Ausstellungen und Malereien im Stadtmuseum Hornmoldhaus Bietigheim-Bissingen

Nach 27 Jahren ist unter der Federführung von Dr. Catharina Raible, der Leiterin des Stadtmuseums Bietigheim-Bissingen, die Neuauflage der beliebten und begehrten Veröffentlichung Günther Benteles über die Malereien im Hornmoldhaus erschienen.

Das Hornmoldhaus ist das bekannteste Bauwerk Bietigheim-Bissingens und eines der herausragendsten Beispiele renaissancezeitlicher Baukunst in Südwestdeutschland. Das Haus hat eine bewegende Geschichte hinter sich. In den Jahren 1535/36 als Wohnhaus für den bedeutenden Bietigheimer Vogt Sebastian Hornmold den Älteren (1500-1581) erbaut, erlebte es unterschiedliche Nutzungen und war in den 1970er Jahren sogar vom Abriss bedroht. Doch dank des Engagements und der Aufklärungsarbeit Günther Benteles und der „Bürgerinitiative für eine humane Stadt“ wurde der Wert des Gebäudes für die Stadt und deren Geschichte erkannt. Nach umfangreichen und aufwändigen Renovierungsmaßnahmen beherbergt das in neuem Glanz erstrahlende Hornmoldhaus seit 1989 das Stadtmuseum und ist jetzt ein Ort reger Kulturvermittlung.

Die weit über die Stadtgrenzen hinausgehende Bekanntheit des Gebäudes begründet sich auf seine Innenbemalung. Vom 16. bis in das 18. Jahrhundert wurde das Innere des Hauses mit zahlreichen beeindruckenden Malereien geschmückt. In späteren Jahrhunderten verschwanden die Malereien hinter Putz. Erst in den 1970er Jahren wurden sie in ihrer vollen Bedeutung entdeckt und gewürdigt.

Im Jahr 1995 stellte Günther Bentele mit seiner Publikation „Die Malereien im Bietigheimer Hornmoldhaus“ das Haus einer breiten Öffentlichkeit vor. Dieses beliebte Buch wurde über Jahrzehnte immer wieder nachgefragt. Ein seitdem sich stetig weiter entwickelnder Forschungsstand und neue technische Möglichkeiten der Publikation haben dann eine Neuausgabe nahegelegt.

Im Rahmen dieser jetzt vorliegenden Neuausgabe hat der Autor den kompletten Text neu bearbeitet, ergänzt und die neuen Ergebnisse der Forschung einfließen lassen. Die Bebilderung wurde vollständig neu konzipiert, Grundrisse des Hauses als Orientierungsplan für jedes Stockwerk hinzugefügt und das Werk mit hochwertigen Abbildungen illustriert. Eine herausklappbare Stammtafel der Familie Hornmold, in der ebenso neue Erkenntnisse der Familienforschung eingeflossen sind, rundet die Publikation ab. Das Ergebnis ist ein ästhetischer und informativer Band, der zugleich ein hervorragender Führer durch das Hornmoldhaus ist.

Info:
Das Bietigheimer Hornmoldhaus – Die Malereien.
Au­tor: Gün­ther Ben­te­le;
Her­aus­ge­ber: Stadt Bie­tig­heim-Bis­sin­gen – Stadt­ar­chiv und Stadt­mu­se­um,
2022, 102 Sei­ten, 17,50 €

Der handliche Band ist in der Tourist Information, im Stadtmuseum Hornmoldhaus, im Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen und im Buchhandel erhältlich. Die Vorschau der Publikation findet sich auf den Webseiten des Stadtarchivs Bietigheim-Bissingen und des Stadtmuseums Hornmoldhaus (Link).


Abb: Hinweise auf aktuelle Ausstellungen im Stadtmuseum Hornmoldhaus 

Seit Anfang April 2022 kann das Stadtmuseum Hornmoldhaus wieder ohne Einschränkungen besichtigt werden. Empfohlen wird allerdings weiterhin in Innenräumen das Tragen von FFP2-Masken. Derzeit sind noch zwei Wechselausstellungen zu sehen: Bis 24. April 2022 die aktuelle Wechselausstellung „Orange – Farbe und Lebensgefühl der 1960er/1970er Jahre“. Und bis 1. Mai 2022 ist eine kleine Osterausstellung zum Thema „Osterhasen auf Fahrrädern“ mit zahlreichen Objekten der Sammlerin Daniela Merela zu sehen.

Außerdem befindet sich der Escape-Room des Stadtmuseums gerade im Aufbau. Er führt zurück in die 1970er Jahre, als das Hornmoldhaus kurz vor dem Abriss stand. – Vom 15. Mai bis 18. September 2022 zeigt das Stadtmuseum Hornmoldhaus Exponate des japanischen Künstlers Kawanabe Kyosai aus der Sammlung von Günter Beck und aus der eigenen Erwin-von-Baelz-Sammlung. Sie wird ergänzt durch eine virtuelle Ausstellung mit einem Blick in die Depots des Museums.

Kontakt:
Stadtmuseum Hornmoldhaus
Hauptstraße 57
74321 Bietigheim-Bissingen
Tel. Infotheke 07142-74 352
stadtmuseum@bietigheim-bissingen.de
https://stadtmuseum.bietigheim-bissingen.de/

Quelle: Stadt Bietigheim-Bissingen, Pressemitteilung, 31.3.2022; Newsletter Stadtmuseum Hornmoldhaus April 2022.

Kölner Notfallverbund unterstützt Institutionen in der Ukraine

Mit einem breit aufgestellten Angebot an Hilfsgütern unterstützt die Stadt Köln gemeinsam mit dem Kölner Notfallverbund der Archive und Bibliotheken Kulturinstitutionen in der Ukraine.

