, Neuigkeiten, 11.5.2022; Stadt Freiberg, Neuigkeiten, 23.12.2020