Bonn will Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen

Unter dem Titel „Archiv ohne eigenen Kopf“ berichtet Martin Wein für den Bonner General-Anzeiger über Pläne der Stadt Bonn, das Stadtarchiv Bonn zukünftig als eigenständige Institution aufzugeben und in ein neues Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen zu integrieren. Dies solle nach dem Eintritt des langjährigen Archivleiters Dr. Norbert Schloßmacher in den Ruhestand ab März 2022 geschehen. Seine Nachfolge solle intern besetzt und enger dem Kulturamt unterstellt werden.


Abb.: Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Bonn (Foto: archive.nrw/Stadtarchiv Bonn)

Die Bonner Kulturdezernentin Dr. Birgit Schneider-Bönninger, früher Stadtarchivarin in Wolfsburg, möchte das etablierte Stadtarchiv Bonn laut GA „ohne eine öffentliche Diskussion als eigenständige Institution aufgeben“. Auf Nachfrage des General-Anzeigers hätte die Bonner Kulturverwaltung mitgeteilt, das Ausscheiden des Stadtarchivars „zur Umsetzung einer langfristig geplanten organisatorischen Veränderung“ zu nutzen.

Dem GA gegenüber legte die Bonner Ratsfrau Ros Sachse-Schadt (Bündnis 90/Die Grünen) dar, dass die Neuordnung zentraler Bereiche der Bonner Kultur „in der Organisationshoheit von Oberbürgermeisterin Katja Dörner“ liege. „Die Pläne seien deshalb bislang nicht im Kulturausschuss oder Rat vorgestellt oder diskutiert worden“.

In seinem im Hinblick auf die Umstrukturierungspläne skeptischen Artikel vom 17.12.2021 erinnert der General-Anzeiger an das kürzliche Stellenbesetzungsverfahren für das Stadtmuseum Bonn: „Vor gut einem Jahr war Schneider-Bönninger bei der Neubesetzung der Museumsleitung im Stadtmuseum ähnlich vorgegangen. Diese wollte sie zunächst lediglich in einem Leitungskollektiv organisieren. Erst nach einer öffentlichen Diskussion infolge eines GA-Interviews wurde die Position doch ausgeschrieben. Von der beabsichtigten Neukonzeption des Museums ist seither wenig zu hören. Anders als beim Museum ist die Kommune durch Landesgesetz zum Archivieren ihrer Aktenbestände durch ausgebildetes Personal verpflichtet.“

Die Geschichte des Bonner Stadtarchivs reicht weit zurück: 1284 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Während des pfälzischen Erbfolgekrieges, 1689, wurden die meisten Manuskripte vernichtet. Seit 1899 steht das Archiv der Öffentlichkeit zur Verfügung, seit 1977 an seinem jetzigen Ort im Stadthaus. Das Stadtarchiv Bonn gliedert sich in die vier Abteilungen Archiv, Bibliothek, Dokumentation und Gedenkstätte.

Neben dem Schriftgut der Bonner Stadtverwaltung verwahrt das Stadtarchiv auch einen Großteil der seit 1798 geführten Personenstandsregister (Zivilstandsregister). Zu diesem teilweise mehrere Jahrhunderte alten Verwaltungsschriftgut kommen über 400 Nachlässe von Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Firmen hinzu, Sonderbestände aus der Kriegs- und Besatzungszeit (Erster Weltkrieg) und Sammlungen etwa Karten und Pläne, Münzen und Medaillen sowie Briefe Bonner Persönlichkeiten. Die Sammlung der Urkunden beginnt mit dem Jahre 1256, die Handschriftensammlung datiert bis in das 15. Jahrhundert, die Bonner Kirchenbücher liegen aus dem 17. und 18. Jahrhundert vor.

Link: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn auf archive.nrw

Quelle: Martin Wein: Stadt Bonn will Stadtarchiv integrieren : Archiv ohne eigenen Kopf, in: General-Anzeiger, 17.12.2021; Stadtarchiv Bonn, Selbstdarstellung, Abruf: 17.12.2021; Art. Stadtarchiv Bonn, in: BonnWiki, 15.8.2021

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