Nachdem die Ukraine über die internationalen Einrichtungen zum Kulturgutschutz um Unterstützung gebeten haben, wurden durch zentrale, nationale Einrichtungen in Berlin alle Notfallverbünde Deutschlands zusammengerufen, um Material, das sich für den Schutz von Kulturgut eignet, dezentral zu sammeln und in Richtung Ukraine zu fahren. Hierbei geht es vor allem um Verpackungsmaterialien für Urkunden und Bücher, aber auch Folien, Kartonagen und andere Verpackungen, um wertvolles Kulturgut zu verpacken und damit schützen zu können.

Als Sammelstelle für dieses bundesweit koordinierte Verfahren wurde Köln für den Bereich „West“ eingerichtet. Hier wurden bereits erste Hilfsgüter für den Kulturgutschutz gesammelt und werden in Kürze in die Ukraine gefahren. Die Sammlungen werden vom Historischen Archiv der Stadt Köln in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Köln organisiert. Weitere Sammelstellen werden in Berlin, München und Stuttgart aufgebaut.

In ukrainischen Hilfeersuchen wurden neben den typischen Verpackungsmaterialien wie Luftpolsterfolien und Kartonagen auch Säcke mit Füllmaterial und anderes Schutzmaterial angefragt. Im Rahmen des Notfallverbundes Kölner Archive und Bibliotheken wurde daher vor allem Material durch das Historische Archiv bereitgestellt. Die Stadtentwässerungsbetriebe stellen 10.000 leere Sandsäcke zur Verfügung, damit Skulpturen und andere große, nicht transportable Gegenstände geschützt werden können.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker dazu: „Dieser verbrecherische Krieg Russlands gegen die Ukraine tötet nicht nur Menschen, er verletzt nicht nur Seelen, er zerstört nicht nur Gebäude, sondern er vernichtet auch die Kultur der Ukraine. Für uns in Köln ist es deshalb genauso selbstverständlich, nicht nur Geflüchtete in Köln aufzunehmen, sondern auch ukrainische Kulturinstitutionen dabei zu unterstützen, dass die Kultur in ihrem Land weiter fortbesteht. Damit retten wir die kulturelle Identität der Ukrainer*innen. Ich danke dem Kölner Notfallverbund und allen, die mitarbeiten, für dieses Engagement.“

Das Material, insgesamt etwa 15 Paletten/Gitterboxen, wird zeitnah in zentrale Sammelstellen im Bundesgebiet versandt, von wo aus es in die Ukraine gebracht wird. Interessierte Firmen und Einrichtungen, die Verpackungsmaterial für den Kulturgutschutz spenden möchten, können sich direkt mit dem Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken in Verbindung setzen.

Kontakt:
Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken
info@koelner-notfallverbund.de
https://www.koelner-notfallverbund.de/

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 11.4.2022

Stadtarchiv Kerpen sucht Trödelmarkt-Leihgaben

Nach zwei Jahren Pause wird der 51. Trödelmarkt in Kerpen am 22.5.2022 stattfinden. Eine bereits zum 50jährigen Jubiläum geplante Ausstellung unter dem Motto „Jeder kann alles verkaufen“ wird nachgeholt. Dafür werden Leihgaben gesucht.

Der 1969 gegründete „Bürger-, Verkehrs- und Verschönerungsverein der Kolpingstadt Kerpen und Mödrath e.V.“ hatte am 16.06.1970 bei der Stadtverwaltung die Genehmigung beantragt, um den Weihnachtsschmuck zu finanzieren: „[…] eine Art Trödelmarkt zu veranstalten unter dem Motto Jeder kann alles verkaufen. […] Der Markt wurde antragsgemäß am 3. September 1970 (!!!) genehmigt, der Stiftsplatz kostenlos zur Verfügung gestellt und am 27. September 1970 fand in Kerpen zum ersten Mal der heute weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannte „Große Trödelmarkt“ statt.

Zum 50. Jubiläum dieser Veranstaltung planten das Stadtarchiv Kerpen und die Aktionsgemeinschaft Kerpen eine große Ausstellung, die wegen der Corona-Pandemie nun erst 2022 mit zweijähriger Verspätung im Kerpeber Kunst und Geschichte präsentiert werden kann.

Die Ausstellung wird auch in die Entwicklung des Kerpener Markt- und Handelswesens seit dem Mittelalter eintauchen. Der Focus liegt aber eindeutig in 50jährigen Geschichte unseres ganz besonderen Trödelmarktes, die wiederum eng zusammenhängt mit der städtischen Entwicklung seit Anfang der 1970er Jahre und der kommunalen Neuordnung durch das Köln-Gesetz 1975.

Zur Veranschaulichung des Themas sucht das Stadtarchiv Kerpen noch Objekte und bittet die interessierte Bevölkerung um Unterstützung. Benötigt werden nicht nur Plakate, Flyer, Fotos oder Ähnliches, sondern auch Anekdoten und Geschichten rund um den Trödelmarkt aus den letzten 50 Jahren. Von besonderem Interesse sind darüberhinaus Gegenstände, die auf dem Trödelmarkt gekauft und verkauft wurden.

