60 Jahre deutsch-türkisches Anwerbeabkommen

Virtuelle Ausstellung des Stadtmuseums Ludwigshafen.

Die seit dem 3.12.2021 online präsentierte Ausstellung mit dem Kurztitel „anı / Erinnerung“ erinnert an den 60. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens, das am 30. Oktober 1961 geschlossen wurde. Gewidmet ist die neue virtuelle Ausstellung des Stadtmuseums Ludwigshafen all jenen, die seit 1961 als „Gastarbeiter“ nach Ludwigshafen kamen. Doch diese sind längst keine „Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“ mehr. Viele von ihnen sind in Deutschland geblieben, haben Familien gegründet, Freundinnen und Freunde gefunden und sich ein Leben in Ludwigshafen aufgebaut.

Die digitale Ausstellung möchte diesen Prozess beleuchten und dokumentieren. Denn Erinnerung heißt Anerkennung. In diesem Fall bedeutet das die Anerkennung der Leistungen von „Gastarbeitenden“ und ihren Familien, die Würdigung ihres Beitrags zum Wohlstand, dem Aufbau Nachkriegsdeutschlands und schließlich auch die Entwicklung einer friedlichen, demokratischen Gesellschaft. Allzu oft werden diese Geschichten in der deutschen Erinnerungskultur vergessen. „Gastarbeitsgeschichte“ ist ein wichtiger Teil der deutschen Arbeits- und Sozialgeschichte und damit für Ludwigshafen von großer Bedeutung.

Zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Türkei war durch Notenwechsel vom 30. Oktober 1961 eine Vereinbarung zur Regelung der Vermittlung türkischer Arbeitnehmer nach der Bundesrepublik Deutschland getroffen worden, die rückwirkend am 1. September 1961 in Kraft getreten ist.

Die Vereinbarung kam nicht nur deshalb zustande, weil Deutschland dringend Arbeitskräfte suchte. Auch außenpolitische Gesichtspunkte gehörten dazu: Die Türkei war bereits ein wichtiger Handelspartner für Deutschland und als Mitglied der NATO ein strategisch bedeutendes Land in Südosteuropa. Die Beschäftigung war zunächst für längstens zwei Jahre vorgesehen. Doch trotz Rotationsprinzip nahm die Zahl der Arbeitsmigranten stark zu.


Abb: 1980, Spielenachmittag mit dem Spielmobil im Hemshofpark an der Hartmannstraße in Luwigshafen. Der Hemshof war in Ludwigshafen besonders attraktiv für „Gastarbeitsfamilien“, denn die Mieten dort waren günstig. Zu tun hatte das vor allem mit dem schlechten Zustand der Wohnungen (Foto: Stadtmuseum Ludwigshafen). 

Durch ein zweites Abkommen mit der Türkei vom 30. September 1964 wurde die Beschränkung des Aufenthalts auf zwei Jahre gestrichen. Die angeworbenen Arbeitskräfte wurden in Deutschland „Gastarbeiter“ genannt. Das Bildungsniveau der angeworbenen türkischen Arbeitsmigranten war keineswegs so niedrig, wie oft angenommen wird. Der Anwerbestopp für ausländische Arbeitnehmer wurde am 23. November 1973 von der Bundesrepublik verhängt. Bis zum Anwerbestopp kamen rund 867.000 Türkinnen und Türken nach Deutschland. Zurückgekehrt sind in diesem Zeitraum rund 240.000 Personen.

Kontakt:
Stadtmuseum Ludwigshafen am Rhein
Postfach 21 12 25
67012 Ludwigshafen

Leitung Dr. Regina Heilmann
Telefon: 0621 504-2580
stadtmuseum@ludwigshafen.de
https://stadtmuseum.ludwigshafen.de

Quelle: Stadtmuseum Ludwigshafen, Pressemitteilung, Dez. 2021; Bundeszentrale für politische Bildung: Anwerbeabkommen mit der Türkei, 24.10.2011; Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: 60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei, Okt. 2021

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