Das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam hat die Erschließung seiner Überlieferung zum Braunkohlenbergbau abgeschlossen. Die online veröffentlichten Daten ermöglichen einen Überblick über alle im Landeshauptarchiv verwahrten Aktenbestände von Bergbauunternehmen in der Lausitz vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.
Abb.: Gesamtansicht der Fabriken der „Eintrachtwerke“, 1906 (Quelle: BLHA, Rep. 75 Eintracht Braunkohlenwerke AG, Welzow Nr. 471)
Nachdem die Bestände der DDR-Braunkohlenwerke bereits seit einigen Jahren online durchsuchbar waren, schließen neue Erschließungsangaben die Lücke zu den Unterlagen aus der Zeit vor 1945. Zudem informieren inhaltliche Einleitungen über die Geschichte der jeweiligen Unternehmen, über deren Grubenbetriebe sowie über die Geschichte der Bestände.
Bearbeitete Bestände:
Rep. 75 Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW), Halle (Saale)/Berlin
Rep. 75 Eintracht Braunkohlenwerke AG, Welzow
Rep. 75 F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH, Annahütte
Rep. 75 Ilse Bergbau AG, Grube Ilse bei Senftenberg
Rep. 75 Matador Bergbaugesellschaft mbH, Reppist bei Senftenberg
Rep. 75 Niederlausitzer Kohlenwerke AG, Berlin
Rep. 75 Senftenberger Kohlenwerke AG, Senftenberg
In den Unterlagen findet sich eine Vielzahl an Unterlagen über Anlage und Ausbau von Grubenbetrieben. Sie betreffen unter anderem den Aufschluss von Tagebauen, Investitionen in Technologie der Förderung und Brikettierung. Die in den 1880er Jahren gegründeten Kapitalgesellschaften erwiesen sich als leistungs- und konkurrenzfähig für die technologischen und finanziellen Herausforderungen, die der Aufschluss tiefer liegender Kohlenschichten im Tagebau stellten. Sie modernisierten fortlaufend ihre Tagebaue durch Übergang auf die Großraumförderung, den Einsatz von Abraumförderbrücken und immer größeren Baggern sowie durch Anlegung eines verzweigten Systems von Kohlen- und Anschlussbahnen, das einen kostengünstigen und schnellen Transport von Kohlen zwischen Tagebauen und Brikettfabriken und auch zu den Abnehmern von Kohle als Brennstoff oder als Grundstoff für die Kohlenchemie sicherstellte.
Das Wirken von Leitungsgremien (Aufsichtsrat, Vorstand, Gesellschafterversammlung) ist in den Beständen in unterschiedlicher Breite dokumentiert. Nahezu alle Bestände enthalten Unterlagen über die Zusammenarbeit der Unternehmen mit dem Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein e.V. und vor allem mit der regionalen Interessenvertretung der Werke im Lausitzer Revier, dem Niederlausitzer Bergbauverein e.V. mit Sitz in Senftenberg, der auch als Arbeitgeberverband in Tarifverhandlungen fungierte und zur Abstimmung über verschiedene überbetriebliche Fragen des Bergbaus (Grubenrettungswesen, Rekultivierung) diente. Die in den Beständen vorhandenen Protokolle, Rundschreiben und statistische Erhebungen bieten einen Gesamtblick auf den Braunkohlenbergbau in der Niederlausitz vor 1945.
Besonders umfangreich vorhanden sind in den Beständen Akten über Erwerb und Verwaltung des Kohlenfelderbesitzes. – Mit dem Kohlenabbau veränderten die Unternehmen gewachsene Landschafts- und Siedlungsstrukturen. Diese Eingriffe spiegeln sich am auffälligsten in Akten über die Verlegung von Wasserläufen und bereits vorhandener Infrastruktur (Straßen, Wege) wider. Sie treten noch deutlicher in Unterlagen über Entschädigungen für Grundwasserabsenkungen, den Bau von Wasserversorgungsanlagen und die Beteiligung an der Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft zutage. Entstehung und Ausbau von Arbeiterkolonien und Werkssiedlungen zur Unterbringung von Arbeitern dokumentieren sich in Akten zum Siedlungs- und Wohnungsbau, zur Beteiligung an Siedlungsgesellschaften und zur Übernahme von Kommunal- und Patronatslasten (Kirchen- und Schulbau).
Alle Bestände enthalten schließlich auch eine thematische breite Überlieferung zu den Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten im Bergbau. Die Bandbreite der Überlieferungen weist auf zahlreiche Auswertungsmöglichkeiten hin – auch über die Geschichte des Bergbaus hinaus. Insbesondere für die Orts- und Regionalgeschichte der Niederlausitz können die Akten von Interesse sein.
Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam
Postanschrift:
Postfach 600449
14404 Potsdam
Telefon: +49 (0) 331 5674-0
Telefax: +49 (0) 331 5674-212
poststelle@blha.brandenburg.de
https://blha.brandenburg.de
Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Aktuelles, 19.11.2021