Wer entsprechendes Material als Leihgabe oder Schenkung zur Verfügung stellen kann oder Rückfragen zum Thema hat, der wende sich per Mail oder telefonisch an das Stadtarchiv Kerpen. Auch eine Abholung der Objekte zu Hause kann dort vereinbart werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Kerpen
Im Haus für Kunst und Geschichte
Stiftsstraße 8
50171 Kerpen
Tel.: 02237/922170
historisches.archiv@stadt-kerpen.de
https://www.stadt-kerpen.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Kerpen, Presseinformation, 13.4.2022

Bundesarchiv mit mehrwöchiger Social-Media-Kampagne

70 Jahre Bundesarchiv – 30 Jahre Einsicht in die Stasi-Unterlagen.

Vor 70 Jahren hat das Bundesarchiv seine Arbeit aufgenommen. Nachdem die Bundesregierung 1950 seine Einrichtung beschlossen hatte, bezog das neu errichtete Bundesarchiv das Gebäude des vormaligen preußischen Regierungspräsidenten am Rheinufer in Koblenz und begann seine Arbeit mit nur 5 Archivaren. Als „Gedächtnis der Gesellschaft“ hat die Behörde, die zum Geschäftsbereich der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gehört, seitdem immer wieder neue Aufgaben übernommen.


Abb.: Dienstgebäude des Bundesarchivs am Rheinufer in Koblenz, 1952-1961 (Foto: BArch, Bild 146-1969-172-27 / o.Ang.)

Vor 30 Jahren, am 2. Januar 1992, fanden zum ersten Mal persönliche Einsichten in Stasi-Unterlagen statt. Wenige Tage zuvor, am 29. Dezember 1991, trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft, nachdem es vom Deutschen Bundestag im Herbst 1991 verabschiedet wurde.

Zuletzt wurde dem Bundesarchiv vor einem Jahr, am 17.6.2021, die Verantwortung für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR übertragen.

Das Bundesarchiv führt insbesondere in den Monaten April bis Juni 2022 in den Social Media-Kanälen Twitter und Facebook eine kleine Kampagne unter dem Aufhänger „70 Jahre Bundesarchiv – 30 Jahre Einsicht in Stasi-Unterlagen“ durch.

Ein Element dieser Kampagne sind wöchentliche Posts des Bundesarchivs (alt) und des Stasi-Unterlagen-Archivs, in denen ein kurzes Statement von Benutzerinnen und Benutzern eingeholt wird, das deren persönlichen Blick auf das Bundesarchiv widerspiegelt.

Mit seinen rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewahrt das Bundesarchiv an seinen inzwischen 23 Standorten 540 laufende Kilometer Schriftgut auf, was der Entfernung zwischen Berlin und Frankfurt entspricht. Weiterhin finden sich hier 15 Millionen Bilder, 1,1 Millionen Filmrollen zu 160.000 Filmtiteln, 75.000 Plakate, zwei Millionen Karten, Pläne und Technische Zeichnungen sowie 2,13 Millionen Bände in der Bibliothek. Pro Jahr werden etwa 20 Millionen Objekte digitalisiert – mit steigender Tendenz.

Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs:

Archive sind Orte der Vergewisserung, an denen wir aus Quellen der Vergangenheit Schlüsse für die Zukunft ziehen. Gerade in Zeiten einer riesigen Informationsflut und vieler Falschinformationen werden wir als Lotse in der Demokratie mehr denn je gebraucht. Dafür stellen wir uns auf neue Nutzungsformen ein und werden den Weg der Digitalisierung ausgewählter Bestände konsequent weitergehen.

Das Bundesarchiv hat den gesetzlichen Auftrag, das Archivgut des Bundes auf Dauer zu sichern und nutzbar zu machen. Es entscheidet, ob die Unterlagen archivwürdig sind, also ob sie von bleibendem Wert für die Erforschung und das Verständnis von Geschichte und Gegenwart sind und ob ihnen eine Rolle für die Sicherung berechtigter Interessen der Bürgerinnen und Bürger oder für Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung zukommt. Zu diesen Quellen gewährleistet das Bundesarchiv einen offenen Zugang. Die Bestände umfassen Schriftgut aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches 1495 bis heute.

Link: Geschichte des Bundesarchivs

Kontakt:
https://www.bundesarchiv.de
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/

Quelle: Bundesarchiv, Meldung, 6.4.2022 (Grafik: Pralle Sonne, Gestaltungsagentur); Bundesarchiv, Pressemitteilung, 2.6.2022

Bund fördert Kultureinrichtungen mit 32 Mio. Euro

Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth stellt 32 Millionen Euro aus ihrem Haushalt für die Sanierung und Modernisierung von mehr als 90 national bedeutsamen Kulturprojekten zur Verfügung. Die Mittel stammen aus dem Programm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland“. Zu den geförderten Einrichtungen gehören unter anderem das Residenztheater München, die Hamburger Kunsthalle, die Wartburg in Eisenach, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig sowie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Kultur stiftet Identität und Zusammenhalt – in den Metropolen genauso wie im ländlichen Raum, wo die kulturelle Grundversorgung oftmals keine Selbstverständlichkeit ist.

Deshalb gehören der Erhalt und die Stärkung unserer kulturellen Infrastruktur zu den wichtigsten kulturpolitischen Zielen der Bundesregierung. Das hatten wir uns im Koalitionsvertrag vorgenommen, und so wird es jetzt Punkt für Punkt umgesetzt. So werden wir zusammen mit den Ländern eine Vielzahl bedeutender Kultureinrichtungen in ganz Deutschland dabei unterstützen, dringend notwendige Investitionen vorzunehmen, damit sich auch in Zukunft ein breites Publikum für ihr vielfältiges Kulturangebot begeistern kann.“

Mit dem seit 2020 bestehenden Programm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland (INK)“ fördert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gemeinsam mit den Bundesländern Investitionsmaßnahmen zum Erhalt und zur Profilierung national bedeutsamer und das nationale Kulturerbe prägender Kultureinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland.

Video: Bei einem Gang durch die Räume der Sammlungen des Filmmuseums Potsdam (2003) sind Schätze aus der deutschen Film- und Kinogeschichte des 20. Jahrhunderts zu entdecken (https://www.youtube.com/watch?v=bWuX3IlbIwg).

Die Bundesmittel sind unter anderem für folgende Projekte vorgesehen:

  • Filmmuseum Potsdam – Errichtung eines Schaudepots
  • Augustinermuseum Freiburg – Neueinrichtung einer modernen Dauerausstellung im sanierten Klostergebäude
  • TECHNOSEUM Mannheim – Neugestaltung des Dauerausstellungsbereichs „Elementa 3“
  • Residenztheater München – Brand- und Gewässerschutzmaßnahme
  • Hamburger Kunsthalle – Sanierung von Dachlaternen des Muschelkalkbaus und des Glasdachs der Galerie der Gegenwart
  • Niedersächsisches Landesmuseum Hannover – Neukonzeption und Wiedereinrichtung der Niedersächsischen Landesgalerie
  • Neanderthalmuseum Mettmann – Sanierung von Fassade und Glasdach sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Wärmedämmung
  • MARTA Herford – Sanierung des von Frank O. Gehry erschaffenen Gebäudes und der Außenanlagen
  • Schloss Engers – Sanierungsmaßnahmen an Gebäude, Haustechnik und Außenanlagen
  • Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Herrichtung des „Besucherwegs Sinterrundkühler“
  • Deutsches Hygiene-Museum Dresden – Sanierung der Veranstaltungsräume
  • GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig – Energetische Sanierung der Lichtsysteme
  • Staatliche Kunstsammlungen Dresden – Wiedereinrichtung der Rüstkammer im Residenzschloss Dresden („Propositionssaal“ und „Großer Ballsaal“) sowie Ausstattungsmaßnahmen für Schloss Pilnitz, Albertinum, Zwinger u.a.
  • Schloss Wernigerode – Erschließung weiterer Ausstellungsbereiche im Südflügel/Sommerhaus
  • Wartburg in Eisenach – Beschaffung von IT-Ausstattung

Quelle: Bundesregierung, Pressemitteilung 132, 5.4.2022

Augenzeugenberichte aus dem Alltag der Vorfahren im Kreis Schmalkalden-Meiningen gesucht

Die aktuellen und Bilder und Nachrichten aus der Ukraine wecken bei vielen Menschen, die selbst Kriege miterlebt haben, Erinnerungen an dunkle Zeiten. Angst vor fallenden Bomben, Knappheit an Lebensmitteln, Flucht und Vertreibung. Kriege haben einen langen Arm, sie lassen diejenigen, die sie erlebt haben, nie wieder richtig los – auch lange, nachdem sie vorbei sind. Aus diesem Grund sammelt das Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen seit Jahren Zeitzeugnisse, um über Schrecken, Entbehrungen und Verluste, aber auch über den Alltag den Menschen aus unserer Region in den Weltkriegen des letzten Jahrhunderts zu informieren und die Erlebnisse für die Nachwelt zu dokumentieren.


Abb.: Einblick in eine Tagebuchsammlung nach abgeschlossener Bearbeitung (Foto: Tom Pleiner).

Gesucht werden vom Kreisarchiv in Meiningen private Tagebücher (Kriegstagebücher, Feldpost-Sammlungen von Soldaten) sowie Fotos und weitere persönliche Sachzeugnisse, die auch das gesellschaftliche Leben, unter anderem in Kriegszeiten, abbilden.

Diese oft sehr interessanten Quellen, die in privaten Haushalten schlummern, werden sehr gerne durch schriftliche Vereinbarung als Schenkung oder Leihgabe in das Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen übernommen. Dort werden sie in den archivalischen Sammlungen des Kommunalarchivs verwahrt und gepflegt. Damit erweitert das Archiv seine Sammlungen stetig.

Vor einer Übergabe/Übernahme prüft das Team des Archivs, ob die angebotenen Dokumente für das Kreisarchiv von regionalgeschichtlicher Relevanz sind. Ist dies der Fall, wird dieser Schatz digitalisiert und der Inhalt transkribiert. Damit wird es möglich, dass auch junge Menschen, etwa durch Schulprojekte, an individuelle Schicksale im Landkreis vor dem Hintergrund historischer Entwicklungen herangeführt werden können.

Im Falle einer Schenkung an das Archiv erhält der Schenker oder die Schenkerin nach Abschluss der Arbeiten sowohl eine digitale Kopie als auch die digitale Transkription. Das Ziel der Sammlung derartiger Quellen besteht in der Erschließung und Vermittlung der Geschichte durch Einzelschicksale regionalen Ursprungs. Bisher hat das Kreisarchiv viel Resonanz von Bürgerinnen und Bürgern erfahren. So wachsen die Tagebuchsammlung, die Chroniksammlung und die Fotosammlungen der Orte aus dem Kreisgebiet kontinuierlich an.

Zu dem seit 1954 bestehenden Kreisarchiv Meiningen gehört seit 1994 ein Behördenarchiv, ein Krankenblattarchiv sowie eine Behördenbibliothek. Im Jahr 2001 wurden diese Bereiche im Verwaltungssitz des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen in modernen Büro- und Magazinräumen untergebracht.

Das Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen bittet weiterhin um Unterstützung – gilt es doch, zukünftigen Generationen Geschichte und Geschichten aus dem Alltag der Menschen zu erhalten und in geeigneter Weise zugänglich zu machen. Anmeldungen zur Übergabe/Übernahme privater Dokumente nimmt Kreisarchivarin Angelika Hoyer entgegen.

Kontakt:
Landratsamt Schmalkalden-Meiningen
Kreisarchiv
Obertshäuser Platz 1
98617 Meiningen
Tel.: 03693 / 485 8300
Fax: 03693 / 485 8298
kreisarchiv@lra-sm.de

Quelle: Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Pressemitteilung, 6.4.2022; Über das Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen, o.D.

Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen im Kanton Nidwalden

Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für Aufarbeitung von unrühmlichem Kapitel gesucht.

Der Kanton Nidwalden hat zusammen mit den Gemeinden und Landeskirchen das Forschungsprojekt für die Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangs­­maßnahmen vor 1981 gestartet. Die Projektleitung ist der Universität Bern übertragen worden. Von essentiellem Wert werden Interviews mit Betroffenen sein, die damals unter den Maßnahmen gelitten haben.


Abb.: Armutsbetroffene Menschen wurden häufig in lokale Armenhäuser eingewiesen, wie hier im Bild das Fürsorgeheim Alpenblick in Hergiswil in den 1930er-Jahren. Auch uneheliche Mütter und ihre Kinder waren von Zwangsmaßnahmen betroffen. (Bildquelle: „Die katholischen Anstalten der Schweiz“ von Wilhelm Kissling).

Das Bundesgesetz über die Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 (AFZFG) ist seit 1. April 2017 in Kraft. Es sieht unter anderem die Auszahlung eines Solidaritätsbeitrages an Opfer von solchen Maßnahmen vor. Gesuche um Solidaritätsbeiträge müssen direkt ans Bundesamt für Justiz gerichtet werden. – Die Schweiz und viele Kantone bringen seither Licht in ein dunkles Kapitel der Sozialgeschichte. Es geht um die Schicksale von Menschen, die vor 1981 von fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen oder Fremdplatzierungen betroffen waren. Die Maßnahmen wurden oft gegen deren Willen angeordnet, ohne dass man ihnen Rechtsmittel zugestand. Viele leiden heute noch unter der erfahrenen Ungerechtigkeit und der oft schlechten Behandlung in Heimen, Anstalten oder fremden Familien. Anhand von Gesuchen für die Einsicht in entsprechende Dossiers im Staatsarchiv Nidwalden ist bekannt, dass es auch in Nidwalden bei fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen zu willkürlichen Entscheiden, zu Mißbrauch und Gewalt gekommen ist. Jedoch fehlen bisher ein Überblick und das Wissen über konkrete Zusammenhänge.

Der Kanton Nidwalden hat deshalb ein entsprechendes Forschungsprojekt lanciert, nachdem der Landrat einen Kredit von 360.000 Franken bewilligt hat. An den Kosten des Forschungsprojektes an der Universität Bern beteiligen sich auch alle Politischen Gemeinden und die beiden Landeskirchen. Es wird eine fundierte historische Aufarbeitung angestrebt. Als Resultat daraus wird voraussichtlich im Herbst 2024 eine Publikation herausgegeben, die sich in erster Linie an ein regionales Publikum richtet. Als Verlagspartner für die Buchveröffentlichung konnte der Historische Verein Nidwalden (HVN) gewonnen werden.

Fundament für die Forschungsarbeit und die angesprochene Publikation bilden einerseits die Verwaltungsakten im Staatsarchiv Nidwalden und die Dokumente in den Archiven der Gemeinden und Kirchen, andererseits Interviews mit Betroffenen des damaligen Regimes. Der Kanton ist daher auf der Suche nach Zeitzeugen, die bereit sind, über das Leid, welches ihnen unter den Zwangsmaßnahmen in Nidwalden widerfahren ist, zu sprechen. „Wer sich als Interviewpartner zur Verfügung stellt, kann einen Beitrag leisten, das damalige Unrecht zu benennen. Dies dient auch dem Projektziel: Dass das erlittene Leid im Bewusstsein der Gesellschaft bleibt und sich solches Unrecht nicht wiederholt“, hält Gesundheits- und Sozialdirektorin Michèle Blöchliger fest. Betroffene brauchen unter Umständen sehr viel Überwindung, von den Geschehnissen aus dieser Zeit zu berichten. „Ihre Erinnerungen sind aber von unschätzbarem Wert, um die Geschichte genau aufzuarbeiten“, fügt Michèle Blöchliger an. Personen, die sich als Interviewpartner melden, können selber entscheiden, ob sie ihren Namen zu Forschungszwecken zur Verfügung stellen oder anonym bleiben wollen. Die Interviews werden vom Projekt- und Autorenteam durchgeführt, das von Sonja Matter von der Universität Bern geleitet wird. Die gebürtige Engelbergerin ist bereits für Recherchen im Zusammenhang mit der Kantonsgeschichte Nidwaldens tätig gewesen und mit dem Forschungsthema eng vertraut.

Projektorganisation ist breit abgestützt
Sonja Matter ist in beratender Funktion auch Mitglied der Projektsteuerung, welcher Regierungsrätin Michèle Blöchliger vorsteht. Dem Gremium gehören weiter die Oberdorfer Gemeindepräsidentin Judith Odermatt Fallegger, Monika Rebhan Blättler, Präsidentin der Römisch-Katholischen Landeskirche Nidwalden, Brigitt Flüeler, Präsidentin des Historischen Vereins Nidwalden, Staatsarchivar Emil Weber sowie Andreas Scheuber, Direktionssekretär der Gesundheits- und Sozialdirektion Nidwalden, an. Für die fachliche Projektbegleitung ist ein wissenschaftlicher Beirat mit Historikerin Loretta Seglias – sie hat zum Thema viel Forschung auf nationaler Ebene betrieben – sowie Franziska Thurnherr (Gesundheits- und Sozialdirektion), Christoph Baumgartner (Staatsarchiv Nidwalden) und Karin Schleifer (HVN), alle mit Erfahrung in wissenschaftlicher Forschungsarbeit, gebildet worden. „Mit dieser breit abgestützten Projektorganisation ist gewährleistet, dass alle relevanten Aspekte und Sichtweisen in das Forschungsprojekt einfliessen und das Projektteam begleitende Unterstützung erhält“, sagt Staatsarchivar Emil Weber.

Betroffene Zeitzeugen, die bereit sind, ihre Geschichte im Rahmen der Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen im Kanton Nidwalden vor 1981 zu erzählen, melden sich idealerweise bis zum 15. Mai 2022 beim Staatsarchiv Nidwalden unter Telefon +41 41 618 51 51 oder staatsarchiv@nw.ch. Die Namen werden vertraulich behandelt. Das Recht von Zeitzeugen, auf Wunsch anonym zu bleiben, wird gewahrt.

Kontakt:
Staatsarchiv Nidwalden
Stansstaderstrasse 54
Postfach 1251
6371 Stans
Telefon +41 41 618 51 51
staatsarchiv@nw.ch
https://www.nw.ch/staatsarchiv/116

Quelle: Kanton Nidwalden, Medienmitteilung, 6.4.2022; Kanton Bern: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen, o.D.

Objektsammlung der Stiftung Berliner Mauer online

Die Stiftung Berliner Mauer stellt auf ihrer Website mehr als 10.000 Objekte aus ihrem Sammlungsbestand online zur Verfügung: In der Sammlung Online können nunmehr Tausende Objekte zum Thema Mauer und Teilung, darunter historische Fotos, Originalobjekte, Pläne und Ansichtskarten sowie weitere Dokumente und archivierte Materialien recherchiert werden. Interessierte können frei in der Datenbank recherchieren, sich über den Kontext der einzelnen Objekte informieren und eigene Kommentare einbringen.

Anlässlich der Präsentation des neuen Angebots zeigte die Stiftung einige ausgewählte Objekte aus ihrem Sammlungsbestand, die sonst nicht zu sehen sind. Der Kurator der Sammlungen der Stiftung, Dr. Manfred Wichmann, erklärte: „Mit Sammlung Online leisten wir einen Beitrag zu einem demokratischen und transparenten Austausch zwischen der Fachwelt und der breiten Öffentlichkeit. Das Angebot dient dem freien Wissensaustausch und bietet einen direkten Blick in die laufende Sammlungsarbeit, denn beständig werden Informationen ergänzt und neue Bestände kommen hinzu. Viele der Objekte sind verbunden mit persönlichen Erlebnissen und machen so Geschichte anschaulich. Die Vielfalt und Authentizität der Objekte macht aber auch die Komplexität der Teilungsgeschichte deutlich: Sie offenbaren zahlreiche Details ebenso wie ungeklärte Fragen und Widersprüche in unserer nachträglichen historischen Betrachtung der Vergangenheit. Vor allem aber lassen sich originale Objekte und ihre Geschichten dort entdecken.“

Die Stiftung Berliner Mauer sammelt originale Objekte und historische Artefakte zur Berliner Mauer und der deutschen Teilungsgeschichte. Der Bestand umfasst alle Formen von materiellem Kulturgut, darunter Fotografien, Dokumente und Publikationen. Die Sammlung Online zeigt nicht nur die breite Vielfalt der Objekte, sondern ermöglicht einen Blick in die aktive Sammlungsarbeit der Stiftung Berliner Mauer. Sie wächst mit ungefähr 1.000 Objekten pro Jahr kontinuierlich weiter.

Die Sammlungen der Stiftung stellen die Grundlagen sowohl für die wissenschaftliche Forschung als auch für die Bildungsarbeit in Ausstellungen, Publikationen und Online-Projekten. Aus den Sammlungsbeständen entstehen auch direkt eigene digitale Angebote wie mauer-fotos.de.

Die Stiftung Berliner Mauer verantwortet fünf historische Orte in Berlin: Die Gedenkstätte Berliner Mauer, die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, die East Side Gallery, die Gedenkstätte Günter Litfin und das Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt.

Kontakt:
Stiftung Berliner Mauer
Bernauer Straße 111
13355 Berlin
Telefon: +49 (0)30 213085-122
info@stiftung-berliner-mauer.de

Quelle: Stiftung Berliner Mauer, Pressemitteilung, 23.3.2022

Unternehmenswerbung fürs Stadtarchiv Salzgitter

Im Stadtarchiv Salzgitter befindet sich ein neuer Schatz der lokalen Wirtschaftsgeschichte: Ein rund zehn Kilo schwerer und in Leder gebundener Foliant, der Prospekte, Preislisten, Leistungsverzeichnisse und Werbeanzeigen der Firma Dr. Dörnemann & Co von der Firmengründung bis in die 1980er Jahre enthält.

Elegant, korrosionsfest und stabil: Mit diesen drei Eigenschaften bewarb die einst in Gitter ansässige Firma Dr. Dörnemann & Co ihre seit 1957 unter dem Warenzeichen Elkosta hergestellten Erzeugnisse. Pfosten, Tore, Zäune, Schranken und Profile gehörten zur Produktpalette des mittelständischen Unternehmens, an dessen Gründer noch heute die Dr.-Dörnemann-Straße zwischen Salzgitter-Bad und Gitter erinnert.


Abb.: Der elkosta-Foliant „Werbung im Wandel der Zeit“ für das Stadtarchiv Salzgitter. Der Kundenkreis der Firma Dr. Dörnemann & Co umfasste Privatpersonen und öffentliche Einrichtungen im In- und Ausland. Die Einfahrt des Bundeskanzleramtes in Bonn war einst mit Technik aus Gitter gesichert (Foto: Stadt Salzgitter).

Der Kaufmann und NSDAP-Politiker Karl-Friedrich Dörnemann (1901-~1966), 1933 Mitglied des Preußischen Landtags, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Geschäftsführender Gesellschafter der Elkosta GmbH und der VKS Dr. Dörnemann & Co. in Salzgitter tätig. Das 1951 gegründete Familienunternehmen wurde 1994 zunächst an die Euromicron AG Frankfurt und zehn Jahre später schließlich an den schwedischen Gunnebo-Konzern verkauft. Im Herbst des Jahres 2004 gab der Konzern bekannt, dass die Produktion nach Salzkotten verlagert werden solle. Die Belegschaft in Salzgitter wehrte sich unter anderem mit Unterschriften- und Protestaktionen, die Politik schaltete sich vermittelnd ein, konnte letztendlich aber nicht verhindern, dass über 100 Elkosta-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kündigung erhielten.

Auch wenn die Spezialisten für Sicherheitstechnik in Salzgitter bereits Geschichte sind: Noch heute werden unter dem Markennamen Elkosta weltweit Sicherungsanlagen wie Absperrungen und Poller vertrieben. Dank eines ehemaligen Mitarbeiters der elkosta security systems GmbH konnte das Stadtarchiv Salzgitter den mehr als zehn Zentimeter dicken und fast ebenso viele Kilo schweren in Leder gebundenen Foliant übernehmen: Er enthält Prospekte, Preislisten, Leistungsverzeichnisse und Werbeanzeigen von den Anfängen des Unternehmens bis in die 1980er Jahre.

Das Stadtarchiv Salzgitter hat dieses Kleinod, das die Sammlung von Archivalien zur lokalen Wirtschaftsgeschichte bereichert, gerne in seinen Bestand aufgenommen. Wer mehr wissen möchte, kann sich an Claudia Böhler im Stadtarchiv wenden.

Zur Ausbeutung der großen, bereits im Mittelalter bekannten Eisenerzvorkommen im Gebiet von Salzgitter gründeten die Nationalsozialisten 1937 die Reichswerke Hermann Göring. Bis Kriegsbeginn trug die Stadt in den Plänen den Namen „Hermann-Göring-Stadt“. Als 1939 mit dem Bau begonnen wurde, sollte die Stadt aber „Watenstedt-Salzgitter“ heißen. Die Hermann-Göring-Werke ließen sich Abertausende von Zwangsarbeitern zuführen und nutzten deren Arbeitskraft schonungslos aus. Die neue Stadt stand deshalb weniger für Modernität und Wohnkomfort als vielmehr für ein unmenschliches Lagersystem, das vielen das Leben kostete. Der Aufbau der Hermann-Göring-Werke erforderte überdies eine einheitliche Verwaltungsstruktur im gesamten Raum, und so wurde gemäß Salzgitter-Gesetz zum 1.4.1942 ein einheitlicher Stadtkreis (kreisfreie Stadt) gegründet. 1951 wurde mit Watenstedt-Salzgitter in Salzgitter umbenannt. Salzgitter in seiner jetzigen Form war eine der wenigen neuen Stadtgründungen in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Kontakt:
Stadtarchiv Salzgitter
Nord-Süd-Straße 155
38259 Salzgitter
Telefon: 05341/839-2124
archiv@stadt.salzgitter.de

Quelle: Stadt Salzgitter, Pressemeldung, 4.4.2022; Jörg Leuschner: Salzgitter – Die Entstehung einer nationalsozialistischen Neustadt von 1937-1942, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 65/1993, 33-48; Vom Größenwahnsinn blieb nichts mehr übrig, in: WELT, 14.5.2002; Art. Karl-Friedrich Dörnemann, in: Wikipedia, 31.1.2021; Art. Salzgitter, in: Wikipedia, 19.3.2022; Stahlwerk mit Stadt – Die Gründung der Stadt Salzgitter vor 75 Jahren (1942) (NLA Wolfenbüttel K 4661), in: Aus den Magazinen des Landesarchivs (April 2017)

25. Ausgabe der Archiv-Nachrichten Niedersachsen (A-NN) erschienen

Die Archiv-Nachrichten Niedersachsen (A-NN) sind bei ihrem 25. Band angelangt. Seit ihren Anfängen im Jahr 1997 sind die A-NN das Publikationsorgan der jährlich stattfindenden (niedersächsischen) Archivtagungen. Da aufgrund der Corona-Pandemie der für 2021 vorgesehene Norddeutsche Archivtag in Mecklenburg-Vorpommern ausfallen musste, ging die Redaktion auf die Suche nach anderen Beiträgen für die Rubrik „Aus der Arbeit der Archive“.

Insgesamt 14 Beiträge zu Fragen der Archivgutbildung, Bestandserhaltung, Erschließung und Bereitstellung aber auch zur Organisation des archivischen Alltags und zur Quellenkunde vereint die 25. Ausgabe der Archiv-Nachrichten Niedersachsen.

In eigener Sache blicken zwei langjährige Redakteurinnen auf 25 Jahre Archiv-Nachrichten zurück. Der Beitrag zur niedersächsischen Archivgeschichte zeigt auch die Beständigkeit und den Wandel im niedersächsischen Archivwesen. Aus Sicht des Stadtarchivs Nienburg beleuchtet ein Aufsatz die Einflüsse der Corona-Pandemie auf den Arbeitsalltag eines Kommunalarchivs. Weitere Beiträge berichten von verschiedenen Bestandserhaltungsprojekten in Stadtarchiven und im Niedersächsischen Landesarchiv sowie über Erschließungsprojekte in den Abteilungen Wolfenbüttel und Hannover des Landesarchivs und den Quellenwert der nunmehr zugänglichen Archivalien. Ein eigener Beitrag zum Quellenwert von (gedruckten) Leichenpredigten ergänzt diesen Schwerpunkt.

Ein zentraler Beitrag befasst sich mit den vielschichtigen Herausforderungen bei der Übernahme und Benutzung von analogen und digitalen Meldeunterlagen sowie die Chancen, die sich hier für die (Stadt-)Archive eröffnen können.

Erfahrungsberichte über die Digitalisierung von Personenstandsregistern und die Teilnahme am Kultur-Hackathon „Coding da Vinci“ zeigen die Chancen der digitalen Bereitstellung von analogen Dokumenten, die auf diesem Weg zu einem neuen, virtuellen Leben erweckt werden können.

Ob aus der tragenden Rolle eines Archivs in dem Science-Fiktion-Film „Rogue one – A Star Wars Story“ Schlüsse für die Zukunft des Archivwesens gezogen werden können, beantwortet ebenso ein eigener Beitrag wie die gelungene Zusammenarbeit zwischen dem Niedersächsischen Landesarchiv und dem Landkreis Osnabrück bei der Archivierung von Unterlagen des Landkreises und der kreisangehörigen Kommunen.

Auf die archivfachlichen Beiträge folgen mit dem Bericht aus der Mitgliedersammlung die Neuigkeiten aus dem VNA und der Ausblick auf den 5. Niedersächsischen Archivtag in Delmenhorst. In einem umfangreichen Rezensionsteil werden sieben archivfachliche Publikationen aus den Themenfeldern Archivrecht, Bewertung, Quellenkunde und Erschließung besprochen. Mitglieder des Verbandes Niedersächsischer Archivarinnen und Archivare e.V. (VNA) erhalten die A-NN kostenfrei. Die A-NN können zudem zu einem Preis von 10,00 € zzgl. Versand erworben werden.

Inhaltsverzeichnis

Aus der Arbeit der Archive

Birgit Kehne und Rose Scholl
„Wir hoffen, daß dieses neue Etwas mit Sympathie aufgenommen wird …“. 25 Jahre Archiv-Nachrichten Niedersachsen

Patricia Berger
Das Stadt- und Kreisarchiv Nienburg in Zeiten von Corona. Der Praxisbericht eines kleineren Kommunalarchivs

Karolin Bubke
„Unantastbar für die Abrissbirne“. Vom Archivkarton in die Virtual Reality – das Energielabor der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Detlef Busse
Die Restaurierung der napoleonischen Bestände im Niedersächsischen Landesarchiv – eine Zwischenbilanz

Florian Dirks
Schulgeschichte sichtbar machen. Das Schularchiv des Domgymnasiums Verden im Kreisarchiv mit Hilfe der KEK erstmals benutzbar

Philip Haas
Der Adelsbrief im Archiv. Entstehung – Formalanalyse – Archivregest

Isabelle Hartung und Carsten Stühring
Mit Fördermitteln Bestände erhalten. Ein Projektbericht über die Restaurierung und Umverpackung des Bestandes Bestallungssachen im Stadtarchiv Hannover

Arne Hoffrichter
Adelsarchive und ihr Mehrwert für die historische Forschung. Zwei Beispiele aus der Abteilung Hannover des Niedersächsischen Landesarchivs

Erik Kleine Vennekate
Digitalisierung von Personenstandsregistern im Kreisarchiv Emsland – ein Erfahrungsbericht

Hildegard Krösche
Ein mittelalterliches Fragment des Liber glossarum. Fund in der Handschriftensammlung der Abteilung Hannover des Niedersächsischen Landesarchivs

Sven Mahmens
„Der Kinder Sterben macht den Eltern Leid …“ – Eine tödliche Epidemie vor 380 Jahren (Celle 1642) trifft die herzogliche Familie. Ein Beispiel für den Wert von Leichenpredigten

Romy Meyer und Anna Philine Schöpper
Meldedaten im Archiv – Chance oder Herausforderung?

Lars Nebelung
Archiv und Archivierung in dem Film „Rogue One – A Star Wars Story“ – Science Fiction oder Blick in die Zukunft des Archivwesens?

Anna Philine Schöpper
Mehr Kooperation wagen. Oder neue Herausforderungen gemeinsam angehen! Die Kooperation zwischen dem Niedersächsischen Landesarchiv und dem Landkreis Osnabrück

VNA-Angelegenheiten
Lars Nebelung
Bericht aus der Mitgliederversammlung des VNA e. V. am 30. September 2021

5. Niedersächsischer Archivtag in Delmenhorst

Neu erschienen
Hannes Berger
Öffentliche Archive und staatliches Wissen. Die Modernisierung des deutschen Archivrechts (Bernhard Homa)

Katharina Ernst / Peter Müller (Hg.)
Aktuelle Fragen der Überlieferungsbildung. Vorträge des 79. Südwestdeutschen Archivtags am 16. und 17. Mai 2019 in Ludwigsburg (Thomas Brakmann)

Ronald Gesecus / Volker Zaib (Hg.)
Berufsbild im Wandel: 20 Jahre Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Petra Diestelmann)

Sabine Graf / Gudrun Fiedler / Michael Hermann (Hg.)
75 Jahre Niedersachsen. Einblicke in seine Geschichte anhand von 75 Dokumenten (Florian Dirks)

Jens Heckl (Hg.)
Unbekannte Quellen: „Massenakten“ des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen seriellen Schriftguts aus normierten Verwaltungsverfahren, Band 4 (Stephanie Haberer)

Rainer Hering (Hg.)
Kommentierte Beständeübersicht des Landesarchivs Schleswig-Holstein. Bestandsaufnahme zum 150jährigen Bestehen (Jessica von Seggern)

Michael Hirschfeld / Franz-Reinhard Ruppert
Arbeitswanderer in Delmenhorst in der Epoche des Kaiserreichs 1871-1918. Böhmen – Eichsfeld – Oberschlesier – Galizier in einer nordwestdeutschen Industriestadt (Christoph Brunken)

Kontakt:
Verband Niedersächsischer Archivarinnen und Archivare e.V.
https://www.vna-online.de

Quelle: VNA, Pressemitteilung, 4.4.2022